Verzaubert von der leisen Melodie rannte ich beinahe zu dem Ort, an welchem das Instrument stand. Doch gegen meine Erwartungen konnte ich Emmanuel nicht erkennen. Unglaublich viele Menschen standen in einem Kreis um das Klavier. Einige hatten ihre Handys hervorgenommen und filmten. Ich musste nähertreten um überhaupt etwas sehen zu können. Beinahe erleichtert atmete ich aus, als ich tatsählich den Jungen mit den rötlichen Haaren auf dem Hocker entdeckte. Emmanuel sass mit dem Rücken zu uns allen, nur wenige sahen ihn von der Seite. Aber dass er mich noch nicht entdeckte, hatte vielleicht auch Vorteile und so blieb ich hinter seinem Rücken stehen. Gerade war die Melodie schnell und fröhlich und die Leute wippten manchmal mit ihren Köpfen oder mit dem einten Fuss.
Die Stimmung war unglaublich toll und die Leute hatten Spass ihm zuzuhören. Das war offensichtlich, denn ich hatte nicht einmal gewusst, dass es so viele Leute an diesem Bahnhof gab, wie Menschen, die gerade zuhörten. Doch tief im Innern musste ich zugeben, dass ich die ruhigen Lieder hören wollte, die Lieder mit den vielen Gefühlen von der Nacht als wir hier vorbeikamen. Das Lied hörte auf und die Leute klatschten. Nicht versteckt oder leise, nein sie jubelten regelrecht und eine ältere Dame schrie: "Bravo." Verstand Emmanuel dies wohl? Auch ich klatschte schüchtern in die Hände und lächelte dabei. Nur ich wusste von allen Menschen hier, wie sehr er das Klavier genoss und warscheinlich auch die Zuschauer, welche er sich absolut verdient hatte. "Singe nochmal", meint eine der jungen Frauen in meinem Alter welche direkt am Klavier stand. In dem Bruchteil einer Sekunde blitzen mir zwei Gedanken durch den Kopf. Erstens, Singen??? Emmanuel hatte gesungen? Er konnte singen? Und zweitens, wer was dieses Weib? Ein unbegründeter Stich von Eifersucht durchquerte meine Brust, welcher sofort stopte als Emmanuel begann einzelne Akkorde auf eine ruhige Art zu spielen.
Plötzlich wurde es um das Klavier wieder ganz Still, fast so, als würde jeder einzelne hier den Atem anhalten. Ich tat dies wirklich. Das Intro wirkte auf mich viel zu lange und ich war unglaublich gespannt, was nun passieren würde. Er begann zu singen und ich schnappte nach der dringend gebrauchten Luft. Gerade suche ich Worte um dies zu beschreiben, es war unbeschreiblich schön. Seine Stimme war laut aber sanft, sodass wir ihn alle hören konnten und trotzdem füllte er den offenen Bahnhofsplatz mit seiner tiefen Stimme völlig aus. Das Lied kannte ich, benennen war jedoch unmöglich. Gänsehaut begann sich über meinen Körper auszubreiten und ich musste zweimal schlucken um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Denn hier hörte man den Schmerz wieder, obwohl ich nicht glaubte das ihm jemand so gut zuhörte und alle nur seine perfekte Stimme hörten, aber da war mehr hinter diesen Worten und der Stimme. Eine Geschichte. Eine Geschichte die ich kennenlernen wollte. Um jeden Preis. Dieser Junge war mehr als ein Künstler und Musiker, er hatte eine Geschichte zu erzählen und ich wollte zuhören.
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Beyond the limit
Teen FictionIf you are limited, you want to pass the limits! Eine Zeitspanne von exakt 3 Monaten und Grenzen welche unüberwindbar sind. Keine gute Voraussetzung für eine junge Liebe, doch was das Herz will, kann man sowieso nicht steuern. Auch ich nicht. Denn a...