Verliebt, verlobt, versetzt 1

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"Ich frage Sie, Herr Will Herondale, ist es Ihr freier Wille, mit dem hier anwesenden Herrn Magnus Bane die Ehe einzugehen, so beantworten Sie diese Frage mit einem "Ja."

"Ja ich will", sagt er mit fester Stimme und lächelt mich liebevoll an.

"Nun frage ich Sie, Herr Magnus Bane, ist es auch Ihr freier Wille, mit dem hier anwesenden Herrn Will Harondale die Ehe einzugehen, so beantworten auch Sie diese Frage mit einem "Ja"", spricht der Standesbeamte und ich spüre wie ich nervös werde.

Will ich das auch wirklich? Bin ich überhaupt bereit zu heiraten, oder geht das alles nicht viel zu schnell? Ich spüre wie mir der Schweiß ausbricht und meine Krawatte mir den Atem zu schnürt.

Alle Augenpaare sind auf mich gerichtet und ich sehe in Wills blaue Augen, die mich aufmunternd ansehen. Ich liebe diese blauen Augen, aber liebe ich sie auch für immer?

Geht es überhaupt jemanden für immer zu lieben? Natürlich liebe ich Will, aber im letzten halben Jahr hat sich so viel zwischen uns verändert.

Die Verlobung, der ganze Stress mit der Hochzeitsplanung und dabei der Versuch unsere Beziehung wieder richtig anzukurbeln. Allmählich breitet sich der Gedanke in mir aus, dass ich nur zu viel Angst hatte Nein zu sagen.

Ich habe mich an ihn gewöhnt, wollte nicht ass sich etwas ändert. Außerdem wollte ich ihn nicht vor allen blamieren. Er hat sich solche Mühe gegeben.

Flashback:
"Komm Magnus, ich will Plätze in der ersten Reihe haben", strahlt Will und zieht mich in den Kinosaal. Wer schaut sich denn einen Film aus der ersten Reihe an  denke ich noch, lasse mich aber mit schleifen.

Unmotiviert nasche ich etwas von unserem Popcorn und warte darauf, dass der Film startet und mich vielleicht etwas ablenkt. Der Saal verdunkelt sich und der erste Trailer startet.

Hm komisch, sonst kommt immer erst Werbung, wieso fängt es jetzt mit den Trailern an? Desinteressiert schaue ich auf die Leinwand und weite meine Augen als ich Bilder von mir sehe.

"Zwei Staffeln lang sind sie nun zusammen", sagt eine dunkle Stimme, die versucht Spannung aufzubauen. "Und jetzt endlich soll es zum großartigen Staffel Finale kommen", geht es weiter und immer mehr Bilder von mir und Will tauchen auf.

"Wie wird sich Magnus entscheiden, wenn Will ihn endlich fragt? Coming soon in ihrem Lieblings Kino" hallt es durch die Lautsprecher und ich sehe geschockt zu Will, der jetzt in einem Scheinwerferlicht steht und sich vor mich kniet.

"Magnus Bane, willst du mein Mann werden?", fragt er mit zittriger Stimme und alle starren gebannt auf mich und erwarten eine Antwort.

Ich dachte immer ich würde mich über einen Heiratsantrag freuen, aber irgendwie ist es vor all diesen fremden Menschen nur noch beklemmend.

Ich kann nicht nein sagen, aber kommt ein Ja auch aus meinem Herzen? Wohl eher nicht. "Ja", flüster ich, denn zu mehr bin ich gerade nicht im stande. Stürmisch drückt er seine Lippen auf meine und in mir tost ein Sturm an Gefühlen, aber keiner von der angenehmen Sorte.

Will ich wirklich für immer an ihn gebunden sein? 'Nein' schreit es in meinem Herzen und in mir zieht sich alles zusammen. Es wäre definitiv die falsche Entscheidung.

Unsere Liebe ist erloschen und das schon vor längerer Zeit. Unsicher schau ich in sein erwartungsvolles Gesicht.

"Es tut mir leid", flüster ich erstickt, drehe mich um und stürme aus dem Raum. Ich muss hier weg, ganz ganz schnell weg. Ich laufe den Gang entlang nach draußen und stürme ins erste Taxi das ich erwische.

"Fahren Sie bitte einfach los", sprudelt es aus mir heraus und der Taxifahrer sieht mich verwirrt durch den Rückspiegel an, kommt meiner Forderung aber nach.

"Wo darf es denn hin gehen?", fragt er mit samtige Stimme und es läuft ein Schauer über meinen Rücken. Eine einzelne Träne löst sich und ich schaue traurig aus dem Fenster.

"Einfach nur weg. Suchen sie sich ein Ziel aus", flüster ich und schließe kraftlos meine Augen. Der Taxifahrer ist zum Glück so taktvoll und bleibt still während er konzentriert fährt.

Mir Rasen tausende Gedanken durch den Kopf und ich werde von den verschiedensten Gefühlen überrollt.

Was habe ich gerade getan? Ich habe den Mann der mich über alles liebt bei unserer Hochzeit stehen gelassen und das aus einem Impuls heraus. Aber mein Herz sagt mir auch, dass es die richtige Entscheidung war.

Natürlich war mit Will alles geregelt und gemütlich, aber unsere Liebe ist eingeschlafen und dem Trott gewichen. Ich will nicht für immer so einen monotonen Alltag haben.

Laut atme ich aus und öffne wieder meine Augen. Im Fenster sehe ich Bäume an mir vorbei rauschen und ich frage mich wie lange wir schon aus New York raus sind, dass es so schön grün hier ist. Nach ein paar Minuten halten wir an einem Park an.

Fragend sehe ich den Taxifahrer an und er schenkt mir ein Lächeln. "Los, steigen sie aus", sagt er sanft und schaut mich auffordern an. "Und dann?", frage ich ihn verwirrt. "Gehen wir ein Stück und ich bringe sie zu meinem Lieblings Café, damit sich ihre Laune wenigstens ein bisschen hebt", spricht er weiter und öffnet seine eigene Tür.

Resigniert öffne ich ebenfalls meine und steige aus dem Wagen. Ein milder Wind trifft mich und ich atme die frische Luft ein. In New York kann man nie richtig durchatmen, aber hier auf dem Land gibt es eine herrliche Luft und ich habe seit langem das Gefühl wieder richtig atmen zu können.

Tatsächlich lockert sich meine Verspannung etwas und ich folge dem Taxifahrer zu einem Café. Unter anderen Umständen hätte ich wahrscheinlich gesagt, dass er wirklich sehr gut aussieht mit seinen schwarzen verwuschelten Haaren und den vielen Muskeln die unter seinem T-Shirt durch schimmern, aber gerade wäre es wohl der ungünstigste Moment.

"Hier, setzen sie sich, ich hole ihnen ein Stück des besten Kuchens", sagt er und zeigt auf eine gemütliche Sitzecke.

Mit einem kleinen Seufzer lasse ich mich in das gemütliche Kissen plumpsen und schaue dem Taxifahrer nach. Hm sogar sein Hintern ist wohlgeformt. Was denke ich denn da?

Ich habe gerade meinen Freund versetzt und gaffe jetzt dem erst besten attraktiven Mann hinterher.

Er geht zu einer hübschen dunkelhaarigen Bedienung und gibt ihr einen Kuss auf die Wange, warum stört mich die Tatsache, dass er wohl eine Freundin hat?

Ich schüttel verwirrt den Kopf und schaue aus dem Fenster auf die idyllische Landschaft. Es ist wirklich schön hier draußen. "Guten Tag, was kann ich dir denn zum trinken bringen?", werde ich von einer fröhlichen Stimme aus meinen Gedanken gerissen und blicke in das Gesicht der hübschen dunkelhaarigen.

Eigentlich mag ich es nicht, wenn man überall geduzt wird, aber bei ihr wirkt es gar nicht komisch. Ich versuche mich an einem Lächeln und bestelle einen Latte Macchiato.

Jetzt kommt der nette Taxifahrer zurück und setzt sich gegenüber von mir hin. "Und was willst du Alec?", fragt sie an ihn gewannt. Alec, hm ob das wohl eine Abkürzung ist, aber warum interessiert mich überhaupt der Name des Mannes.

"Ich nehm einen Milchkaffee, Izzy", sagt er gut gelaunt und schenkt mir ein aufmunternden Lächeln. Während die Kellnerin unsere Bestellung vorbereitet mustert er mich ausgiebig und ich schaue das erste Mal direkt in seine Augen.

Sie sind grün-braun und ziehen mich komplett in ihren Bann.  "Egal was passiert ist, es wird sich alles zum Guten wenden", sagt er und lächelt.

"Ich glaube eher nicht", flüster ich erstickt und wende meinen Blick wieder ab. "Wie können Sie das sagen? Alles hat etwas positives an sich", versucht er mich weiter aufzubauen. "Vielleicht positiv für mich, aber was ist mit den Menschen die ich dadurch verletze?", murmel ich und schaue auf meine Hände.

"Ich weiß ja nicht was passiert ist, aber sollte man nicht immer für sein Glück kämpfen?", fragt er mich mit funkelnden Augen. Vielleicht hat er recht.

Ich habe heute für mein Glück gekämpft, nur fühlt es sich noch nicht richtig an. In dem Moment bringt die Bedienung unseren Kaffee und zwei große Stücke Schokoladentorte.

Malec Oneshots 👬👨‍❤️‍💋‍👨❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt