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Jungkook's PoV.:

„Wissen Sie was?! Ich kündige!", wütend riss ich mir die weinrote Schürze von den Hüften, knüllte sie zusammen und warf sie mit aller Kraft auf den Schreibtisch meines Chefs. Dieser öffnete sprachlos den Mund. Er schien etwas sagen zu wollen; sich vielleicht entschuldigen, oder mir weitere Vorwürfe an den Kopf werfen. Aber das war mir in diesem Moment herzlich egal und nach einem verächtlichen Schnauben meinerseits verließ ich sein Büro.

Mein Weg führte mich direkt in die schäbige Umkleidekabine, in der Yugyeom bereits auf mich wartete. Er saß nervös auf einem der kaputten Ledersessel und sah mich mitleidig an. „Du wurdest gefeuert?", hakte er schließlich kleinlaut nach. „Nein, ich habe gekündigt", berichtigte ich ihn und atmete Luft aus, von der ich nicht einmal wusste das sie sich in meinen Lungen angestaut hatte. Ich fühlte mich so befreit und leichtfüßig wie schon lange nicht mehr. Und das alles nur, weil ich jetzt endlich nicht mehr unter der Führung eines homophoben, perfektionistischen, egoistischen, fetten Schweinehundes arbeiten musste. „Verdammt, das fühlt sich gut an", seufzte ich und lächelte etwas. „Aber Kookie, was ist jetzt mit deiner Miete? Der Monat hat noch nicht einmal richtig angefangen. Wir sind gerade erst fünf Tage im April drin...", erwiderte Yugyeom besorgt. Eine Weile lang sah ich meinen besten Freund einfach nur an. Dann seufzte ich erneut, dieses Mal deutlich schwerer. „Ja, du hast recht. Seokjin wird mich umbringen und Namjoon wird ihm dabei helfen, scheiße", fluchte ich.

Vielleicht hätte ich erst über meine Kündigung und dessen Konsequenzen nachdenken sollen, anstatt mich Hals über Kopf in die Angelegenheit hinein zu stürzen. Dann müsste ich jetzt nicht um meinen Kopf fürchten.

Ich fuhr mir angestrengt durch die Haare und raufte etwas an ihnen. „Mir fällt schon was ein. Ich werde etwas anderes finden", murmelte ich dann. „Was willst du hier bitte finden? Die Jobs sind alle gleich und die Anforderungen hoch. Fuck, heutzutage musst du sogar fließend Englisch sprechen können, um irgendwo angenommen zu werden".
„Ich kann Englisch sprechen", kommentierte ich beleidigt. „Nur, wenn du Namjoon nachplapperst. Das ist kein richtiges Englisch, das ist Papageiensprache".
„Ach, halt doch den Mund. Du stolperst auch über deine eigenen Worte", ich verdrehte die Augen, ehe ich zu den Schließfächern schlurfte und dort meine Tasche herausholte, „Reden wir nicht mehr darüber. Ich will jetzt einfach nur nach Hause gehen und eine runde heulen".

„Jungkookie", jammerte Yugyeom mitfühlend. Mit einem Ruck stand er auf und zog mich in eine feste Umarmung. Eine Umarmung, von der ich nicht gewusst hatte wie sehr ich sie brauchte. Ich schmolz förmlich in seinen Armen dahin, fing sogar fast an zu weinen. Doch noch ehe meine Emotionen die Überhand gewinnen konnten, löste ich mich von ihm und wir traten gemeinsam raus.

Als ich durch die Küche hindurch an der kleinen Theke des Cafés rauskam, stand bereits der Rest meines Kollegiums dort. Es waren nicht viele, lediglich Eunwoo, Jieun und Yongsun. Die drei sahen mich mit einer Mischung aus Trauer und Empathie an. Wir hatten mittlerweile eineinhalb Jahre zusammen in diesem Café gearbeitet, demnach war der Abschied für alle Beteiligten schwer.

Ich schluckte trocken und versuchte es mit einem aufmunternden Lächeln. „Tut mir leid, Freunde. Das hier heißt nicht, dass wir uns nie wiedersehen. Lasst uns mal bei Gelegenheit zusammen feiern gehen, ja? Und lasst euch bloß nicht von diesem Arschloch da drinnen ärgern", ich deutete hinter mich, wo ganz am Ende des Ganges das Büro unseres Chefs lag. Daraufhin konnten sich die anderen ein amüsiertes Lachen nicht verkneifen. Letztendlich bekam jeder noch eine feste Umarmung von mir und dann verließ ich den Laden auch schon.

Die Luft draußen war frisch, hinsichtlich dessen das es schon Abend war. Die Sonne war gerade dabei am Horizont unterzugehen und tauchte den gesamten Himmel in ein wunderschönes Goldgelb. Ich genoss den friedlichen Anblick eine Weile lang einfach nur, spürte dabei wie sich mein eigenes aufgebrachtes Herz beruhigte und setzte meinen Weg nach Hause fort.

Picture Me // JiKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt