Ein Tag in der Uni

9 6 0
                                    

Nachdem mir Serena im vollgestopften Bus gestanden hatte, dass sie Angst hat, dass ihre Familie eines Tages auseinanderbrechen würde, verlief die Fahrt in die Stadt schweigsam und ziemlich bedrückt. Wir trennten uns, aber ich bot ihr an, dass sie die Ferien oder die Tage welche sie sich einsam fühlte, immer bei mir willkommen war.

Während der Vorlesungen sass ich hinter meinem Laptop und versuchte mich mit der grössten Mühe zu konzentrieren. Doch meine Gedanken schweiften immer wieder zu der jungen Haushälterin und der Familie Sutter. Wann kam der kleine Junge von Juliana wohl zu Serena nach Hause? Ich ertappte mich erneut bei den Fragereien und schüttelte ab meiner Undisziplin den Kopf, bevor ich einen grossen Schluck kaltes Wasser trank, im Versuch klare Gedanken zu fassen. So ging das den ganzen Tag lang. Um vier Uhr Nachmittags sass ich in meiner letzten Vorlesung und starrte Löcher in die Luft. Ich hätte genau so gut Zuhause bleiben können, mittbekommen hatte ich von den Professoren sowieso praktisch nichts.

Verstohlen kramte ich mein Handy aus der Hosentasche und öffnete den Chat mit Serena: "Wie geht es dir? Soll ich heute Abend zu dir kommen?" Ich schaltete den Display aus und verstaute das Ding zurück in meinen Rucksack. Serena würde sich heute zu der selben Zeit wie ich auf den Rückweg machen und wenn in ihrer Familie momentan alles schwer war, wollte ich ihr beistehen. Sie hatte mir wohl noch kaum etwas erzählt und trotzdem wusste ich an ihrer bedrückten Art, dass es ziemlich ernst war.

Endlich war die Zeit um und ich packte meinen Laptop ein und schaltete das Handy ein. Serena hatte mir nicht geantwortet, also beschloss ich im Bus mit ihr zu sprechen. Um es direkt zu klären, rief ich kurz meiner Mama an und erklärte ihr die Situation. Sie war unglaublich verständnissvoll und verstand meine zunehmenden Sorgen um meine Freundin, worfür ich ihr ehrlich dankbar war. An der Bushaltestelle drängten sich schon viele Studenten welche in unsere Richtung nach Hause mussten, viele davon kannte ich von früher, jedoch hatte ich nicht wirklich Kontakt, was mir Smalltalk ersparte. Gerade als der Bus einfuhr, sah ich Serena in schnellen langen Schritten auf mich zukommen. "Hallo", meinte sie schwer atmend und ich sah ein kleines Lächeln auf ihren Lippen: "Entschuldigung, ich bin nicht dazugekommen dir zu antworten, ich wäre ächt froh um ein wenig psychische Unterstützung heute Abend." "Klar, ich werde dich begleiten, kommt der kleine Junge von Juliana heute?" Serena nickte zögerlich: "Soweit ich weiss, ja. Hilfst du mir das Gästezimmer einzurichten?" An das hatte ich noch gar nicht gedacht, natürlich brauchte der Kleine auch ein Zimmer für sich, während seine Mutter kochte, die Wäsche wusch oder putze. "Natürlich helfe ich, lass es uns gleich machen, wenn wir ankommen. Nach dem ganzen sitzen heute bin ich gerade glücklich um ein wenig Bewegung."

Beyond the limitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt