Verdrängung

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"Bringst du mich nach Hause", stotterte mein Gegenüber. Keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war und was gerade los war aber ich nickte und stand auf. Ich war schockiert, wie sehr sich seine Stimme verändern konnte. Als ich ihn kennengelernt hatte und auch als er sang hatte er die wunderschönste Stimme auf der Welt für mich. Die tiefe darin war dabei sexy und trotzdem klang es freundlich und liebevoll. Jetzt jedoch war nur Kälte zu erkennen. Kälte und Hass. Ich fühlte mich nicht mehr wohl und war dankbar, nach Hause zu können. Er war auch aufgestanden und lief hinter mir her in Richtung des Bahnhofes. Meine sonst sehr kurzen Schritte waren lang und hecktisch.

Zum Glück fuhr direkt einen Bus und wir stiegen ein um uns gegenüber hinzusetzen. "Mir geht es nicht gut", flüsterte Emmanuel plötzlich und klang dabei schwach und legte den Kopf nach hinten. Am liebsten hätte ich gesagt, dass es mir nach all dem Streit genau so beschissen ging. Es fühlte sich an als würde jemand meinen Brustkorb zusammenquetschen und meine Herz stoppen. Gegen die Tränen kämpfend schwieg ich doch und verpasste in dme Moment herauszufinden, was zwischen uns geschehen war und warum er mich nun so ablehnte. Wir schwiegen einfach und als der Bus nach einer gefühlten Ewigkeit bei der Haltestelle direkt neben den beiden Häuser von mir und Serena hielt stand er wortlos auf, nickte mir zu und rannte beinahe aus der Schiebetür auf das Haus der Familie Sutter zu. Auch ich stieg aus, auf wackligen Beinen und mit einer grossen Unsicherheit. Ich verschwand ohne ein Wort zu meinen Eltern in mein Zimmer uns setzte mich an meinen Laptop.

Gerade war ich so dankbar über die Arbeit die ich schrieben musste. Ich schrieb lange und vollkommen auf die Worte konzentriert. Alle anderen Gedanken und vorallem die schecklichen Gefühle blendete ich aus. Wie wild tippte ich auf der Tastatur meines Laptops herum und versuchte eine gute wissenschaftliche Arbeit zu formulieren, während ich jede Vorstellung von Klaviermusik und seiner Stimme mit lauter Popmusik und Sommerlieder verdrängee.

Als ich mir fünf Minuten Pause gönnte schrieb ich Serena zurück: "Gerade bin ich an der Arbeit für die Uni." Ich sendete die Antwort, welche ihrer Frage komplet auswich. Doch ich mochte nicht über die dumme Entscheidung sprechen, zu Emmanuel gegangen zu sein und schon gar nicht wollte ich von ihr auch noch hören, wie blöd diese Entscheidung gewesen war. Gerade genoss ich die Ruhe und die Arbeit, welche mich von allem anderen ablenkte.

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