Guten Morgen

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Ich erwachte noch bevor der Wecker klingelte. Eingekuschelt öffne ich meine schweren Augenlieder und blinzle einige Male. Mit Vorsicht setze ich mich an den Bettrand um Serena nicht aufzuwecken. Da ich noch um einiges zu früh war, entschied ich kurz zu duschen. Leise nahm ich eine frische Jeans, Unterwäsche und ein weisses Shirt vom Stapel und schlich dann in das Badezimmer um unter das heisse Wasser zu stehen. Ich liebte es über alles zu duschen, es war erfrischend und ich fühlte mich wohlig vom Wasser umgeben. In Gedanken versunken und in Sorgen über die sonst so fröhliche Serena wusch ich mir die Haare und spülte sie mit dem warmen Wasser aus. Mein Handy zeigte, dass der Wecker wohl bald klingeln würde, somit stieg ich schweren Herzens aus der Dusche und trocknete meine erhitze Haut trocken, bevor ich meine Haare in einen Turban drehte.

In den frischen Klamotten ging ich zurück in mein Zimmer, stellte den Wecker aus und liess an seiner Stelle ruhige Musik laufen. Damit Serena aufwachte öffnete ich die Jalousien und sah zu wie sie meckernd die Decke über den Kopf zog um zurück in die Dunkelheit zu gelangen. "Guten Morgen", lächelte ich: "Kaffe?" Ein zustimmendes Geräusch drang isoloiert aus der Decke hervor. Serena liebte Kaffe, im Gegensatz zu mir, ich hasste dieses Gesöff. "Ich warte unten", informierte ich sie, nahm meinen kleinen Laptop und den Rucksack und lief die Treppenstufen hinunter und ging in die Küche.

Meine Mama wollte gerade zur Arbeit, also verabschiedete ich mich kurz bei ihr und liess dann einen Kaffe für mein Sorgenkind heraus. Für mich reichte ein Glas Wasser und eine Reihe Schokolade. Gerade in dem Moment als ich die Tasse auf die Bar in der Küche stellte kam Serena die Treppe runter. Sie sah verheult aus und ziemlich müde. "Hier", überreichte ich ihr die Tasse und sie schlürfte schwach lächelnd daran. "Gut geschlafen", erkundigte ich mich und legte eine Hand auf ihren Unterarm. "Ja schon", bestätigte diese junge aber erschöpfte Frau nicht besonders überzeugend. Allerdings erklärte sie: "Mein Vater ist nun auf die Reise gegangen, meine Mama muss alles selbst regeln wegen diesem Sohn und wegen Juliana und das ganze Chaos. Sie ist wütend."
Mitfühlend schaute ich ihr in die glasigen Augen. Sie zuckte abweisend mit den Schultern und überspielte die wohl schlimmen Gedanken welche sie gerade in ihrem Kopf zu bekämpfen scheint.

Gemeinsam stiegen wir beide ins Badezimmer und während sich Serena die Augenringe abdeckte, versuchte ich meine zerzausten Haare zu entknoten. Wir putzen beide die Zähne und mussten uns schlussendlich beeilen, an die Bushaltestelle zu gelangen. Unsere Unis waren in der selben Stadt und so konnten wir oft gemeinsam fahren. Die Fahrt war schweigend, alles wirkte so anders, als wäre ein Stück vom Serenas Familie zerbrochen.

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