Silhouette in der Dusche

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Am Abend geschah nicht mehr viel. Nach dem Spaziergang schauten Serena und ich einen Film und gingen dann zu Bett. Serena schlief schnell ein und sie atmete langsam und tief. Doch ich konnte nicht einschlafen und irgendwann, vielleicht eine Stunde dannach, hielt ich es nicht mehr aus im Bett zu liegen und ich schlüpfte unter der Decke hervor und trat auf meinen Balkon. Ich setzte mich auf den Rand des zugedeckten Whirlpooles und schaute zu Serenas Haus. Beinahe überall war es dunkel. In der Küche von Sutters leuchtete ein kleines warmes Licht und im oberen Stock leuchtete das relativ grelle Licht des Badezimmers. Dampf stieg aus dem gekippten Fenster heraus und ich schaute wie gefesselt auf die Sillhouette des Kopfes von Emmanuel.

Erschrocken blinzelte ich und fragte mich für einen Moment, ob ich mir dies gerade eingebildet hatte. Doch es verschwand nicht. ER verschwand nicht. Verwirrt schaute ich auf die Uhr. Es war halb eins in der Nacht. Warum duschte er um diese Zeit? Konnte er auch nicht schlafen? Den Schatten von Emmanuel war nur erkenntlich, da er einfach ein wenig zu gross war und seine Haare oben aus dem Vorhang herausschaute. Obwohl ich sehr müde war und meine Augen tränten wollte ich nicht aufhören zuzusehen. Meine Fantasie fügte dem Sichtbaren die Melodie hinzu von der Nacht, als wir vom Flughafen nach Hause fuhren. Ich sträubte mich nicht dagegen. Ich genoss die Erinnerung und ich liebte die Vorstellung das erneut zu sehen.

Während ich dem Jungen zusah beim duschen, okay das klingt unglaublich falsch, konnte ich mich endlich ein wenig entspannen und das Gefühl von dieser Enge ein wenig loszuwerden. Nach all diesen Gedanken konnte ich durchatmen. Und das nur weil ich sehen konnte, dass es ihm gut ging. War das meine Angst gewesen? Das es ihm nicht gut ging? Verwirrt schüttelte ich den Kopf während ich in der kalten Nachtluft ein wenig fröstelte. Ich überkreuzte meine Beine und schaute weiter zu, wie Emmanuel seine wunderschönen Haare wusch. Ich muss zugeben, eigentlich konnte ich die Farbe seiner Haare gerade nicht sehen, aber ich erinnerte mich so stark an die Rotblonden Haare, dass ich es mir vorstellen konnte.

Die Dusche ging aus und ich musst eine kleine Entäuschung in mir verdrängen, als ich bemerkte, dass es wohl nun auch genug spät für Mister Emmanuel geworden war. Er rubbelte sich die Haare trocken und mir fiel die Sillhouete seiner ziemlich perfekten Oberarme auf und ich schluckte zwei Mal. Was tat ich hier eigentlich, schaute ich wirklich dem Typen zu, welcher mich heute auf eine ziemlich brutale Art und Weise abgelehnt hatte? Ein kleines Lachen entfuhr mir und als das Licht des Badezimmers ausging und das Nachbarshaus dunkel wurde, entschloss auch ich mich wieder ins Bett zu gehen. Vorsichtig kuschelte ich mich neben Serena und trug aus unerklärlichen Gründen ein Lächeln auf den Lippen als ich in einen tiefen Schlaf fiel.

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