„Nein. Nein! Neiiiiinnnnn!" Schluchzend schreie ich auf und drücke Lukes toten Körper fest an mich.
Ich wippe uns hin und her, vergrabe mein Gesicht in seinen Haaren und schreie mir die Seele aus dem Leib.
Pov Mike
„Bitte. Überlege es dir gut. Das ist das letzte mal, dass du ihn siehst. Vielleicht hilft es dir sogar. Vielleicht wird es dadurch erträglicher", versuche ich verzweifelt Damon zu überzeugen.
Es ist jetzt eine Woche her, seit Luke von uns gegangen ist.
Seitdem sitzt er in seinem Zimmer. Die Tür abgeschlossen. Redet mit keinen. Reagiert auf keinen. Nicht mal auf seine Kinder. Wenn ich nicht seine Präsenz durch die Tür spüren würde, dann würde ich denken, er sei tot.
Damons Mutter, Lira und Ich passen auf seine Kinder auf. In Zukunft werden Damons Eltern und ich hier einziehen und vermutlich für die ersten Monate die Erziehung der Kinder übernehmen.
Gerade habe ich ein letztes mal versucht ihn zu überreden mit zu kommen. Heute ist nämlich die Beerdigung von Luke. Doch seine Antwort war nur ein Schluchzen. Ich hoffe sehr, dass er erscheinen wird. Immerhin sagt man ja, eine Beerdigung ist nicht für die verstorbene Person, sondern für die Personen, die diesen geliebt haben.
Zittrig atme ich aus. Lasse meinen Kopf seitlich gegen die Wand fallen und schließe für ein paar Sekunden meine Augen. Warum er? Er ist mir doch auch wichtig geworden. Er hatte das einfach nicht verdient. Seufzend öffne ich meine Augen wieder und stoße mich von der Wand ab.
Ich hoffe ihm geht's gut, da wo er jetzt ist.
„Mike?" Sofort schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen, als ich die kindliche Stimme von meinem Gefährten höre. „Ja mein Engel?" Schnell drehe ich mich zu ihm um. Er streckt seine Arme nach mir aus. Natürlich nehme ich ihn sofort hoch. Lächelnd schließe ich die Augen, als er sich an mich kuschelt. „Wo sind denn die Andren?", frage ich ihn. „Jesse bei Oma. Jule..." dann zuckt der kleine Mann mit den Schultern. Wegen seiner Niedlichkeit gebe ich ihm einen Kuss auf die Stirn. „Okay, dann gehen wir zu Oma, damit sie dich und Jesse umzieht und ich suche Jule." Ein Gequengel seinerseits zeigt mir, dass er darauf nicht sonderlich Lust hat. Egal. Da muss er durch. Sanft fange ich an seine kleinen Katzenöhrchen zu kraulen, weshalb er leise anfängt zu schnurren. Sie sind soooo weich.
„Wo is Papa un Dad?" Abrupt bleibe ich stehen. Ein dumpfes Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus. Wie soll ich ihm das erklären? Einem drei-jährigen? Einem Kind, das nicht mal weiß, was tot bedeutet? „Papa ist nicht mehr da. Er ist jetzt im Himmel, bei den Wolken und passt da auf dich auf. Und Dad ist deswegen ganz traurig und will alleine sein."
„Papa weg?" Leise gebe ich ein zustimmendes Geräusch von mir und schaue nach oben. Dabei versuche ich verzweifelt die Tränen zurück zu halten. Kurz bleibe ich in der Position, dann laufe ich weiter.
Im Wohnzimmer angekommen setze ich Jimmy zu Jesse. Dieser malt fröhlich ein Bild. „Zieh die beiden schon mal um. Ich such Jule." Ohne noch jemanden anzuschauen gehe ich wieder aus dem Zimmer.
Während ich das dritte Kind suche, geht mir immer eine Frage durch den Kopf. Warum er? Es gibt so viele böse Menschen auf der Welt. Warum musste ein Unschuldiger sterben? Und das auf grausamste Art und Weise?
Nachdem ich in allen Räumen war und Jule immer noch nicht gefunden haben, bekomme ich leicht Panik. Wo kann er noch sein? Hektisch sehe ich mich um. Vielleicht im Garten. Schnell stürme ich dort hin. Und tatsächlich sehe ich ihn auf der Schaukel sitzen, doch er schaukelt nicht. Er starrt auf den Boden. Seine Katzenohren hängen nach unten. Erleichtert bleibe ich kurz stehen und gehe dann im normalen Tempo zu ihm.
Vor ihm gehe ich in die Hocke. Er jedoch schaut weiterhin auf den Boden. Was soll ich zu ihm sagen? Er ist vermutlich intelligenter als ich. Er weiß sicher was los ist und will bestimmt keine aufmunternden Worte hören. Leise seufze ich und sage das einzige was mir gerade in den Sinn kommt.
„Wir müssen los."
Seine Katzenohren hängen noch tiefer als davor, als er meine Worte hört. Ein leises Schniefen ist zu hören. „Jule... es tut mir so unglaublich leid. Es tut mir so leid, dass ich nicht mehr tun konnte. Ich vermisse ihn auch schrecklich. Aber ich verspreche dir, dass ich von jetzt an auf euch aufpassen werde. Und ich werde auch auf deinen Dad aufpassen." Langsam nickt er, doch stumm weint er weiter. Immer wieder fällt eine Träne auf den Boden. Und auch ich muss mich ernsthaft zusammen reißen nicht auch los zu heulen.
„Na komm. Wir müssen los."
~~~
Die Beerdigung wurde nur im engsten Kreis gefeiert. Nur Josie, Luis, Falk, Ich, Theresa und die Kinder.
Wir stehen auf dem Friedhof. Der Sarg ist noch oben und dreiviertelst offen. Der, der eine Grabrede halten will darf nach vorne kommen. Jimmy halte ich fest an mich gedrückt. Er sorgt dafür, dass ich nicht in Tränen ausbreche, sondern dass immer wieder eine fließt.
Als erstes geht Theresa vor. Ich versuche alles, dass ich nicht vor meinem Mate in Tränen ausbreche, weshalb ich immer nur kurze Sätze wirklich mitkriege.
„-du hast meinen Sohn so glücklich gemacht. Danke dafür-"
Als nächstes ist Luis nach vorne.
„-ich wusste von Anfang an, du bist was besonderes-"
„-Ich hoffe, ich konnte dir ein guter bester Freund sein, auch wenn unsere gemeinsame Zeit so kurz war-"
Mittlerweile schluchze ich doch leicht, sodass ich versuche mich mit irgendwas abzulenken und so die letzen Reden komplett verpasse. Gerade als ich dachte, es ist vorbei, kommt noch jemand nach vorne.
Es ist Jule. Mit einer Rose in der Hand läuft der 3-jährige nach vorne und dreht sich nicht wie erwartet zu uns, sondern zum Sarg. Sanft legt er die Rose zu Luke und flüstert dann:
„Ich hab dich so lieb. Auf Wiedersehen."
Schluchzend rennt er dann zurück in Theresas Arme. „Will auch vor.", sagt Jimmy, was mich erneut aufschluchzen lässt. Langsam gehe ich mit ihm nach vorne. Vorm Sarg bleiben wir stehen. Ich kann nichts sagen. Ich kann einfach nicht.
„Papa, aufwachen. Jimmy will spielen."
Schluchzend streichel ich Jimmy übern Kopf. „Papa... wacht nicht mehr auf... Machs gut, mein Freund." Meine Tränen nicht mehr zurückhaltet, entferne ich mich wieder vorm Sarg. Auf der anderen Seite hört man plötzlich Jesse, der verzweifelt Papa schreit und seine Arme nach ihm ausstreckt, doch von Lira festgehalten wird.
Nachdem der Pfarrer noch ein paar Worte gesagt hat, wird der Sarg in das Loch herunter gelassen. Doch plötzlich steht Damon vorne und stoppt alles. Der Sarg wird nochmal geöffnet. Er flüstert irgendwelche Worte, greift in den Sarg und holt etwas raus. Es ist klein und seine Faust umschlingt es. Man kann nicht erkennen was. Dann hält er seine Faust an sein Herz und sagt dann laut mit gebrochener Stimme:
„Ich verspreche dir, dass ich hier bleiben werde, bis unsere Kinder alt genug sind. Dann aber werde ich zu dir kommen... Ich liebe dich." Ein letztes mal krault er kurz die Katzenohren und geht dann schluchzend ein paar Schritte zurück.
Dann wird der Sarg wieder geschlossen und diesmal wirklich runter gelassen.
Damon ist auf seine Knie gefallen und schluchzt bitterlich.
Machs gut mein Freund. Danke, dass ich dich kennen lernen durfte.
Eng drücke ich Jimmy an mich und schluchze leise.
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Ich hab schon wieder die ganze Zeit beim schreiben geheult :(
Das nächste Kapitel wird das letzte sein.
Aber vll kommen noch specials^^
Wenn diese Geschichte zu Ende ist, dann wird bei der Fortsetzung das erste Kapitel schon draußen sein.
Bis bald.👋🏻
Lina Dream
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"Kann es nicht einfach aufhören?" (BoyxBoy)
Fantasy-Abgeschlossen- Luke ist anders als die Anderen. Immer wenn er außer Haus geht oder Leute zu Besuch kommen, hat er einen großen roten Umhang mit Kapuze an. Doch wieso? Wieso wird er gemobbt? Und vor allem wieso wehrt er sich nicht, obwohl er sich we...