Kapitel 1

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"Und du denkst wirklich dieser Meisterdieb deiner Vorstellungen kann unserem Vorhaben gerecht werden?"

Ich musterte den älteren Mann, der sich von mir abwandte um sich seine Pfeife anzuzünden. Ich hatte zwar das Gefühl, dass ich ihn trauen konnte, dennoch war ich von seiner Idee einen Hobbit mitzunehmen weniger angetan. Schließlich waren doch Hobbits, die ich begegnet war, nie auf einem Abenteuer aus und immer nur in ihrem Alltagstrott vertieft. Sie hatten ein Zuhause und wollten nie zu Spät zum Essen kommen. Sie hatten ein weiches Bett und konnten ihren Tag genüsslich mit einem Sonnenstrahl beginnen. Sie hatten immer reichlich Vorrat vorhanden, damit sie keinen Stress hatten um sich irgendwo fernab ihrer Gärten etwas holen zu müssen. Es war wahrlich ein für mich zu friedvolles Völkchen.

„Selbstverständlich, nicht umsonst bin ich Gandalf..."
„...der Graue." beendete ich seinen Satz.
„Du lernst schnell." gab der Graue entspannt zu.
„Ich bin weniger davon angetan, dass deine Wahl auf einen Hobbit fiel." meinte ich zum wiederholten Male.
„Ich weiß, vielleicht ist er nicht kampferfahren oder gar tauglich für diese Unternehmung..."
„Du willst mir sagen, dass wir einen Meisterdieb mitnehmen, der sich nicht selbst wehren kann?" versuchte ich ruhig in die Richtung des Zauberers zu sprechen.
„Wahrlich, aber er ist klein, flink und lautlos, wenn es sein muss." konterte Gandalf lässig zurück.

Mein Rücken stützte sich an der steinerne Stuhllehne an und begutachtete meine zwölf Begleiter.

„Balin, wie findest du diese Idee?" wollte ich von dem Ältesten aus diesen Kreis wissen.
„Ich finde, dass das gute Argumente sind die Gandalf uns liefert, aber wir sollten uns zunächst selbst ein Bild von diesem Halbling machen."
„Jederzeit. Ich werde vorgehen und euch ankündigen."
„Wie werden wir das Haus erkennen?" fragte mein jüngster Neffe.

Gandalf lächelte zaghaft und zog an seiner Pfeife.

„Ihr werdet diesen Ort leicht finden. Und um ein deutlich erkennbares Zeichen allein für euch an die Haustür werde ich mich auch bemühen."

Dennoch war ich nicht davon begeistert, dass man jemanden besucht, von dem man keine großartige Hilfe erwarten kann. Ich seufzte hörbar auf und blickte durch die Spalten des Berges. Der Saal in dem wir unsere geheime Sitzung hielten, wurde nur durch Fackeln an der steinernen Wand belichtet und auch sonst war nirgends ein weiterer Lichteinfall, der uns mehr Wärme schenkte. Ich war doch zufrieden, dass wir diesen Ort verlassen würden um bald unsere Heimat zurück zu bekommen.

„Gut abgemacht, aber ich werde später erst dazu stoßen, da ich noch auf eine Versammlung der anderen sechs Zwergenstämme gehen müsste um Informationen über unsere Heimat zu bekommen." gab ich entschieden auf.
„Aber damit es nicht auffallend ist, werden wir getrennt in diese Idylle gehen." fügte ich hinzu.

Der Zauberer und die zwölf Zwerge nickten verständlich.

„Dwalin und Balin, ihr werdet euch in zwei Tagen vor dem Sonnenaufgang auf den Weg zu diesem Hobbit machen."
„Aber, Thorin, ich müsste zuvor noch einige Dinge in einem Dorf besorgen."
„Dann soll es so sein."

„Kili und Fili?"

Meine zwei Neffen sahen interessiert auf und lächelten schon euphorisch.

„Ihr werdet nach Dwalin und Balin nach dem Sonnenaufgang von Tannen ziehen. Ihr werdet allerdings eine andere Strecke einschlagen, dazu muss jede Kleingruppe mit der anderen sprechen."

Wieder bekam ich nur ein einvernehmliches Nicken.

„Und der Rest werdet gemeinsam gehen. Ihr dürft nach dem Einbrechen der Mittagsstunde die blauen Berge verlassen. Ich hoffe für meine Begleiter, dass sie unverletzt dort ankommen."

Der graue Zauberer sah mich verständlich an und nickte abermals.

„Es gibt drei gute und sichere Wege ins Auenland. Der erste Weg führt durch Nadelholz, dem Binsen-Moor und an 'die Wässer' vorbei, dass ist der direkte Weg."
„Das trifft sich gut, dann stoppe ich in Nadelholz kurz." sagte der graue Zwerg in die Runde.

Dwalin und ich nickten, dass das kein Problem sein würde.

„Der zweite Weg führt durch Ohnbüttel, ebenfalls durch den Binsen-Moor und an 'die Wässer' vorbei."
„Den übernehmen wir." sagte Bifur schon fast singend.
„Ja, der Weg ist zwar nicht direkt, aber er ist von der Lage her am Schönsten." gab Oin bei.
„So wird es sein, hauptsache es gibt was zum Essen!" lachte Bombur.
„Bei dem Hobbit gibt es reichlich."
„Gut, dass sich der Weg auch lohnt."

„Der dritte Weg führt durch Lützelbinge und über 'die Wässer' vorbei. Ich denke, dieser Weg ist für Kili und Fili eine Aufgabe."
„Ist zwar der längste Weg von allen, aber wir kommen pünktlich an." sprachen beide aus.
„Wir werden aber nicht in Lützelbinge schlafen, Kili, haben wir uns verstanden?" fragte Fili bestimmend.
„Wie mein verehrter Bruder möchte!" lachte Kili auf.
„Gut, da wir das geklärt haben, weiß jeder was er zu tun hatte. Ich werde mich gleich auf den Weg zur Versammlung machen, damit ich rechtzeitig bei deinem Meisterdieb ankomme, Gandalf."

Ich erhob mich aus dem unbequemen Sitz und verließ den Saal mit einer erhobenen Hand des Abschiedes.

Die Wiedergeburt des Arkensteins *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt