Das Gästezimmer

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Von der Bushaltestelle in unserem Dorf waren es nur knappe hundert Meter bis zum Haus der Familie Sutter. Wir traten ein und eine unglaubwürdige Stille kam uns entgegen. "Was ist hier los", wunderte ich mich in Anbetracht der sonst so lauten kleinen Geschwister der Sutters. "Ich habe keine Ahnung", meinte Serena, lachte auf und zuckte ratlos mit den Schultern: "Traurig bin ich nicht darüber." Wir zogen unsere Schuhe aus und liefen hoch in das Gästezimmer, welches neben Serenas Raum lag. "Lass uns die Matratze vom Dachboden holen", schlug ich vor und Serena wehrte ab: "Das werde ich machen, kein Problem." Mit diesen Worten verschwand sie aus dem kleinen beinahe leeren Zimmer. Die Vorhänge lagen zusammengefaltet auf dem Bett und ich begann damit, diese vor das Fenster zu hängen, bevor ich die Bettwäsche aus dem Schrank zerrte und bezog.

"Sollen wir einige Spielsachen hereinstellen", erkundigte ich mich, während ich das Bett gemeinsam mit Serena machte. Serenas helles Lachen erfüllte den Raum mit Fröhlichkeit, genau das hatte ich so vermisst. "Du liegst völlig falsch", meinte sie amüsiert: "Emmanuel ist neunzehn soweit ich weiss." Meine Kinnlade fiel runter, wow. Juliana wirkte so jung auf mich und ich hätte gedacht ihr Sohn wäre viel jünger. Nun liess ich mich von dem Lachen meiner Freundin anstecken: "Keine Kugelbahn für den Herren?", witzelte ich und breitete den Teppich vor dem Fenster aus. Gerade als ich das Fenster öffnete um frische Abendluft in das Zimmer zu lassen, hörten wir von unten wilde Rufe. "Da sind sie ja", seufzte die grosse Schwester über die Übeltäter des Lärmes. Sie stampfte aus dem Zimmer und ich folgte ihr.

"Hallo Serena", meinte Juliana und lächelte schwach: "Ich werde gleich Abendessen zubereiten, deine Mutter sagt sie werde heute spät kommen." Die Haushälterin nickte mir zu und verschwand in der Küche, während Jenny und die Zwillingsjungs in ihre Zimmer verschwanden. Serena liess erschöpft die Schultern sinken. Ich verstand ihre Aufwühlung über das Chaos, lächelte ihr aber trotzdem aufmunternd zu. "Kann ich dir etwas helfen", bot ich ihr an und sie schüttelte resignierend den Kopf. "Juliana", rief sie stattdessen: "Wann wird ihr Sohn eintreffen?" Keine Antwort. Wir liefen in die Küche und ich fragte für Serena ein zweites Mal. "In zwei Stunden am Flughafen, würdest du ihn für mich abholen?" Ihr Blick fiel auf meine ohnehin schon gestresste Freundin: "Deine Mutter wollte es machen, aber sie hat noch ein Termin." Bevor Serena den Mund öffnete, bot ich schnell an: "Ich kann das machen." Die beiden schauten mich verwundert an. "Warum nicht?", zuckte ich mit den SChultern und erntete einen dankbaren Blick von Serena. "Wer bist du", erkundigte sich Juliana. "Das werde ich dir erklären", meinte Serena und blickte auf die Küchenuhr: "Jamie schnell, der Bus fährt gleich! Ich werde dir den Flug schicken." Ich lächelte und nickte: "Bis bald und Serena, atme tief durch!" Sie warf mir spielerisch eine Kusshand zu und als ich mich umdrehte rief sie ein: "Du bist die Beste!", hinterher.

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