Ungebetener Gast

10 6 0
                                    

Wir verbrachten den Nachmittag vor dem Fernseher und mit Snacks. Meine Eltern waren inzwischen nach Hause gekommen und ich erzählte ihnen kurz was gestern geschehen war. Die Details liess ich aus. Auch Serena erzählte ich nichts. Keine Ahnung. Irgendwie befürchtete ich, dass wenn ich von dem Klavierspielen erzählte, dass es unreal werden würde, so als hätte es nicht stattgefunden. Abgesehen davon war meine Freundin sowieso nicht gut auf den Jungen zu sprechen, also beliess ich es dabei, andere Themen mit ihr auszudiskutieren. Gegen vier Uhr verschwanden wir in meinem Zimmer um uns umzuziehen. Ich zog mein weisses Sommerkleid an, es war zwar Frühling doch die Temperaturen stigen bis zu 27°C. Ein Strandfest mit Lagerfeuer und Musik war genau das Richtige. "Setz dich", meinte Serena und ich liess mich auf dem hergeschobenen Stuhl sinken. Sie begann mir die Haare mit einem Lockenstab zu wellen.

Eine Stunde später sahen wir wie auf dem Cover einer Sommerzeitschrift aus, zumindest sagte dies meine Freundin, welche deutlich mehr Selbstvertrauen besass. Bevor wir nach unten gingen schlüpfte ich noch in meine weissen Riemchensandalen und griff zu der kleinen Tasche, in welcher ich mein Pormonnai und das Handy verstaute. "Hallo Schatz", rief meine Mutter, gerade als ich mich verabschieden wollte um mich aufzuhalten. "Serena", wandte sie sich an meine Freundin: "Deine Mutter hat gefragt ob ihr heute Emmanuel mitnehmen könntet?" Keine Antwort. Serena schaute genervt zu mir und ich zuckte unbeteiligt mit den Schultern. "Ach kommt schon", drängte meine Mam: "Er kann gut Deutsch und würde euch bestimmt nicht stören." Nicht wirklich überzeugend willigte Serena ein und wir machten uns auf den Weg Emmanuel abzuholen.

"Muss das wirklich sein", seuftze Serena genervt auf dem Weg zu ihrem Zuhause: "Klar darf jeder zu uns in die Jugendgruppe kommen aber warum dieser Störefried." Wieder war da dieses Gefühl, das Gefühl ihn verteidigen zu wollen, aber ich schwieg. Wir öffneten die Tür und der fremde Junge war gerade dabei seine Schuhe zu binden. "Hallo Jamie", begrüsste er mich und seine Augen funkelten: "Hallo Serena." Meine Freundin nickte höflich aber kalt und ich lächelte ihm zu. "Ihr wollt nicht das ich mitkomme", stellte er fest und seine Deutsch war gut, aber sein Dialekt war gut hörbar. Irgendwie süss. "Ich kann auch Zuhause bleiben", ergänzte er als wir ihm beide nicht antworten. "Natürlich darfst du mitkommen", gab ich dem Gefühl nach, zu ihm zu stehen. "Kein Problem", meldete sich nun auch Serena zu Wort, welche niemals fies sein wollte. Er lächelte ein wenig breiter, wobei seine Zähne zum Vorschein kamen. Dieses Lächeln war so unfassbar süss, dass ich für eine Sekunde starrte, bevor ich mich kopfschüttelnd abwandte und zu meinen beiden Freunden? Begleiter? sagte: "Jetzt kommt schon", und damit die unangenehme Stille durchbrach.

Beyond the limitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt