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YUNHO| Es war das erste mal, dass ich mich für eines meiner Opfer wirklich interessierte. Das erste mal, dass ich ein schlechtes Gewissen hegte. Wieso? Ich wusste es nicht.

Seit dem Tag, an welchem Seonghwa mich von meinem Eltern befreite und sah, wie er sie vor meinen Augen umbrachte, für schaltete sich bei mir etwas um. Es war keine Panik, keine Angst. Im Gegenteil, ich wurde schlagartig ruhig. So ruhig, dass es fast schon emotionslos war. Für Tage.

Weil ich in dem Moment realisierte, dass es kein Reue Gefühl in mir ausgelöst hatte, sie sterben zu sehen. Dass ich nichts schlechtes fühlte, kein Gewissen und keine Trauer. Ich sah sie einfach sterben, das Blut an die Wände spritzend.

Ich war wie paralysiert.

Seonghwa hatte mich zu ihm aufgenommen, ohne den Gedanken, dass ich auch zum Killer werde. Er hatte mich eigentlich aufgenommen um mir ein zu Hause zu geben, eine richtige Familie, die nicht versuchte ihren eigenen Sohn umzubringen.

Es kam irgendwann von selbst, dass er mir alles erklärte. Die 8 Regeln, die Waffen, Nahkampf, die Jobs und das ganze Konzept. Er brachte mir alles bei, ohne auch nur eine Kleinigkeit auszulassen. Nur von seiner Vergangenheit erzählte er nicht.

Niemand außer San vielleicht wusste niemand genau, wieso er mit dem Killen begann. Niemand kannte seine komplette Geschichte, doch er kannte unsere. Es störte uns aber nicht.

Dass Seonghwa es schaffte das alles über die Jahre aufzubauen war beeindruckend. Niemand wusste woher er lernte mit Waffen um zu gehen, den Nahkampf oder wo er seine Bleibe hatte, in den ersten Jahren, wo alles begann. Alles was ich wusste war, dass San bei ihm war.

Doch wie auch immer sie es schafften all das aufzubauen, ohne einen Boss zu haben und selber Aufträge an zu nehmen über eine unbekannte Website zu der nur Leute Zugriff hatten, die viel Geld besaßen und sich auskannten, es funktionierte alles.

Man konnte das Konzept schwer erklären, wie alles mit den Aufträgen ablief. Meistens druckte Jongho uns dann die Dateien aus und gab sie einem von uns. In diesem Dateien stand eigentlich so gut wie alles. Von Allergien zu Angewohnheiten zu sonst was. Alles, was die Auftraggeber uns schickten und die dazu gesammelten Informationen von Jongho.

Wir waren nicht so profissionell wie andere, doch für unsere Verhältnisse reichte das vollkommen. Seonghwa brachte uns viel bei, vor allem aber wie man Mimiken und Gestiken las oder sich selber zu verhalten hatte, um nicht aufzufallen.

Zu gerne würde ich erfahren, von wem unser Ältester das alles gelernt hatte.

Ich weiß noch, bei meinem erste Auftrag war ich noch recht nervös, doch Seonghwa legte seine Hand auf meine, welche die Waffe umschloss und half mir beim Abdrücken. Die anderen Aufträge verliefen dann flüssiger, auch wenn ich damals noch viel zu lernen hatte.

Genau deswegen warf es mich so aus dem Konzept. Mingi warf mich aus dem Konzept. Eigentlich hielt ich mich an die Vorgaben und brachte so schnell und sauber es ging jemandem um, doch bei ihm zögerte ich von der ersten Sekunde an. Ich hatte sowas noch nie und es machte mich ganz durcheinander.

Ich war einfach nur verwirrt. Mal war ich unsicher, ob ich den Auftrag weiter gebe, dann war ich fest entschlossen ihn zu töten und ein anderes mal spielte ich fast verrückt, weil ich es nicht konnte. Ja, er brachte mich vollkommen aus dem Konzept.

Doch ich hatte es ohne es zu bemerken eine gewisse Verbindung zu ihn aufgebaut. Weil ich mich in ihm gespiegelt sah, wusste wie er sich fühlen musste. Seine Eltern wollten ihn um alle Fälle am Leben erhalten und dass er die Firma übernimmt, doch das war genauso wie, wenn die Eltern einen töten wollten.

Für mich war mein Tod mein Leben und für Mingi das Leben der Tod, wenn wir den Vorschriften unserer Eltern gehorcht hätten. Wenn wir uns ihnen nicht wiedersetzt hätten. Wobei.. nur Mingi schaffte es sich ihnen zu wiedersetzen.

Und jetzt? Er lebte bei uns und wir können ihn auch nicht wieder weg lassen. Mingi ist zwar ein relativ ruhigere Mensch, aber kann dafür sehr stur und hitzköpfig sein. Wenn wir ihn laufen ließen, hätten wir alle ein Problem.

Doch es machte es um einiges leichter, dass er selber den Auftrag gestellt hatte und dass Yeosang davon wusste. Wir waren unvorsichtig und haben sie in unser privat Leben gelassen, was für uns übel ausgehen könnte, wenn die beiden nichts von dem Mord wüssten. Dem Mord, der nicht stattfinden wird.

Es ist alles einfach nur chaotisch gerade.

,,Steh doch nicht am Fenster, wenn du krank bist." Hörte ich eine tiefe aber angenehme Stimme hinter mir, weswegen ich noch einmal tief Luft einatmete und mich zu Mingi umdrehte, der sich müde von meinem Bett aufsetzte, in welches ich ihn gelegt habe.

Nachdem ich gestern eingeschlafen bin, saß er wohl die ganze Nacht über an meinem Bett und da ich ungerne wollte, dass er sich seinen Nacken wegen mir verspannte, habe ich ihn ins Bett gelegt, nachdem ich aufgestanden bin.

,,Warte, wieso liege ich in deinem Bett?" ,,Freu dich doch lieber, dass du wenigstens ein bisschen normal schlafen konntest. Sollte ich dich etwa auf dem Stuhl lassen? Sah unbequem aus." Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verbergen und sah wie Mingi sich müde durch die Haare fuhr und sich dann von Bett erhob um zu mir ans Fenster zu kommen.

,,Komm, leg dich wieder hin." Er kam mir näher und hielt seine Hand an meine Stirn, seufzte dann aus. ,,Sei froh, dass du kein Fieber hast, trotzdem solltest du dich hinlegen." ,,Die frische Luft tut aber gut." Ich zuckte mit meinen Schultern und lehnte mich wieder an das offene Fenster raus.

Alles war schneeweis. Da wir in der Nähe des Waldes wohnten, abgelegen von der Innenstadt, erstreckten sich auch große und viele Bäume, deren Äste ebenfalls Schnee Schichten bedeckt waren. Ich liebte den Anblick.

,,Yunho." Sagte Mingi erneuert und ich spürte eine leichte Gänsehaut an meinem Nacken. Nicht nur, da der kalte Wind hier rein wehte, sondern da seine tiefe Morgenstimme angenehm neben mir erklang und irgendwas in mir auslöste, das ich nichts zuordnen konnte.

Ich drehte meinen Kopf zu ihm und sah wie er mich müde ansah und mit seinem Blick versuchte klar zu machen, dass ich ins Bett sollte, weswegen ich dann doch nachgab und mich zum Bett bewegen wollte, jedoch öffnete sich meine Tür und Wooyoung kam herein.

,,Oh, ihr seid wach?" ,,Wie du sehen kannst, ja." Sagte ich und hustete dann. ,,Jongho und Seonghwa haben Frühstück gemacht, kommt ihr mit runter?" Wooyoung kam auf mich zu und hielt seine Hand an meine Stirn. ,,Mingi hat schon nachgeschaut, hab kein Fieber." ,,Ja, zum Glück und jetzt los."

Ich nickte und ging an meinen Schrank, wo ich mir einen Pulli raus holte, den ich mir schnell überzog. ,,Bedien dich, immerhin hast du deine Sachen noch nicht hier." ,,Noch nicht?" Ich lachte etwas und fuhr mir vor dem Spiegel durch die Haare.

,,Wir werden die nächsten Tage zu dir nach Hause gehen und alles wichtige was du brauchst holen. Bis dahin nimmt du was von mir." ,,Wozu?" ,,Wozu? Das fragst du noch? Du wirst hier leben, als ob ich dich zurück zu deinen Eltern in die Hölle schicke."

Niemals wieder lasse ich zu, dass er dorthin zurück muss.

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Hey qwq

Schon Kapitel 38 whoaaa
Hoffentlich hat es euch gefallen c:

Ich muss jetzt gleich aufstehen und zur Schule, also sag ich schon mal Adios xD

Bis dann!

𝗖𝗔𝗡 𝗬𝗢𝗨 𝗞𝗜𝗟𝗟 𝗠𝗘 YUNGIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt