Schlimmster Tag meines Lebens 2

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"Alles wird gut. Versuch dich auf deine Atmung zu konzentrieren", sage ich ganz ruhig, obwohl ich am liebsten panisch im Kreis rennen würde.

"Einatmen", dabei atme ich besonders geräuschvoll ein "Und ausatmen", wobei ich laut ausatme. Das ganze wiederhole ich ein paar mal und tatsächlich scheint es zu helfen, denn er wird wieder etwas ruhiger.

"Siehst du, alles wird gut. Wie heißt du?", frage ich schnell und er röchelt leise. "Mag... Magnus" "Okay Magnus, gleich sind die Sanitäter da. Du wirst das hier durchstehen. Hast du mich verstanden?", sage ich jetzt immer noch ruhig und kurz meine ich, seine Mundwinkel zucken zu sehen.

Sanft drücke ich wieder seine Hand. "Du bist viel zu attraktiv, um jetzt hier den Löffel abzugeben. Das sollte man der Welt schließlich nicht vorenthalten", rede ich einfach weiter und jetzt ziehen sich seine Lippen tatsächlich zu einem Lächeln zusammen.

Irgendwie stinkt das ganze doch nach Ironie. Bis vor ein paar Minuten war ich fest davon überzeugt, dass das Glas immer halb leer ist. Aber auf einmal sprühe ich vor Optimismus, denn Magnus wird es schaffen, davon bin ich plötzlich überzeugt.

Dieser extrem anziehende Mann vor mir, der mit Blut beschmiert ist und gerade mal eben bei Bewusstsein bleibt, hat aus mir, dem ewigen Pessimisten, tatsächlich jemanden gemacht, der daran glaubt, dass alles gut wird.

In dem Moment kommen auch endlich die Sanitäter und kümmern sich um Magnus, der aber zum Glück weiterhin bei bewusstsein ist. Einer kommt ebenfalls auf mich zu und ich versichere ihm, dass ich keine Verletzungen habe, aber natürlich soll ich trotzdem mit ins Krankenhaus fahren, um mich durchchecken zu lassen.

Von hinten kommt die Helferin an und hat in der Hand eine Transport Box, in der eine sichtlich verängstigte Katze sitzt. "Der Katze geht es gut, sie ist nur völlig panisch", murmelt die nette Frau und drückt mir ungefragt die Box in die Hand.

Ein kleines Maunzen kommt aus der Box, das sofort mein Herz erweicht, gefolgt von einem lauten Fauchen. Beschützend lege ich meine Arme um die Box und laufe mit ihr zum Krankenwagen, wo Magnus bereits auf einer Liege liegt und die Sanitäter wild um ihn herum wuseln.

Habe ich nicht kurz vorher gedacht, dass es nicht schlimmer kommen kann? Das Schicksal lacht sich wahrscheinlich gerade ins Fäustchen, denn nur ein paar Minuten später kämpft dieser hübsche Mann wegen mir um sein Leben.

"Sie können vorne im RTW mitfahren. Ihre Autos werden gleich abgeschleppt, darüber müssen Sie sich jetzt keine Gedanken machen", spricht mich einer der Sanitäter an und ich kann nur nicken. Als hätte ich überhaupt einen Gedanken an etwas so triviales wie mein Auto verschwendet.

Gibt es wirklich Menschen, denen das Auto wichtiger ist als das Leben anderer? Naja heutzutage wahrscheinlich schon. Völlig Perplex Folge ich dem Sanitäter zum Rettungswagen und setze mich auf den Beifahrersitz. Die Box mit der Katze zwischen meinen Beinen, damit sie so wenig wie möglich wackelt.

Schon setzen wir uns in Bewegung und rauschen über die Straßen. Das ganze würde unter anderen Umständen wahrscheinlich Spaß machen, denn die Automassen teilen sich für uns, wie Moses das Meer. Innerhalb von sieben Minuten kommen wir im Krankenhaus an.

Das ganze geht so schnell, dass ich es kaum alles mitverfolgen kann. Magnus wird auf der Liege rein geschoben und sofort kommen drei Krankenschwestern und ein Arzt in den Eingang gestürmt.

Schnell wird er in einen Raum geschoben und ich stehe in der Mitte des Empfangsbereichs und fühle mich vollkommen machtlos. Eine Krankenschwester kommt jetzt auf mich zu. "Sie wollen einmal durchgecheckt werden?", fragt sie höflich und ich nicke kurz.

"Wie heißen Sie?", fragt sie mich jetzt und leitet mich dabei in einen Untersuchungsraum. "Alec Lightwood", murmel ich und lasse mich vorsichtig auf die Liege sinken. Allmählich verraucht das Adrenalin und ich muss zugeben, dass mein ganzer Körper schmerzt und vor allem mein Kopf kurz vorm explodieren steht.

"Ich weiß, sie sind kein Tierarzt, aber können sie sich die Katze vielleicht auch ansehen?" die Frau lächelt mich an und nimmt mir die Box aus der Hand. "Hier um die Ecke ist ein Tierarzt, ich rufe dort direkt an, dann kommt jemand rüber", versichert sie mir und geht kurz zum Telefon.

Danach fängt sie an alle möglichen Tests mit mir zu machen und ich werde in verschiedene Maschinen geschoben, die Aufnahmen von Knochen und Gehirn machen.

"So Mr. Lightwood", höre ich eine Frau und drehe mich zur Türe. "Ich bin Dr. Loss. Sie haben wirklich Glück im Unglück gehabt. Außer ein paar Prellungen und einer leichten Gehirnerschütterung konnten wir bei Ihnen zum Glück nichts feststellen", offenbart Sie mir.

"Wie geht es Magnus?", frage ich sofort und sie schenkt mir ein freundliches Lächeln. "Mr. Bane geht es den Umständen entsprechend, aber sein Zustand ist stabil. Und auch ihrem Kater geht es gut, er hat eine Verletzung am rechten Hinterbein, das sollte aber innerhalb der nächsten zwei Wochen verheilen, wir geben Ihnen dafür eine Salbe mit", erklärt sie mir und ich kann nur nicken, anhand der vielen Informationen.

Kurz überlege ich, ihr zu sagen, dass es nicht meine Katze ist, aber was passiert dann mit dem armen Tier, wenn ihr Herrchen hier im Krankenhaus ist. Wahrscheinlich müsste er dann im Tierheim warten, bis er wieder entlassen wird und das will ich ihm wirklich nicht antun. Er hat heute auch schon genug mitmachen müssen.

"Kann ich Magnus besuchen?", frage ich schnell und ihr Gesicht verzieht sich etwas. "Eigentlich dürfen nur Angehörige ihn besuchen. Aber leider konnten wir bis jetzt niemanden ausmachen, weshalb ich mal eine Ausnahme mache, denn ich finde keiner sollte alleine aus dem Koma aufwachen"

"Koma?", schockiert weiten sich meine Augen. "Keine Sorge. Wir haben ihn nach der Not-Op ins künstliche Koma versetzt, damit er sich nicht sofort mit den Schmerzen auseinandersetzen muss. Morgen werden wir ihn wieder da raus holen, dann können sie kommen", erklärt sie mir freundlich.

Danach kann ich die Notaufnahme auch schon verlassen und sitze jetzt mit einer fremden Katze in einem Taxi, das mich, nach diesem wirklich beschissenen Tag, endlich nach Hause bringt.

Immer wieder maunzt der Kater in seiner Box und hebt so wenigstens etwas meine Stimmung. Zuhause angekommen lasse ich mich auf mein Sofa fallen, da fällt mir ein, dass ich nichts da habe für eine Katze, weshalb ich mir schnell mein Handy schnappe.

"Hey Iz", seufze ich in den Hörer und bin froh ihre Stimme zu hören. "Hallo Brüderchen, wie komme ich zu der Ehre deine Stimme zu hören?", flötet sie begeistert und sofort fängt mein Kopf wieder an zu pochen.

"Sag mal hast du noch alle Sachen von Church?", frage ich sofort, denn leider ist ihr geliebtes Haustier vor knapp einem Monat überfahren worden. Aber wie ich meine Schwester kenn, hält sie es eh nicht lange ohne Katze aus und wird alles behalten haben.

"Natürlich, wieso fragst du?", kommt jetzt verwirrt von ihr. "Frag einfach nicht, könntest du mir alles nötige für eine Katze vorbei bringen und das so schnell wie möglich? Ich erkläre es dir dann", seufze ich wieder und sie stimmt schnell zu, bevor sie auflegt.

Das liebe ich an meiner Schwester. Wenn ich ihr sage, dass sie etwas machen soll ohne Fragen zu stellen, tut sie es ohne zu zögern. Und tatsächlich ist sie innerhalb von 30 Minuten mit einem vollgepackten Kofferraum bei mir.

"Alec! Oh mein Gott ist das Blut?", werde ich mit schrille Stimme begrüßt und fasse mir sofort an den Kopf. Verwirrt schaue ich an mir herab und muss feststellen, ich seh echt aus als hätte ich jemanden abgeschlachtet. Alles ist verschmiert mit Blut und Dreck.

"Ja aber nicht meins. Hast du die Sachen?", murmel ich leiser und ihre Augen weiten sich. "Du wolltest aber schon Sachen für Katzen haben und hast mich nicht nach Müllsäcken und Schaufeln gefragt oder? Also alles hier lebt noch?", fragt sie jetzt, zum Glück auch etwas leiser.

Genervt rolle ich mit den Augen, was ich aber sofort bereue. "Natürlich lebt hier alles noch! Jetzt komm mit den Sachen rein", grummel ich und wir räumen schnell das Auto aus.

Ein Katzenklo kommt gefüllt mit Streu in mein Badezimmer und sofort bringe ich den Kater mit der Box dorthin, bevor ich ihn endlich frei laufen lasse. In der Küche stelle ich noch zwei Näpfe mit Wasser und Trockenfutter hin und in mein Wohnzimmer kommt ein transportabler mini Kratzbaum.

"Alec, seit wann hast du eine Katze? Du machst mir langsam Angst", murmelt meine Schwester jetzt und ich seufze auf. Erschöpft lasse ich mich auf mein Sofa nieder und klopfte neben mich, damit sie sich zu mir setzt.

Malec Oneshots 👬👨‍❤️‍💋‍👨❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt