Kapitel 3

4.8K 218 7
                                    

Ich erinnerte mich an diesen Ausmaß seiner Katastrophe. Mein Großvater und auch sein damaliges Volk mussten mitansehen, wie das Königsjuwel unterging. Damals war ich vierundzwanzig Jahre alt und noch weitestgehend grün hinter den Ohren.

„Wie könnte ich das je vergessen, was mit dem Königsjuwel an jenem Tag geschah! Wie könnte ich das je vergessen, dass uns unsere damaligen Freunde keine Hilfe angeboten hatten und doch von uns genug bekommen hatten! Wie konnte ich das je vergessen, was mir nächtelang den Schlaf raubte!"

Die Zwergenkönige sahen mich verständlich an.

„Wir verstehen das Schicksal deines Volkes und die Gefühle, die man nicht zum Ausdruck bringen könnte, aber wir können dir dabei nicht helfen. Ich möchte mein Volk nicht an einen wütenden Drachen verlieren."
„Krain, ich kann euch genauso verstehen, aber ich werde mir einfach noch mehr Gedanken darüber machen und vielleicht hilft es mir ja damit besser klar zu kommen, dass wir diesen Berg nie wieder betreten können." gab ich gespielt auf.

Die nächsten zwölf Stunden vergingen mit immer wiederkehrenden Diskussionen über Erebor und den Arbeiten in den anderen Bergen. Ich fand mich meistens in meinen Gedanken wieder, da ich den Gedanken gar nicht aushalten könnte, dass ich meine Heimat kampflos und ohne Schutz dort liegen lassen würde. Ich hatte Angst, dass das Gold in Besitz boshafter Kreaturen gelangen würde.

„Verzeiht meine Unverfrorenheit, aber ich hätte ein weiteren Termin am Rande des Auenlandes, würdet ihr mir die Erlaubnis geben."
„Ich hatte diese Worte einst von deinem Vater gehört und danach war er verschwunden. Ich finde, du solltest auf dich aufpassen, aber wir sind sowieso gleich fertig." meinte Misrat aufmunternd.

Ich nickte ihn verstehend zu und wollte in diesem Moment aufstehen als ich in die Augen von Kali, Sohn von Liren, blickte. Er trug meist eine brennende Kerze auf seiner Krone und hatte halblange braune Haare, die nachhinten fielen. Sein Bartwuchs war auch sehr kurz geraten.

'Das Mädchen, welches ihr sucht, seit ihr schon einmal vor siebzehn Jahrzehnten begegnet. Ihr werdet sie schon bald wieder sehen.'

Noch nie hatte ich seine Stimme gehört und doch fand ich sie vertraut.

'Wieso sprichst du jetzt mit mir? Woher weißt du das?'
'Ich weiß so viel über die Welt und dennoch hatte ich vor einiger Zeit ein Mädchen im Himmel gesehen. Sie sah im Sternenlicht aus wie die Beschreibung der Legende. Das Mädchen ritt auf einer Feuerbestie, so anmutig wie es einst euer Feind war.'
'Hast du geträumt?'

Ich sah, dass Kali leicht den Kopf schüttelte und mich leicht anlächelte.

'Nein, es war kein Traum. Die Bestie hatte anscheinend wirklich das Legendenmädchen getroffen und hatte sie auf einen Flug mitgenommen. Du musst wissen, Smaug verlässt oft bei Gewitter den Berg um sich fit zu halten. Er genießt anscheinend den Wind, den Regen und die donnernde Atmosphäre...'
'...auf die Frage zurück zu kommen, warum ich mit dir spreche: Ich kannte deinen Vater und auch den Zauberer, dem Thrain davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass er sich dem Erebor zurück holen sollte...'
'...aber sei dir bewusst, erst wenn du den Arkenstein in Besitz hast, werden euch diese fünf Sippen euch Gehör schenken.'

Der König, der weit im Osten sein Königreich hatte, war jemand der nie sprach. Jedenfalls hatten wir ihn noch nie sprechen gehört. Sich in die Gedanken anderer einzubringen, war eine erstaunliche Fähigkeit, die kaum in Mittelerde zu finden war.

*

Nun waren es einige Stunden vergangen seit ich die Breitstämme verlassen hatte um mich auf den Weg zum Auenland zu machen. Immer noch hatte ich gegen die Idee des Zauberers etwas und doch konnte ich mich gar nicht darauf genug freuen. Es war schon einige Zeit her, dass ich andere Menschen oder Halblinge begegnet war. Ruckartig wurde ich von meinen Gedanken gerissen als ich merkte, dass ich fast gegen einen betrunkenen Mann gelaufen wäre. Meine Augen fixierten das Gasthaus gegenüber diesem Mannes. Das tänzelnde Pony. Ich erinnerte mich, dort hatte ich Gandalf zum ersten Mal gesprochen und nun war ich einen festen Schritt näher an Erebor.

Meine Schritte verließen diese Stadt. Ich musste mich auf das Zeichen konzentrieren. Ich blickte mich umher, aber nicht nervös sondern suchend. Dennoch hatte ich mich in dieser Zeit doch zwei Mal verlaufen. Ich wusste, dass ich zu Spät beim Hobbit ankam und ich wusste genauso, dass dieser von mehr Zwergen nicht erfreut war.

Als ich nach langem Suchen das kleine versteckte Haus fand, begutachtete ich das Zeichen und schon verpuffte es vor meinen Augen. Anscheinend war ich der letzte unerwartete Gast des Hobbits. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass ich vor diesem Haus schon einmal stand und das nicht vor einigen Minuten. Ich klopfte dreimal als sich die Gespräche im Haus verstummten. Die Tür wurde zaghaft geöffnet und vor mir stand ein kleiner Mann mit lockigen braunen Haar und behaarte Füße. Daneben stand Gandalf, der über irgendetwas amüsiert war.

„Thorin. Zu euren Diensten."

Ich verbeugte mich höflich und trat herein, nachdem Gandalf das Wort übernahm.

„Gandalf, wie viele von denen kommen den noch?" wollte der kleine Mann wissen.
„Nun, mein lieber Bilbo, Thorin ist der letzte erwartete Gast meinerseits."
„Ach, das ist also der Hobbit."

Die Wiedergeburt des Arkensteins *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt