35.

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Jimin's PoV.:

„Weißt du, der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Deswegen hat er auch Angst vor Veränderungen und ich glaube, dass es dir gerade genauso geht. Du willst den neuen Job nicht antreten, weil du bereits zufrieden mit deinem jetzigen Job bist und es viel angenehmer ist, wenn du diesen einfach beibehältst. Aber dein Freund hat recht – am Ende des Tages wirst du nicht weit damit kommen. Auch, wenn es dir viel Spaß macht. Spaß ist manchmal nicht alles im Leben. Du musst realistisch denken. Realistisch gesehen ist ein neuer Job wichtig für dich. Er wird dich reifen lassen und dir Chancen im Leben bieten, die dein jetziger Job nicht hergeben kann. Du wirst am Anfang wahrscheinlich eine schwere Zeit haben. Erst recht, wenn du dich weiterhin so dickköpfig dagegen sträubst. Aber wenn du die Sache einfach mal positiv siehst, dich darauf einlässt, dann solltest du dich schnell daran gewöhnen können. Ehrlich gesagt kann ich mir gut vorstellen, wie du als Tanzlehrer unterrichtest. Die Kinder werden dich mit Sicherheit lieben. Du kannst doch gut mit Kindern umgehen, oder nicht?", fragte mein Gegenüber nach. Seine scharfsinnigen Augen durchbohrten mich dabei nahezu und es war, als könne er mich wie ein offenes Buch lesen. „J-Ja, naja... So schwer ist das auch nicht. Kinder sind ziemlich offen", antwortete ich kleinlaut, fummelte mit dem Saum meines Rockes herum. „Na siehst du, dann wird das schon... Wann hast du nochmal das Bewerbungsgespräch?", hakte er nach. „Am kommenden Donnerstag um 16 Uhr", erinnerte ich ihn. „Stimmt. Soll ich dir dann viel Glück wünschen? Was meinst du?", Yoongi wackelte albern mit den Augenbrauen und ich musste unwillkürlich Lachen.

Der Ältere konnte manchmal noch so gruselig erscheinen, tief in seinem Inneren schlummerte eine warme Persönlichkeit. Und genau deswegen hatte ich ihn heute auch als meinen persönlichen Seelenberater herbeigerufen. Auf seinen Rat war immer verlass. Kein Wunder, denn der Kerl studierte Psychologie und war kurz davor der attraktivste Psychologe ganz Seouls zu werden. Erwähnenswert wäre außerdem, dass er nebenbei auch noch einer meiner drei Sugar Daddys war.

„Kommen wir jetzt zu deinem Freund. Hast du dich mal wieder bei ihm gemeldet?", wollte er wissen. Das Lachen verging mir schnell und ich schaute betreten auf meine Hände herab: „Nein. Irgendwie habe ich den Mut dazu verloren. Ich wollte ihn gestern Anschreiben und erzählen, dass ich mich nun endlich für den Platz an der Tanzschule beworben habe, aber ein Teil von mir glaubt, dass er sauer auf mich ist".

„Und du willst ihm deswegen ausweichen, ja?", Yoongi hob erwartungsvoll die Augenbrauen an. Ganz so, als würde er mich im Stillen tadeln. „Ja... Ich weiß nicht wie er darauf reagieren wird. Ob er es überhaupt noch hören will? Vielleicht hat er jetzt ja das Interesse an mir verloren, weil er mein wahres Gesicht kennengelernt hat?", erwiderte ich und konnte mir ein hoffnungsloses Seufzen nicht verkneifen. „Jetzt stellst du dich aber an", sagte der Ältere, „Dein wahres Gesicht? Also erstmal glaube ich nicht, dass du ihm die ganze Zeit ein falsches Gesicht vorgespielt hast. Klar, ein Streit bringt unbekannte Persönlichkeiten zum Vorschein, aber das sind Persönlichkeiten die schon immer in dir existiert haben. Also rede dir bloß nicht ein, dass du deinem Freund irgendetwas vorgemacht hast. Und zweitens sollte das kein Grund für ihn sein dich zu verlassen. Wenn er dich wirklich liebt, dann wird er dich mit einem offenen Gehör empfangen. Und wenn er das nicht tut – dann Glückwunsch – hast du dir ein Arschloch geangelt".

„Nein, Jungkook ist kein Arschloch", ein sanftes Lächeln umspielte meine Lippen, als ich mir ausmalte wie Jungkook meine Entschuldigung geduldig anhören und mich daraufhin in eine feste Umarmung schließen würde. Wahrscheinlich würde er auch anfangen zu heulen, so emotional wie ich ihn kannte. Also wieso genau machte ich mir so viele Gedanken darüber? Ich war mir so sicher, dass er mich nicht verstoßen würde. Und dennoch...

„Er wäre auch ein Dummkopf, wenn er dich gehen lassen würde", gestand Yoongi und sein Blick wanderte meinen Körper rauf und runter. Er hatte eine Schwäche für Crossdressing, weswegen ich mich extra in einem Rock und einem weit ausgeschnittenen T-Shirt eingekleidet hatte. Quasi als kleines Dankeschön für seine langjährige Unterstützung. „Perversling", kommentierte ich trocken. Er öffnete gespielt schockiert den Mund und hielt sich eine Hand über sein Herz: „Nach alledem, was ich für dich getan habe?".
„Ach halt doch die Klappe", prustete ich, „Dein Username heißt wortwörtlich @bitches.call.me.senpai. Was erwartest du also von mir?".
„Etwas mehr Respekt, ja?!", lachte er. „Achso, etwas mehr Respekt? Soll ich dich Senpai nennen, oder was?!", ich konnte mich kaum noch halten vor Lachen und hätte deswegen sogar fast die Klingel an meiner Wohnungstür überhört. Grinsend stand ich auf, drehte mich noch ein letztes Mal zu Yoongi um: „Wenn du mich kurz entschuldigen würdest, Senpai". Eine Verbeugung folgte und ich konnte den Älteren ein schockiertes: „Das hätte ich aufnehmen müssen", murmeln hören.

Als ich meine Wohnungstür öffnete, hatte ich immer noch ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen. Doch dieses verschwand schnell, als ich plötzlich Jungkook vor mir stehen sah. Er war etwas aus der Puste und seine Wangen sichtlich gerötet. „H-Hey, Jimin", sagte er. Mein Herz hielt instinktiv inne. Hatte er schon immer so gut ausgesehen? Und fuck, wieso wollte ich ihm am Liebsten in die Arme springen? Es kostete mich wirklich sämtlichen Willenskraft dies nicht zu tun. Erst recht jetzt, wo mir so richtig bewusst wurde, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Diese runden Augen, seine sanfte Stimme, sein Geruch – einfach alles.

„Uhm, ich wollte mit dir-... Ich wollte mit dir reden. Du hast dich nicht gemeldet und da dachte ich mir, komme ich einfach vorbei. Immerhin kann man besser von Angesicht zu Angesicht reden, anstatt über sein Handy zu schreiben. Und-...", sein Blick scannte mich zum ersten Mal ab und fiel dann auf die Schuhe, die hinter mir im Eingang standen, „O-Oder ist es gerade unpassend? Was hast du da an?".
„Es ist nicht das, wonach es aussieht", platzte es atemlos aus mir heraus. Keine Ahnung, wo auf einmal die ganze Luft in meinen Lungen hingegangen war, aber es fühlte sich so an, als würde mein Hals zugeschnürt werden. „Wie darf ich das dann verstehen?", hakte er nach. „Ich-...", fing ich an, doch auf einmal tauchte Yoongi hinter mir auf. „Jungkook, richtig?", fragte er nach. Der Jüngere nickte angespannt: „Und Sie sind?".

„Ich bin Min Yoongi, angehender Psychologe. Jimin und ich hatten gerade ein Gespräch miteinander. Aber das ist bereits vorbei, weswegen Sie gerne eintreten können. Ich habe noch etwas zu erledigen und werden jetzt gehen", er schnappte sich seine Schuhe, schlüpfte in sie hinein und griff eilig nach seiner Jacke, ehe er sich an Jungkook und mir vorbeiquetschte. Dann verschwand er. Ich wusste nicht so recht, ob ich ihm dafür dankbar sein, oder in Panik ausbrechen sollte.

„Ein Psychologe... Wofür dann der Rock?", Jungkook deutete auf das schwarze Kleidungsstück. „Ich wollte-... Willst du nicht erstmal reinkommen? Dann erkläre ich dir alles", stammelte ich unbeholfen und trat beiseite. Der Jüngere seufzte und nickte, folgte mir schließlich ins Innere. Die angespannte Stimmung herrschte immer noch über uns. Fast genauso wie an dem Nachmittag, als er mich verlassen hatte. Ich hasste das Gefühl. Ich hasste es und alles, was damit verbunden war. Nun hatte ich die Chance dem ein Ende zu setzen. Und ich würde alles darum geben, damit es klappt.

„Also, ich-...", fing Jungkook an, kaum das er auf meinem Sofa platz genommen hatte. Doch ich musste ihn augenblicklich unterbrechen: „Nein, warte. Ich fange an, okay? Immerhin bin ich derjenige, wegen dem das Ganze erst angefangen hat... Es tut mir leid, Jungkook. Dass ich so Dickköpfig war und empfindlich reagiert habe. Und auch, dass ich deine Nachrichten ignoriert habe. Das war kindisch von mir. Ich wusste nicht, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen soll. Weißt du, wenn du dein Leben lang gesagt bekommst, dass das was du machst keinen richtigen Sinn ergibt, dann platzt du irgendwann. Ich glaube das ist auch mit mir passiert, als du gesagt hast, dass ich mir etwas Vernünftiges suchen soll. Es hat mich wütend gemacht, weil es nicht das war, was ich von dir hören wollte. Verstehst du?". Ich sah flüchtig zu ihm auf, schaffte es jedoch nicht den Blickkontakt zu halten. Jungkook hingegen starrte mich mit einer Aufmerksamkeit an, die mich automatisch klein fühlen ließ.

„Na jedenfalls habe ich mir in den letzten Tagen ein paar Ratschläge eingeholt. Von Yoongi und Taehyung, um genau zu sein. Dabei ist mir klar geworden, dass du eigentlich nur das Beste für mich willst und ich dich liebe. Ich liebe dich so sehr und ich will dich nicht verlieren und-... Und-...", ein Kloß in meinem Hals verhinderte, dass ich weitersprechen konnte. Tränen stiegen mir in die Augen, kullerten schneller über meine Wangen, als das ich sie aufhalten konnte. Ich schloss die Augen und biss mir verzweifelt auf die Unterlippe. Es gab so viel mehr in meinem Kopf, dass ich sagen wollte. Aber ich schaffte es einfach nicht, ohne dabei laut zu schluchzen. Mein Herz fing an kräftig zu hämmern und beruhigte sich erst dann, als ich plötzlich Jungkook's warme Hände um mein Gesicht spürte. Sein Daumen strich federleicht über meine Haut, trocknete dabei die Tränen. Ich zwang mich dazu die Augen zu öffnen und schaute direkt in seine. Er weinte ebenfalls, hatte allerdings ein fröhliches Lächeln auf den Lippen. „Ich liebe dich auch, Jimin. Und ich werde dich nicht verlassen. Niemals. Ganz im Gegenteil sogar, ich werde dich unterstützen wo ich nur kann. Ob es bei deinen Fotoshootings ist, oder nicht. Mir egal, solange ich weiterhin bei dir bleiben kann", antwortete er und daraufhin konnte ich mich nicht mehr zusammenreißen, fiel ihm schluchzend in die Arme.

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Friede, Freude, Eierkuchen! Das wars auch schon mit dem Drama. Mehr habe ich nicht geplant und die Story wird sich jetzt dem Ende neigen. Aber keine Sorge, mit den Specials und dem anderen Kram, den ich geplant habe, kommen noch so an die sechs bis sieben Kapitel ^^

Picture Me // JiKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt