8.

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Jungkook's PoV.:

An Jimin's Fotos musste ich zugegeben nicht viel bearbeiten. Ich brachte lediglich seine Augen zum Glänzen, indem ich ein paar Farbakzente reinsetzte und schließlich verdeckte ich auch nochmal jegliche Irritationen auf seiner Haut. Dabei arbeitete ich entspannt vom Sofa aus, mit einer Tüte Chips neben mir. Namjoon und Seokjin waren zu dem Zeitpunkt noch außer Haus, aber es dauerte nicht lange und ich konnte einen Schlüssel in unserem Schloss drehen hören. Kurz darauf wurde unsere stille Wohnung mit einem lauten und energischen Stimmengewirr erfüllt. Ich musste ihre Wörter nicht verstehen um zu wissen das sie miteinander stritten.

„Ich verstehe einfach nicht was dein Problem ist... Du regst dich über völlig banale Dinge auf", sagte Namjoon, ganz offensichtlich das Opfer in diesem Kampf. „Und genau das ist dein Problem! Du scheinst deine eigenen Fehler nicht wahrzunehmen!", kam es daraufhin von Seokjin. „Fehler? Jeder Mensch macht mal Fehler", antwortete Namjoon und ich konnte die beiden Gestalten vom Wohnzimmer aus in die Küche laufen sehen. Scheinbar waren sie einkaufen gewesen, denn der Ältere hievte kurz darauf zwei volle Einkaufstüten auf die Anrichte. „Natürlich macht jeder Mensch mal Fehler, aber ich habe das Gefühl das du zurzeit nur noch Fehler machst. Als wärst du mit deinem Kopf ganz woanders! Vielleicht liegt das ja an deiner neuen Freundschaft mit diesem Arbeitskollegen?!", Seokjin stemmte die Hände in die Hüften. „Du willst mich verarschen, oder?", hakte Namjoon nach, „Denkst du ich gehe dir fremd?".

„Vielleicht", schnaubte Seokjin aus und kurz danach stürmte er wutentbrannt aus der Küche. Er warf mir nicht mal einen Seitenblick zu, sondern verschwand geradewegs in seinem Zimmer.

Das war nun schon das zweite Mal in dieser Woche, dass die beiden miteinander stritten. Allerdings schien es dieses Mal deutlich ernster zu sein. Ich hatte Seokjin schon lange nicht mehr so frustriert gesehen. Normalerweise riss er sich zusammen und versuchte vernünftig über seine Probleme zu reden.

„Soll ich ihm nachgehen?", hörte ich Namjoon plötzlich fragen. Er sah ziemlich verunsichert aus. „Also wenn du mich fragst, solltest du ihm kurz Freiraum geben. Wenn du da jetzt reingehst-...", ich deutete auf die verschlossene Schlafzimmertür der beiden Älteren, „Wenn du da jetzt reingehst, dann wird dich der Drache zerfleischen".

„Du hast recht", Namjoon nickte und seufzte dann schwer, ehe er anfing den Einkauf auszuräumen. „Wieso habt ihr euch denn gestritten?", fragte ich neugierig nach. „Ich hatte Seokjin versprochen das wir am Wochenende ausgehen. Allerdings habe ich total vergessen, dass ich am Freitag zu einem Seminar nach Busan fahre und jetzt musste ich unser Date verschieben. Er ist daraufhin sauer geworden – was verständlich ist, weil wir dank unserer Arbeit schon länger nichts mehr miteinander getan haben. Jedenfalls hat er auf einmal angefangen sich über die dümmsten Dinge aufzuregen, wie zum Beispiel, dass ich letzte Woche die Lasagne verbrennen lassen habe und das ich immer noch nicht den Duschvorhang bei unserer Badewanne angebracht habe", er schien mit jedem Wort wütender zu werden, denn die Lebensmittel wurden ziemlich grob verstaut. Ich hatte das ungute Gefühl das er dadurch etwas zerbrechen würde, aber zu unserem Glück passierte nichts und schließlich ließ er sich mit einem Verärgerten fluchen neben mir auf dem Sofa nieder. Ich klappte instinktiv meinen Laptop zu. „Und jetzt denkt er ich betrüge ihn mit meinem Arbeitskollegen?! Was für ein Bullshit!", stieß er aus.

„Das klingt echt grauenvoll", kommentierte ich. „Ich weiß... Wie soll ich das wieder gut machen?", hakte Namjoon nach. „Versöhnungssex?", schlug ich vor und der Ältere sah mich entsetzt an. „Das ist nicht lustig, Jungkook. Ich brauche einen ernstgemeinten Ratschlag".
„Das ist mein ernstgemeinter Ratschlag. Ihr habt immer Versöhnungssex nach einem Streit. Zu meinem Leidwesen, wenn ich das mal anmerken darf", sagte ich. „Als ob wir so laut sind", winkte Namjoon ab. „Seid ihr wohl. Ich höre Seokjin beinahe jedes Mal deinen Namen stöhnen und von eurem Dirty-Talk möchte ich gar nicht erst anfangen".

„Oh Gott ist das peinlich. Lass uns das Thema wechseln, schnell", grinste er, was mich automatisch zum Lachen brachte. „Jetzt auf einmal willst du das Thema wechseln? Eben gerade wolltest du doch noch unbedingt einen Ratschlag von mir hören".
„Darauf verzichte ich jetzt gerne", schmunzelte er, „Erzähl mir lieber wie dein erster Arbeitstag war. Wie ist es für ein selbsternanntes Twitter Model zu arbeiten?".

Ehrlich gesagt wusste ich selber nicht wie ich meinen ersten Arbeitstag beschreiben sollte. Die Fotos für Jimin zu schießen hatte Spaß gemacht, genauso wie sie mit ihm gemeinsam auszusortieren. Allerdings hatte ich immer noch Hochachtung vor der Tatsache, dass er ein Nacktmodel war und ich irgendwann Fotos anderer Art von ihm machen würde.

„Es war gut", antwortete ich knapp. „Es war gut? Mehr willst du mir nicht sagen? Komm schon, Kookie, erzähl mir ein bisschen mehr. Ich weiß nicht mal wie der Typ heißt, für den du jetzt arbeitest. Und wie alt ist der eigentlich? Was für ein Shooting habt ihr heute gemacht?", hakte Namjoon nach und ich wäre am liebsten zwischen den Sofakissen versunken. Ein kleiner Teil von mir wollte dem Älteren einfach alles erzählen, damit ich es nicht länger geheim halten musste. Aber ein viel größerer Teil von mir hatte es sich zur Aufgabe gemacht Jimin's Privatsphäre zu beschützen. Wenigstens was seine Arbeit anging.

„Naja, er heißt Park Jimin und ist 22 Jahre alt. Wir hatten heute ein Shooting in der untergehenden Sonne", antwortete ich. Ein stolzes Lächeln konnte ich mir dabei nicht verkneifen, denn ich hatte Namjoon soeben die Wahrheit gesagt. Lediglich den Teil mit den entblößten Schultern und dem Rock hatte ich weggelassen.

„Das klingt doch gut", der Ältere lehnte sich zu mir rüber und griff nach meinem Laptop, „Darf ich mal ein paar der Bilder sehen?".
„Nein!", rief ich panisch und riss ihm das Gerät aus den Händen. „Woah, ist ja gut", er hob beschwichtigend die Hände hoch. „Tut mir leid, aber ich habe Jimin versprochen die Bilder niemandem zu zeigen", nun musste ich doch mit einer Lüge arbeiten. „Aber ich bin dein Freund... Ich glaube nicht das dieser Jimin etwas dagegen hat, wenn ich sie mir ansehe", schmollte Namjoon. „Ich glaube schon", keifte ich zurück.

„Hey, was ist denn bei euch los?", kam es plötzlich vom Türrahmen aus und ich riss erschrocken den Kopf herum. Dort stand Seokjin, seine Augen sichtlich geschwollen und die Nase rot. Wahrscheinlich hatte er geweint. Dennoch machte er nun einen deutlich entspannteren Eindruck als zuvor.

„Jungkook will mir die Fotos von seinem ersten Fotoshooting nicht zeigen", erklärte Namjoon kleinlaut. Scheinbar schien auch er den Stimmungswechsel von Seokjin bemerkt zu haben, denn er nutzte die Situation geschickt aus, um vernünftig mit ihm zu sprechen. „Oh", machte der Ältere und für einen Moment wurde es still. Dann schniefte er hörbar, sah Namjoon an und fragte zögerlich: „Können wir reden?".

„Natürlich", er stand ruckartig auf und überbrückte die wenigen Meter zu seinem festen Freund. Ich sah den beiden währenddessen amüsiert hinterher. „Macht es bloß nicht zu laut!", trällerte ich dabei, weil ich meine blöden Kommentare einfach nicht für mich behalten konnte. „Halt die Klappe, Kookie!", kam es daraufhin von beiden gleichzeitig.

Little bit of NamJin for Saturday~

Picture Me // JiKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt