Top Secret 3

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Magnus Pov

Mein Kopf pocht wild und ich öffne vorsichtig meine Augen. Das Bett fühlt sich seltsam an und ich schaue mich verwirrt um. Ich liege in meinem Bett. In meinem Zimmer.

In meiner Hand liegt seine Kette, die ich immer trage, als Zeichen unserer Liebe. Scheinbar habe ich sie mir vom Hals gerissen, denn der Verschluss ist verbogen.

Der Streit von gestern fällt mir wieder ein und die Traurigkeit überrollt mich. Ich wollte es nicht mehr ansprechen. Aber es macht mich kaputt.

Nie werden wir heiraten und ich wünsche mir nichts sehnlicher als ihn meinen Ehemann nennen zu können. Außerdem will ich Kinder. Dieser Wunsch wurde die letzten Jahre immer lauter.

Am Anfang haben wir darüber gesprochen. Auch Alexander wollte Kinder. Und er hat mir das blaue vom Himmel versprochen. Das er sich outet, das wir irgendwann offen zusammen sind, das wir heiraten, das wir Kinder adoptieren, das wir gemeinsam ein Haus kaufen und mit unserer kleinen Familie im Garten spielen.

Damals fühlte sich mein Traum so leicht an. Mein Traummann würde mit mir all meine Träume in Erfüllung gehen lassen. Ich schwebte wie auf Wolken.

Aber diese Träume sind geplatzt, einer nach dem anderen und meine Wolken haben mich fallen lasse. Jetzt lebe ich größtenteils in einer Traumwelt.

In Vorstellungen, wie Alexander mitten auf der Straße meine Hand nimmt, wie er mich in einen Kuss zieht und in die Welt schreit, dass er mich liebt.

Aber das wird wohl nur in meinen Träumen geschehen. Resigniert lasse ich mich nach hinten fallen. Selbst die normalsten Dinge, werden nicht in Erfüllung gehen.

Ein leises Klopfen lässt mich aufblicken. Langsam öffnet sich die Türe und ich sehe in Alexanders Gesicht. Er sieht so aus, wie ich mich fühle.

Unter seinen Augen liegen tiefe Ringe. Auf seiner Stirn liegen Sorgenfalten. Ich fühle mich schlecht.

"Du bist wach", flüstert er und ich kann nur nicken. Langsam tritt er vor das Bett und betrachtet mich.

"Magnus, wieso? Ich dachte du hättest es endlich verstanden", sagt er mit belegte Stimme und ich will diesen Streit nicht schon wieder führen.

Unsicher weiche ich seinem Blick aus, weshalb er sich neben mich setzt und mich in seine starken Arme zieht. Leise murmelt er in mein Ohr "Ich liebe dich, Magnus. Ich will dich für immer an meiner Seite."

Sofort fängt mein Herz wieder an zu klopfen und das Kribbeln meldet sich zurück. In seinen Armen fühle ich mich so geborgen und sicher. Die Liebe, die er mir entgegen bringt ist atemberaubend und ich lechtze wie ein Süchtiger danach.

"Ich dich auch Alexander", flüster ich leise und strecke ihm meine Lippen entgegen. Sein weicher Mund trifft meinen und ich bin in meinem eigenen Paradies.

Doch das Klingeln der Haustüre reißt mich aus meinem Glücksmoment. Alexander springt auf und läuft zur Türe. Schon wieder bin ich alleine.

"Brüderchen! Wie geht's dir?", höre ich Izzy laut durch die Wohnung und schließe wegen dem beklemmenden Gefühl die Augen.

Alexanders Schwester ist eine liebe Person, ich mag sie wirklich. Aber auch vor ihr bin ich nur sein Mitbewohner. Ich würde mich in der Beziehung nicht mal als Freund bezeichnen.

Schnell ziehe ich mich an und gehe ins Wohnzimmer. "Isabelle, schön dich wieder zu sehen", begrüße ich sie gespielt fröhlich und werfe Alexander einen traurigen Blick zu.

Er schaut mich nicht an, das hat er in den letzten Jahren perfektioniert. Und auch ich habe daran gearbeitet, dass meine Blicke für Außenstehende nicht mehr zu deuten sind.

Schnell gehe ich zur Türe und trete in die schwüle Sommerluft. Eigentlich ist mein Oberteil viel zu warm, aber in 'meinem' Zimmer hatte ich nur warme Kleidung. Meine normale Kleidung hängt in 'Alexanders' Zimmer.

Mit hängenden Schultern laufe ich durch die Straßen, bis ich endlich in dem kleinen Café ankomme, in das ich mich immer setze, wenn ich seiner Familie aus dem Weg gehen muss.

Ich nehme auf meinem Stammplatz platz und bestelle eine große Tasse Kaffee. In meinem Handy scrolle ich durch die wenigen Bilder, die ich mit Alexander zusammen habe.

Auf allen sehen wir so glücklich aus. Und an jedes einzelne kann ich mich erinnern, sie sind immer mit Glücksmomenten verbunden. In letzter Zeit gab es keine neuen Fotos.

Alec hat kein einziges Bild von uns auf dem Handy, zu groß ist seine Angst. Auch in der Wohnung durfte ich keins aufhängen.

Flashback Weihnachten vor 6 Jahren:
Magnus ist ganz hibbelig, er liebt es Geschenke zu verschenken. Weihnachten ist die schönste Zeit im Jahr und das strahlende Gesicht seiner Familie und Freunde zu sehen, wenn sie sein Geschenk aufmachen, freut ihn am meisten.

Immer sind seine Geschenke persönlich auf den Beschenkten zugeschnitten. Hinter jedem steckt eine Geschichte oder eine persönliche Bindung.

Gerade hält Alexander sein Geschenk in den Händen und Magnus wibbelt ungeduldig mit den Füßen. "Mach schon auf", bettelt er und beobachtet seinen Freund mit großen Augen.

Er fängt an das Papier zu lösen und darunter befindet sich ein großes Bild auf Glas gedruckt. Es zeigt sie beide und wurde an dem Tag aufgenommen, als sie beschlossen zusammen zu ziehen.

In ihren Augen liegt ein aufgeregtes Funkeln und ihre Münder ziert ein begeistertes Lächeln. Eng umschlungen liegen sie auf dem Bett, Magnus in Alexanders Arm, während dieser das Foto schießt.

Magnus sieht freudig in das Gesicht seines Liebsten und er erkennt auch in seinen Augen das pure Glück. "Ich liebe dich, Alexander", sagt er liebevoll und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. In Magnus tanzen gerade alle Endorphine Samba, wegen Alecs Reaktion.

Alecs Blick wechselt von Glück zu Trauer und er lässt die Schultern fallen. "Das können wir nicht aufhängen", murmelt er leise und Magnus Lächeln erstarrt. "Natürlich können wir das. Wir haben jetzt unsere eigene Wohnung", sagt Magnus mit belegte Stimme und schaut in seine Augen.

"Wenn jemand kommt und es sieht, das geht nicht", antwortet Alec und Magnus fühlt wieder, wie ein Teil in ihm zerbricht. "Ich dachte unser Umzug würde das hinter uns lassen", sagt er monoton und wendet sich ab.

Das Bild packte Alec wieder ein und seitdem steht es im Keller, allmählich wird es durch eine Staubschicht bedeckt.

Ich weiß nicht wie lange das so gehen kann. Meine Seele zerbricht und ich halte das Versteckspiel nicht mehr aus. Es muss sich etwas ändern.

Entschlossen trinke ich einen großen Schluck aus meiner Tasse und Balle meine Hand zu einer Faust.

"Na, wen willst du denn verprügeln?", reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken und ich schaue verwirrt hoch. Vor mir steht ein junger Latino Mann mit dunklen Haaren und einem netten Lächeln.

"Ich bin übrigens Raphael, die Bedienung. Kann ich dir noch etwas bringen? Kaffee? Kuchen? Meine Nummer?", sagt er charmant und ich schaue ihn mit großen Augen an.

Schon lange hat keiner mit mir geflirtet und sonst habe ich es direkt abgelehnt, aber gerade überwiegt die Traurigkeit wegen Alec und ich will nicht alleine sein. Trotzdem schüttel ich mit einem Lächeln den Kopf und bedanke mich.

Kurz darauf kommt er mit einer neuen Tasse Kaffee und einer Serviette zurück. "Du siehst aus, als könntest Du ihn trotzdem brauchen", sagt er mit einem Zwinkern und verschwindet wieder hinter der Theke.

Auf der Serviette steht seine Nummer und ich stecke sie geistesabwesend in meine Hosentasche. Auch wenn ich gebunden bin, muss ich zugeben, dass er ganz gut aussieht. Aber niemand kommt an Alexander ran.

Ich liebe seine dunklen, verwuschelten Haare, durch die ich mit meinen Fingern streiche. Seine grün-braunen Augen, seine vollen Lippen und seinen ernsten Blick. Ich liebe alles an ihm, aber nur wenn wir alleine sind.

Nach mehreren Stunden verlasse ich das Café wieder und gehe langsam nach Hause. Ich hoffe Izzy ist schon weg.

Malec Oneshots 👬👨‍❤️‍💋‍👨❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt