Samstag
Ich war gerade damit beschäftigt die leeren Futterschalen der Katzen mit Nassfutter zu befüllen, als ich plötzlich schon das erste Auto hörte, welches auf den Hof bog.
Eilig kratzte ich mit einem kleinen Löffel den Rest in die Schüssel, über die sich bereits die beiden Katzen stürzten.
Tom und Jerry waren in den letzten Tagen wirklich groß geworden und von den kleinen, schüchternen Katern war kaum was übrig.Den ganzen Tag streunerten sie über den Hof und hielten die Mitarbeiter von ihrer Arbeit ab, indem sie unbedingt gekrauelt werden mussten. Aber sie waren ja auch wirklich unwiderstehlich.
Ich packte die Dose in den Gelbensack und lief nach draußen zur umfunktionierten Koppel als Hängerparkplatz, wie es bereits beim Turnier der Fall gewesen war.
In dem Moment kam auch schon der Nächste und wenige Sekunde wieder der Nächste. So füllte sich die Weide immer mehr. Schließlich trafen auch die Richter ein, welche die Fohlen bewerten würden. Dazu kam noch der Tierarzt und zig andere Leute, die heut alle benötigt wurden.Nick und ich bekamen die ehrenhafte Aufgabe, mit in der Bahn zu stehen und die Fohlen zum laufen zu bringen. Das hieß auf gut Deutsch, den ganzen Tag laufen. Wahrscheinlich hatten wir diese Aufgabe bekommen, da wir wohl die jüngsten der ganze Mitarbeiter Truppe waren, was aber nicht automatisch bedeutete, dass ich Ausdauer hatte.
Es war wirklich schön zu hören, wie erfolgreich unsere Fohlen waren. Alle wurden prämiert, gechipt, eingetragen und auch gebrandmarkt. Nun hieß es für sie zwei Jahre Koppelleben und Pferd sein, bevor der Ernst des Lebens begann.
Zwei Monate würden sie noch hierbleiben, dann wäre die Zeit reif, um sie von der Mutter abzusetzen.Auch die fremden Fohlen machten einen guten Job und fast alle wurden prämiert. Einige wenige wurden es nicht. Sie würden einfach als normales Reitpferd Karriere machen. Der Sonntag war von weiterem Laufen und etwas Muskelkater geprägt. Heute waren alle Kaltblüter und Ponnys an der Reihe. Ich musste wirklich sagen; bei den Shetty Fohlen ging einem echt das Herz auf. Die Fohlen waren so klein und flauschig. Einfach nur Zucker.
Doch am Ende des Tages war ich einfach froh, das Haupttor zu zumachen und mich auf die Bank fallen zu lassen.Es hatte wirklich Spaß gemacht den ganzen Tag nur von süßen Fohlen umgeben zu sein, doch irgendwann reichte es dann mit laufen.
Doch meine Ruhe war nicht von langer Dauer. Durch etwas kaltes, nasses fuhr ich erschrocken zusammen. Es war Nick der grinsend neben mir anfing, die Blumen von Martha zu gießen und sobald ich ihn ansah, bekam ich auch schon die nächste Ladung Wasser ab.
Als ob ich heute noch nicht gelaufen wäre, sprang ich auf, griff den Schlauch und hielt ihn voll auf Nick. Nachdem er wirklich komplett nass war, richtete ich den Schlauch wieder auf die Blumen.Beide lachten wir um die Wette, bis er auf mich zu kam und mich in eine nasse Umarmung zog.
"Weißt du eigentlich, wie sehr ich mich darauf freue, deine Familie kennenzulernen?", flüsterte er in mein Ohr und schloss seine Arme noch enger um mich.
Ich musste lächeln, wie konnte ein Mensch nur so perfekt sein?Ich schüttelte leicht den Kopf.
"Nein, das weiß ich nicht. Aber ich glaube, meine Familie wird dich auch mögen. Also meine Mutti liebt dich jetzt schon abgöttisch und mein Vater ist eh nicht der Typ für Emotionen. Mit meiner Schwester wirst du dich auch gut verstehen und der Rest ist nicht so wichtig. Mir ist egal, was meine Tanten, Onkel und Cousins von dir halten. Die haben nichts in meinem Leben zu bestimmen. Also sag ruhig was, wenn dir etwas nicht passt. Vielleicht werden sie dich testen.""Keine Sorge, mit denen werde ich schon fertig. Ich glaube du machst dir wieder einmal mehr Gedanken, als nötig."
Somit gab er mir einen Kuss auf die Stirn und lächelte mich aus vollem Herzen an."So lass uns duschen gehen, bald gibt es Abendbrot."
Und mit diesen Worten seinerseits, verschwanden wir im Haus.Am Abendbrotstisch wurden wieder angeregte Gespräche geführt. Unter anderem hatte Luisa angerufen und uns berichtet, dass ihre Mutter den Krebs überstanden hatte und nur noch etwas Chemotherapie bekam.
"Wann hat sie denn angerufen?", fragte ich neugierig und sah zu Theo, welcher uns davon berichtet hatte.
"Als ihr oben wart. Sie sagte, dass sie uns gern mal besuchen würde."
Freudig sahen Nick und ich uns an. Zeitgleich begannen wir zu nicken.
"Ja, das wäre echt schön."Doch plötzlich fuhr mir eine Erinnerung, wie ein Blitzschlag durch den Kopf.
Ich wollte mich nochmal bei Pauline melden, damit wir uns verabreden konnten.
Bis ich oben im Zinmer war, wiederholte ich deswegen ständig 'Pauline anrufen, Pauline anrufen' in meinem Kopf, damit ich es auf keinen Fall wieder vergessen würde, denn ich wollte schon seit drei Tagen bei ihr anrufen.Auf meinem Bett sitzend, holte ich gleich mein Handy aus der Hosentasche und rief sie an. Erstaunlicherweise dauerte es nicht lang, bis sie den Anruf entgegen nahm.
"Hey ich bin's", meldete ich mich gleich.
"Hi, na wie geht's?"
"Gut und dir? Ich ruf an, damit wir uns jetzt mal endlich ein Treffen ausmachen können. Du meintest doch, dass du jetzt bald Semesterferien hättest."
"Ja, ab nächste Woche. Also mir ist es egal, wann ich kommen soll. Nur ab der zweiten Woche ist auch Linus mit seinem Semester fertig und ab da ist er dann bei mir. Sag du, wanns dir passt!"
"Also da ich diese Woche mit Nick bei meinen Eltern bin, könnte es erst nächste Woche klappen...
Wir wäre es, wenn ihr einfach zusammen kommt. Während wir dann in Ruhe Zeit verbringen, können sich Nick und Linus ja besser kennenlernen", sagte ich leicht lachend, da Nick und Linus so ziemlich die größten Unterschiede hatten, die zwei Menschen haben konnten.Doch meine Freundin schien davon nicht abgeneigt.
"Ja, warum nicht. Gut, dann schlag einen Tag vor."
"Wie wäre es Mittwoch zu Donnerstag? Ich könnt dann auch hier schlafen. Am Wochenende sind wir nämlich immer unterwegs."
"Ja das passt perfekt. Gut ich freu mich!"
"Ja ich auch, Ciao!"
"Tschüss", und so hatte ich auch dieses Telefonat geschafft und endlich ein Treffen organisieren können.
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Go for it!
Teen FictionMelanie ist eine 19 jähriges Mädchen, welches eine Ausbildung zur Pferdewirtin auf dem Gestüt in Marbach machen will. Gerne würde sie mit ihrem Wallach Geysir mehr zusammen wachsen und vielleicht ein paar Turniere beschreiten. Doch sie traut sich n...