ᗩᗷՏᑕᕼIᗴᗪ ᑎᗴᕼᗰᗴᑎ....

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Die ganze Zeit über lief ich über das Gelände und organisierte Dinge und klärte verschiedene Sachen.
Zwischendurch war ich immer wieder mal bei Nick auf dem Abreiteplatz um ihm zu helfen. Er wollte nämlich mit all seinen drei Pferden auf unserem Heimturnier reiten.
Während er gerade Henry abritt, hatte ich Soundcheck an der Hand. Für ihn war der Tag besonders aufregend, denn Soundcheck war von Nick's Pferden der einzige Hengst.
Somit war er voll beschäftigt damit, einigen Stuten hinterher zu Wiehern und sich besonders aufzuspielen. Doch ich ließ mich davon nicht beeindrucken. Anders, die Zuschauer am Rand. Neugierige Blicke lagen auf uns.

Nachdem sich die Leute aber an uns satt gesehen hatten, widmeten sie ihre Aufmerksamkeit wieder voll dem Sport.
Außer ein älterer Herr, welcher immer noch zu mir sah. Zuerst dachte ich nicht weiter darüber nach, doch auch nachdem Nick Soundcheck geritten war und ich ihn wieder in die Hand bekam, damit er in der nächsten Prüfung Henry reiten konnte, sah der Mann weiterhin zu mir.
Ich versuchte seinen starren Blick so gut es ging zu ignorieren, dabei ließ ich ihn aber nicht aus dem Augen. Der Junghengst war jetzt etwas ruhiger, als vorhin, weshalb er geschafft abschnaupte und seine Nase in das kurz geschnittene Gras steckte.
Auch die zweite Runde mit Henry in seinem allerersten M-Springen war ein Erfolg. Ohne Fehler und mit einer sicheren Zeit, hatten sie den Pacour hinter sich gebracht.

Lächelnd kam mein Freund auf mich zu und stieg von dem Fuchs. Er legte einen Arm um meine Hüfte und küsste mich innig. Dann ließ er wieder von mir ab, gab mir Henry in die Hand, der nun in die Box konnte und schnappte sich Soundcheck.
Langsam brachte ich, den noch etwas nassen Henry Richtung Stall. Ich sah nur noch ganz kurz, wie Nick plötzlich von dem Mann angesprochen wurde.
Nach einer Abkühlung und einem Apfel als Belohnung für Henry, schlenderte ich zurück zum Springplatz.
Ich war gerade pünktlich, denn Nick würde gleich seinen vierten Start heute haben.
Schnell zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche und klickte auf die Kamera.

Da es wieder ein Fehler - Zeit Springen war, ritt er nun ordentlich auf Tempo.
Nick war dieses Jahr bereits auch ein paar Mal ohne mich losgefahren, um seine Pferde an die Atmosphäre zu gewöhnen und in dieser Zeit wurden die drei auch immer sicherer, sodass er auch mal auf Tempo reiten konnte.
Mit einer sagenhaften Zeit von 56. 43 Sekunden, schlich er sich auf den ersten Platz. Und dort blieb er auch. Am Ende gewann Soundcheck den ersten und Henry den sechsten Platz.
Glücklich schloss ich die beiden Sieger nach der Ehrenrunde in die Arme.
Doch unsere Zweisamkeit war von nicht all zu langer Dauer.

"Und? Wie hat ihnen die Runde gefallen? Konnte er Sie überzeugen?", fragte Nick den Mann, welcher mich vorher die ganze Zeit beobachtet hatte.
Auf seinem sonst strengen und faltigen Gesicht breitete sich ein schmales Lächeln aus.
"Ja, der Bursche gefällt mir. Könnte ich denn mal den Chef sprechen?"

"Aber natürlich. Wollen sie gleich mitkommen?", bot mein Freund dem Älteren an. Dieser nickte einvernehmlich und so gingen wir zu dritt in den Stall.

Ich wusste zwar nicht, wer das war, aber ich hatte das Gefühl, dass diese Person eine sehr hohe Position hatte.
Und soweit, wie ich es heraus hören konnte, war er an dem Hengst interessiert.
Meine Vermutung über die Wichtigkeit des Mannes, wurde bestätigt, als Theo ihn erblickte und ihn förmlich mit offenen Armen in Empfang nahm.
Während Nick und ich schnell Soundcheck für die Box fertig machten, unterhielt sich Theo angeregt mit diesem Typen, der sich mir noch nicht mal vorgestellt hatte.
Weshalb ich in der Sattelkammer Nick's Arm ergriff, als er gerade wieder nach draußen gehen wollte.

"Wer ist das?"
Ein amüsiertes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
"Das ist der Zuchtleiter aus Warendorf. Er ist an Soundcheck interessiert und bereit viel Geld für ihn zu bezahlen."
Unsicher, ob ich mich freuen sollte oder nicht, nahm ich seine Antwort zur Kenntnis. Für mich war es überraschend zu sehen, dass sich Nick über solch ein Angebot freute, mir würde es den Boden unter den Füßen wegreißen.
Auch, wenn ich nicht der Reiter oder Besitzer dieses Pferdes war, hatte ich ihn doch lieb gewonnen.
Aber sowas gehörte wohl genauso dazu, wie alles andere. Davon lebte schließlich der Hof und für Theo ist es geradezu ein Glückslos, dass sich solch eine wichtige Person ein Pferd von ihm kaufte. Es wäre gut für die Kasse und den Ruf des Gestüts.

Sofort setzten wir uns zu viert in die Küche an den Tisch. Theo hatte schneller alle Unterlagen zusammen gesucht, als überhaupt sonst und Nick schwärmte in den höchsten Tönen von Soundcheck. Den potentiellen Käufer erfreute es natürlich sowas zu hören, doch mich ließ es wehleidig werden.
Mein Blick huschte zur Küchenuhr.
16.34 Uhr.
Um 22 Uhr würde Nick mit Las Vegas im Flutlicht S starten. Auch für Krümel das erste schwere Springen.

Der Mann redete davon, dass er den Hengst wohl schon länger im Visier hatte und heute im Springen habe er ihm wohl komplett überzeugt. Seine Manier und sein ganzer Rhytmus und Ehrgeiz hatten ihn erstaunt.
Und dann ging alles ziemlich schnell. Da Theo noch ein Dokument der letzten Tierärztlichen Untersuchung des Pferdes hatte, wurde der Kaufvertrag ausgedruckt und unterschrieben.

Für sage und schreibe 25.0000 Euro, wechselte Soundcheck heut Nachmittag seinen Besitzer.
Bereits Morgen Vormittag würde er abgeholt werden.
Da der Kauf ziemlich übereilt stattgefunden hatte, bot Theo dem neuen Besitzer noch an, dass er in den ersten zwei Wochen Soundcheck jederzeit zurück bringen könnte, falls irgendwas nicht in Ordnung wäre. Und so reichten sie sich die Hand. Damit war es beschlossene Sache, Soundchecks Kariere als Zuchthengst und Spitzensportler hatte begonnen. Ab jetzt würde sich der Wert des Pferdes mit jedem Sieg und erfolgreichem Nachkommen steigern.

Theo und der Mann wollten sich noch etwas unterhalten, also verließen Nick und ich zusammen die Küche und gingen in den Stall.
Ohne uns weiter zu unterhalten, steuerte er sofort zu Soundcheck und betrat seine Box. Auch, wenn er erst morgen abgeholt werden würde, konnte Nick jetzt in Ruhe Abschied nehmen.
Bedächtig klopfte er das glänzende Fell, des dunklen Pferdes. Und strich ihm ein paar Mal über sein weiße Flocke.
Der Hengst schnaubte nur zufrieden und steckte seine Nase zurück ins Heunetz.
Er wusste noch gar nichts von seinem Glück.



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