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Im S-Springen gestern Abend, war Nick mit Las Vegas noch dritter geworden. Danach sind wir todmüde ins Bett gefallen.
Soundcheck wurde bereits verladen und machte sich nun auf den Weg in seine neue Heimat. Doch zum Trübsal blasen, hatten wir auch heute keine Zeit.
Der letzte Tag des Turnieres stand an und heute erwarteten wir die meisten Zuschauer.

Ich saß zusammen mit ein paar anderen Mitarbeiterinnen in der Meldestelle, während Nick beim Umbau des Pacours half. Das ganze Team ist sichtlich erschöpft, doch wir alle wollten, dass das Turnier, gerade zum Jubiläum, perfekt wurde.

Bereits zum Mittag stand die Sonne wieder hoch am Himmel und strahlte mit einer unglaublichen Kraft auf die Erde. Die Menschen verkrochen sich in den Zelten oder spannten ihre eigenen Sonnenschirme auf, was aber manchen Pferde sich ganz so gefiel. Aber da mussten sie durch. Nick meinte, dass das alles nur Abhärtung sei.

Das Kostümspringen fand nach dem Führzügelwettbewerb der ganz Kleinen statt und war mit Abstand wohl das meist besuchteste Springen.
Ursprünglich wollte Nick mit Soundcheck starten, doch jetzt sattelte er kurzer Hand Damasco, ein schwarzer, 8 jähriger Wallach, mit dem er letztes Jahr unterwegs gewesen war. Denn für sein Kostüm benötigen wir nunmal ein schwarzes Pferd.
Nick wollte sich unbedingt als Cro verkleiden, weshalb wir Damasco mit weißer Kreide, wie ein Panda aussahen lassen.

Klar, er hätte vielleicht auch als einfach Milchkuh durchgehen können, aber immerhin ging es ja bei dem Springen ja auch irgendwie um ein wenig Fantasie.
Nick trug eine einfache schwarze Hose, dazu so ein weißes Hemd, welches einen guten Blick auf seine muskulösen Arme erlaubte und im Gesicht diese typische Pandamaske. Dazu hatte er sich noch eine silberne Kette umgegangen, weil er das als cooler empfand.

Passend zum Kostüm hatten wir noch Pandaohren auf seinen weiß angemaltem Helm geklebt. Diese befanden sich übrigens auch als Ohrenhaube an Damasco.
Für so wenig Zeit zum Vorbereiten, sah das Kostüm echt nicht schlecht aus. Klar, andere Reiter hatten noch mehr Zeit und Aufwand in ihre Kostüme investiert, aber wir hatten schließlich noch andere Dinge zu erledigen und es war ja im Endeffekt just for fun.

(Ich habe das Video nur eingefügt, um euch das Kostüm zu zeigen. Weder die Höhe der Sprünge, noch die Kulisse stimmt mit dem aus dem Buch überein.)

Besonders die weiblichen Zuschauer waren begeistert von Nick's Kostüm und er erntete ordentlich Applaus. Jedoch hatte er leider einen Abwurf, weshalb er somit aus der sportlichen Platzierung raus war. Aber vielleicht konnten wir uns mit dem Kostüm noch platzieren. Denn bei solch einem Springen wurde einmal nach sportlicher und künstlerischer Leistung gewertet. Bei der künstlerischen Leistung war dabei das Publikum die Jury.

Anhand der Lautstärke des Applaus, wurden die Teilnehmer beurteilt.
Doch schon bald wurde mein Freund von anderen Reiter übertroffen, sodass wir sicher aus beiden Platzierungen rauswaren. Mit viel Spaß und Lachen nahm auch dieser Tag ein Ende. Ich traf ebenfalls einige bekannte Gesichter und unterhielt mich mit einigen. Langsam fühlte auch ich mich hier angenommen.

Montag.
Heute hieß es aufräumen, wegräumen, abbauen und so weiter. Alles fühlte sich ein bisschen so an, als ob wir drei Tage feiern waren und wir jetzt den ersten Tag ausnüchtern sollten.
Jeder war immer noch müde und erschöpft von den drei Tagen. Selbst in der Mittagspause herrschte gähnende Leere auf dem Hof. Alle lagen oder saßen irgendwo rum und hatten die Augen für eine Stunde geschlossen. So auch Nick und ich. Zusammen gekuschelt lagen wir auf meinem schmalen Bett und ließen uns in das Land der Träume reißen.

Morgen sollte zum Glück das erste Mal wieder etwas Regen kommen und drauf freuten wir uns alle sehr, denn die Felder brauchten unbedingt Wasser und außerdem war alles so staubtrocken, dass die Luft schon richtig stickig war. So ein Gewitter, welches kühlere Luft brachte, würde mal wieder richtig gut tun.

Gegen 16 Uhr saßen Nick und ich wieder draußen auf der Bank. Mit dem Aufräumen waren wir bereits fertig.
Wir redeten ein wenig über das Turnier und was wir für Eindrücke gesammelt hatten. Dabei lag mein Kopf auf seiner Schulter und er spielte mit meinen Händen.
Plötzlich öffnete sich die Tür zu Theo's Büro und der Chef kam heraus. Wiedereinmal kam er zielstrebig auf uns zu.
Auch er sah müde von dem Wochenende aus, doch als er uns ansah setzte er sich nochmal ein Lächeln auf.
Dann gab er Nick einen Schlüssel. Er wusste auf Anhieb, was das zu bedeuten hatte, nur ich stand mal wieder auf dem Schlauch.
Erst als Herr Wagner uns 'Viel Spaß' wünschte. Konnte ich erahnen, was das bedeuten würde.

"Wie lang?" Fragte Nick denn noch.
"2 Tage. Fahrt hin, wo ihr wollt. Das habt ihr euch verdient."

Sofort bedankten wir uns bei ihm und sprangen auf, um unsere Taschen zu packen. Theo hatte Nick den Schlüssel für seinen heißgeliebten Wohnwagen gegeben. Nun durften wir zwei Tage lang damit umher fahren und bleiben, wo wir wollten. Gleich am nächsten Morgen fuhren wir los. Natürlich verabschiedete ich mich aber erst von Geysir, Henry und Tom, bevor ich ins Auto auf den Beifahrersitz kletterte.

Der Wohnwagen war zwar schon einige Jahre alt, aber trotzdem noch in einem hervorragenden Zustand. Gestern Abend hatte Nick noch Luft auf die Reifen gelassen und ich hatte im Inneren, alles schnell übergeputzt und das Bettzeug bezogen. Jetzt konnte es losgehen. Den Wagen hatten wir hinter Nicks Auto gehangen und somit war er der Fahrer. Ich freute mich so unheimlich auf die Zeit zu zweit mit ihm.

Entspannt legte er seine Hand auf meinen Oberschenkel und lenkte mit der anderen das Gespann durch den Straßenverkehr. Als erstes Verschlug es uns an einen Geheimplatz, sowie Nick ihn nannte.
Zwei Stunden lang fuhren wir durch den tiefen Wald auf einem nicht sonderlich gemütlichen Weg. Doch es lohnte sich, schließlich kamen wir an einem ziemlich großen See mit einem kleinen Strand und nur wir waren hier. Ich bezweifelte aber allerdings auch, dass wir noch Besuch kriegen würden, so versteckt wie das hier war. Aber es war wunderschön.

Ich verliebte mich sofort in dieses Fleckchen Erde und wollte ab jetzt immer zum Urlaub hier her fahren.
Während Nick den Hänger abhing und sein Auto schön weit weg vom Wald stellte, zog ich gleich meine Schuhe aus und tastete mich vorsichtig ins Wasser.



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