Heisse Schokolade

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Die Zeit war wie im Fluge vergangen. Inzwischen standen Sterne am Himmel und unsere Fingerkuppen waren vom warmen Wasser schrumpelig. Wir stiegen aus dem Wasser und wickelten uns in Bademäntel ein, bevor wir den Pool zudeckten und in mein warmes Zimmer huschten. Während ich meine Haare trockenrubbelte, sendete Serena eine Nachricht an ihre Eltern, dass sie heute hier schlafen würde und morgen direkt zur Uni gehen würde. Dannach verschwand sie in die Dusche.

Ich zog mir meinen Pyjama an und holte die zweite Bettdecke aus dem grossen Wandschrank und legte diese auf das Bett. Serena hasste es, wenn sich ihre Eltern stritten und ich verstand das. Ich wollte ihr heute einfach ein Zuhause bieten, ein Zuhause welches sie sonst gerade nicht hatte. Wir kannten uns seit klein auf und sie war wie eine Schwester für mich, denn ich hatte keine Geschwister und auch kaum Verwandte welche nicht kleine Kinder waren. Vorsichtig legte ich das Bettzeug auf die linke Seite meines breiten Boxspringbettes. Schliesslich nahm ich den Teller der Pizza und huschte die Stufen nach unten zu der Küche. Gerade in dem Moment kamen meine Eltern zu der Haustüre rein. Draussen war es schon dunkel und einen kalten Wind bliess durch die offene Tür. Während ich zwei Tassen heisse Schokolade vorbereitete, erklärte ich meinen Eltern, dass Serena bei mir schlafen würde und wir Morgen gemeinsam auf den Bus gehen würden. Sie willigten wie vermutet ohne Probleme ein und ich trug die Getränke nach oben, wo ich sie das kleine Tischchen neben dem Bett stellte.

Serena kam in meiner Jogginghose und einem Shirt durch die Badezimmertür und liess sich erschöpft auf das Bett fallen. "Danke Jamie", flüsterte sie beinahe lautlos. Ich hob eine Tasse hoch und überreichte sie ihr, worauf sie dankbar lächelte. "Meine Eltern sind einverstanden", erwähnte sie und hob dann die Tasse an ihre Lippen. "Das ist schön", antwortete ich und trank selbst einen grossen Schluck. Das taten wir bereits als kleine Kinder, heisse Schokolade auf der Bettkante trinken und dann gemeinsam schlafen gehen. "Jamie?" Ich schaute meine Freundin an und legte den Kopf schief. "Sie wollen diesen Jungen aufnehmen", nuschelte sie und wirkte dabei ziemlich müde: "Meine Eltern haben sich geeinigt und ja, jetzt haben wir für die nächsten beiden Monate den Sohn unserer Hausgehilfin bei uns."

Bemüht darum aufmunternd zu lächeln meinte ich, dass es nicht so schlimm sein müsse. Serena zuckte jedoch nur mit den Schultern und schlüfte ihre Milch aus, bevor sie die Tasse auf den Tisch stellte und unter ihre Bettdecke kroch. Ich stand auf und stellte das Hauptlicht aus, so dass nur noch die Lichterketten an der Zimmerdecke schwach strahlten. "Alles wird gut", flüstere ich und kroch neben sie unter die Decke, strich ihr über das Haar und versprach, dass ich für sie und die Familie beten würde. Dannach schaute ich zu wie sie völlig aufgelöst ins Kissen sank und die Augen müde schloss. Kurz darauf hörte ich nur noch ihr regelmässiges tiefes Atmen. "Schlaf gut", hauchte ich vorsichtig, legte mich hin, betete leise zu Gott und versuchte schliesslich selbst auch einzuschlafen.

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