Abseits des Feuers

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Als wir unser Fleisch vom Grill nahmen und unsere Teller mit Salaten und Chips füllten, stiess Serena wieder zu uns und wir setzten uns zu den anderen um das flackernde Feuer in unserer Mitte. Mehr oder weniger schweigend assen wir unser Fleisch und die leckeren Beilagen. Durch die spätabendlichen Sonnenstrahlen und durch die gelben Flammen sah ich Emmanuel zwischen seinen neuen Freunden unbeschwehrt lachen und zu reden. Etwas, dass ich nicht benennen konnte, fesselte mich an diesem Fremden. Warscheinlich war es der Gedanke, dass er hier fremd und alleine war und dass ich ihm helfen wollte. Nicht mehr.

Der Abend nahm seinen Lauf. Nach dem Essen machten wir gemeinsam Worship und sangen englische Lieder zu Gott. Die Atmosphäre mit der Gitarre, dem Feuer und der langsam tiefer stehende Sonne war beinahe magisch. Ich schloss die Augen und legte mich entspannt auf den Rücken, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und genoss die sommerliche Stimmung und die Tatsache, wie wohl ich mich in diesem Augenblick gerade fühlte. Nach den Songs die wir gemeinsam gesungen haben verkungen sind und die Sonne am roten Himmel hinter dem Horizont verschwand, kehrte eine Gemütlichkeit ein. Decken wurden verteilt und ich deckte mich und Serena mit einer zu, während wir beide auf das Feuer blickten. "Er scheint sich wohlzufühlen", sprudelten die Worte aus meinem Mund, ohne dass ich nachdenken und sie aufhalten konnte: "Meinst du er hat die Lieder verstanden?" Serena zuckte mit den Schultern und ich legte einen Arm um sie. "Weisst du", erwähnte sie: "Wenn er nicht gekommen wären, hätten sich meine Eltern nicht so fürchterlich gestritten. Noch immer weint Mama jeden Abend und sie verteift sich noch mehr in ihrer Arbeit."

Ich strich ihr über den Rücken und plötzlich fühlte sich meinen Magen so an, als würde er sich drehen. Mit einem Blick auf Serena und auch auf Noemi, welche zu meiner Rechten sass, entschuldigte ich mich: "Ich muss kurz alleine sein." Dann stand ich auf und lief runter an das Flussufer wobei ich ein wenig Abseits auf eine kleine Mauer sass, auf welcher mich von oben Niemand sehen konnte.

Ich atmete tief durch und versuchte dieses komische Gefühl loszuwerden. Ich hasste es wenn ich nicht helfen konnte und ich bekam beinahe Angstzustände, wenn ich hilflos zusehen musste, wie schlecht es jemandem ging. Mit der Zeit wurden meine Gedanken wieder klarer und das Gefühl erbrechen zu müssen verschwand auch. Vorsichtig öffnete ich meine Schuhe und legte sie neben mich um einfach dem Plätschern des Flusses zuzuhören und mich möglichst zu entspannen. "Lieber Jesus", begann ich ganz leise vor mich hinzuflüstern: "Du weisst wie ich mich fühle, du weisst woher diese Angst kommt. Bitte nimm dieses Gefühl von meiner Brust weg. Und hilf Serena und ihren Eltern. Schau das sie bald wieder Frieden haben und alles gut wird. Und irgendetwas weiss ich noch nicht, schau das sich auch das mit Juliana und Emmanuel klärt. Danke dass ich nie alleine bin. Amen."

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