ᑕOᗰIᑎᘜ ᕼOᗰᗴ

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Gleich Montagmorgen packten wir unsere Taschen in mein Auto und bekamen von Martha, noch ein paar eingepackte Brötchen für die Fahrt. Nachdem ich mich denn noch von so ziemlich jedem Hofbewohner, egal ob Tier oder Mensch, verabschiedet hatte, kletterte ich auf den Fahrersitz und schnallte mich an. Nick tat es mir gleich.

Vor uns lagen jetzt um die sechs Stunde Autofahrt. Die ersten drei Stunden würde ich fahren und mein Freund denn das restliche Ende. Zwar war er noch nie mein Auto gefahren, aber was konnte der Junge bitte nicht fahren...

"So, wollen wir?", fragte ich, bevor ich den Schlüssel umdrehte und der Motor meines Wagens ansprang. Mein Sitznachbar nickte nur zustimmend, während er Theo und Martha zum Abschied zu winkte. Und so machten wir uns auf den Weg nach Hause.

Während wir gut auf der Autobahn unterwegs waren und ich meine beiden Hände entspannt am Lenkrad hatte, hatte Nick seine linke Hand auf meinen Oberschenkel gelegt und trommelte mit seinen Fingern zum Takt der Lieder, welche im Radio zu hören waren.
Dabei sah er mich aber nicht an, sondern hatte gemütlich den Sitz in einer Schräglage gebracht, sein Cappy über die Augen gezogen und versuchte zu schlafen.
Erst, als jegliche Regung aus seiner Hand verschwand wusste ich, dass er eingeschlafen war. Ich drehte das Radio etwas leiser, damit er nicht von diesem überlauten Verkehrsfunk wach werden würde.

Er wachte auch wirklich erst kurz vor der Raststätte, an der wir planmäßig Pause machen wollten, wieder auf. Verschlafen richtete er seinen Sitz auf und rieb sich seine Augen, als ich langsam, über den kleinen Parkplatz auf der Suche nach einer Lücke, fuhr.

Schließlich fand ich eine und lenkte den Wagen rückwärts hinein.

"Pause!", verkündete ich erschöpft und öffnete die Tür, um frische Luft zu schnappen.
Doch viel frische Luft kam mir nicht entgegen, denn draußen waren es stickige 30° C und es wehte kein Wind.

"Hast du Lust auf ein Eis?", hörte ich Nick fragen.

Ohne groß zu überlegen, nickte ich schnell. Zusammen gingen wir in die Raststätte und suchten uns einen Platz an der Klimaanlage. Bald kam auch die Kellnerin und nahm unsere Bestellung entgegen. Während wir warteten, schrieb ich noch schnell meiner Mutter, dass wir die Hälfte der Strecke nun hinter uns hatten.

"Jetzt sind es nochmal um die drei Stunden, oder?", brach mein Freund ein Gespräch an.

"Ja, genau genommen 2 Stunden und 45 Minuten. Aber wir wissen ja nicht, ob wir noch in einen Stau kommen. Ich hoffe nicht. Das wäre bei dem Wetter, echt ne Qual."

"Waren viele LKWs, als du gefahren bist?"

"Es ging, wenig waren es aber nicht. Es geht aber auch schlimmer. Hast du gut schlafen können? Jetzt bin ich nämlich dran!"

"Ja, aber wer sagt mir dann, wo ich lang muss? Ich kenn mich hier doch gar nicht aus!"

"Das macht das Navi und Notfalls machst du mich wach."

In dem Moment kam die Kellnerin mit zwei Eisbechern wieder zu uns. Gleich schnappte ich mir meinen Löffel und klaute mir ein bisschen von meinem Gegenüber, da Nick sich ein anderes Eis bestellt hatte, als ich. Mit einer hochgezogenen Augenbraue, musterte er mich.

"Schmeckts? Darf ich es essen oder willst du tauschen?" Amüsiert lächelte er mich an.

Schnell nahm ich zum Vergleich einen Happen meines Bestellten.
Mein Eis gewann mit einer deutlichen Führung. Aber trotzdem ließ ich es mir nicht nehmen, ab und zu bei Nick zu klauen. Zwei waren nämlich besser, als eins. Das ließ er jedoch nicht lange auf sich sitzen, weshalb wir im Endeffekt mal ein Happen davon und mal einen Bissen davon, auf unsere Löffel nahmen.

Frisch gestärkt und ausgeruht, schlenderten wir unter der brütenden Hitze zurück ins Auto. Selbst nach dieser kurzen Zeit in der Sonne, war es da drin so warm, wie in einer Sauna. Sofort stand mir wieder der Schweiß auf der Stirn.
"Wenn wir erstmal bei meinem Eltern sind, gehen wir baden, ok?"

Auf dem Gesicht meines Freundes breitete sich ein fettes Grinsen aus.
"Ihr habt einen Pool? Geil!"

Ich erwiderte sein Lächeln, schnappte mir das Cappy, welches er bislang noch getragen hatte und setzte es mir auf den Kopf.
Dann stellte ich mir den Sitz ein und schloss meine Augen. Ich merkte nur noch, wie der Motor anging und Nick auf die Autobahn fuhr, bevor ich in einen leichten Schlaf verfiel.

Irgendwann wurde ich wach, nachdem mein erster Blick zu Nick gerichtet war, ging mein zweiter aus dem Fenster und mit Freude durfte ich feststellen, dass wir nicht mal mehr 20 Minuten unterwegs sein würden. Aufgeregt richtete ich mich auf und schob das Cappy ein bisschen höher.
"Wir sind ja bald da!", bemerkte ich freudig und lächelte meinen Freund an, der mein Lächeln erwiderte.

"Zum Glück bist du aufgewacht. Ich hatte schon Angst, dass ich mich verfahren hatte."

"Ach Quatsch, du doch nicht. Aber nein, wir sind vollkommen richtig."
Grinsend sah ich aus dem Fenster auf die bekannten Wiesen und Wälder, die ich, während meiner Zeit hier zu Hause, immer wieder gesehen hatte. Und zu meiner Beruhigung sah alles aus, wie immer.

Zufrieden schaltete ich das nervende Navi aus und gab selbst die Richtung an. Mein Herz machte sogar einen kleinen Freudensprung, als wir endlich auf die alte Holperstraße des Dorfes kamen. Ich erinnerte mich gefühlt an jeden Stein und Huckel.

"Da vorne ist es", sagte ich und zeigte mit dem Finger auf das Haus, indem ich aufgewachsen war.
Ein kurzer Blick auf die Uhr im Wagen, verriet mir, dass es kurz nach 16 Uhr war.

Nick stellte das Auto in den Schatten und stellte den Moter ab.
Beeindruckt sah er sich das alte große Einfamilienhaus an.

"Wollen wir? Meine Eltern brennen sicherlich schon darauf dich kennenzulernen..", riss ich ihn aus seinem Staunen. Gleich nickte er und schnallte sich ab, ich tat es ihm gleich und wenige Sekunden später betraten wir unseren kleinen Hof.
Zu meiner Verwunderung war niemand draußen, weshalb wir schnell ins kühle Haus gingen.

Aus der Küche hörte ich, wie meine Mutti irgendwas schneidete und mein Vater schien mit ihr zu reden.
Leise schlichen wir uns an die Tür.

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