Kapitel 36

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Liane ging wieder in den Schatten.

„Wenn du jemanden beeindrucken möchtest, dann verwandle dich doch mal ganz anstatt bei deinen Spielen zu bleiben. Wird langsam langweilig, Emilia Tuk!"
„Und das sagt mir jemand, der sich in einem Bären verwandeln kann?"

Sie sah noch einmal zu Thorin hinab, schließlich zu mir und dann schnellte sie auf den Gastgeber zu.

„Oh, das Feuerbestie will kämpfen."

Beorn schien ihre Tricks zu kennen um diese immer wieder gekonnt ausweichen zu können.

„Komm schon, Emilia, hast du nichts anderes in den letzten hundert Jahren gelernt."

Sie lächelte wieder auf und ich hätte schwören können, dass sie noch viel mehr in sich trug wie sie den Schein machte. Doch Beorn kam ihr mit seinem Angriff zu vor und sie landete unsanft an der Gartenmauer. Sie blieb bewusstlos liegen, so sah sie aus als könne sie keiner Fliege etwas zu leide tun. Bevor allerdings Beorn ein Schnitt machte, rannte er auf das bewusstlose Mädchen zu. Ich hatte geglaubt, er würde sie wieder treffen, doch sie rutschte in derselben Zeit unter ihn hin durch und rannte an uns vorbei auf die große Wiese vor dem Haus.

Der Abend war schon angebrochen und auch sie schien auf der Wiese nachzudenken. Sie saß seit dem Zusammenprall mit der Wand und nachdem sie an uns vorbei gelaufen war, dort und schien zu überlegen. Immer wieder spürten wir Blicke auf uns, die von ihr kamen. Sie schien nicht zu begreifen, dass Thorin wirklich ihr Vater war. Nachdem er sie im Blickfeld hatte, drehte sie sich wieder um und raufte ihre Haare.

„Du bist also den, den man Eichenschild nennt?" wollte unser Gastgeber nun endlich wissen.

Unser Anführer nickte bestätigend und machte sie Sorgen um sein kleines Mädchen.

„Emilia war nicht immer..." broch Beorn ab.

Er seufzte und fing noch einmal an.

„Ihr müsst wissen, dass Emilia mir als freudestrahlendes Mädchen im Alter von siebzig Jahren in Erinnerung war. Ich wusste bis dahin noch gar nicht, was dieses Drachenblut im Arkenstein bewirken würde."

Nun hörten wir auf als er mit dieser Geschichte anfing.

„Ich glaube ich sollte von vorn anfangen. Mein Volk war das erste in den Bergen, bevor die Orks von Norden herkamen. Sie töteten jeden einzelnen und die, die sie nicht töteten, behielten sie als Sklaven. Nicht zum Arbeiten, wie ihr denken könntet, sondern zum Spaß. Orks sind schon grässliche Kreaturen."
„Gibt es noch weitere von deiner Sorte?"

Beorn sah Bilbo traurig an und fuhr weiter:

„Einst gab es viele, doch nun gibt es nur noch einen. Aus diesem Grund erhielt ich durch Emilias Aufenthalt in meiner Zelle die Hoffnung auf Freiheit wieder. Sie hielt all das aus und musste durch viele Tode gehen bis sie eines Tages zu mir sagte, dass ein Freund von ihr bald zur Hilfe kommen würde."
„Ein Freund?" fragte Fili skeptisch.
„Es war kein Freund mit der Haut eines Menschens, mit den Fingern eines Zwerges oder mit der Nase eines Halblings. Es war kein Freund mit einem Haar wie eines Elben oder mit der Bekleidung eines Zauberers. Ich hatte ihr meine Freiheit zu verdanken und auch ihn, der euch um eure Heimat brachte. In jener Nacht vor fast hundert Jahren kam Smaug aus dem Erebor und hatte uns befreit. Doch das blieb nicht unbeobachtet, den ein kleiner stummer Zwerg aus dem Osten hatte uns auf seiner Wanderung erhaschen können."
„Der Smaug? Du redest aber jetzt noch von dem Smaug?" wollte Dwalin beängstigend wissen.
„Er kann kommen, wann er wollte. Er konnte spüren, wann sie seine Hilfe brauchte. Sie gehört nicht ihm. Er hatte sie durch den Bruch des Arkensteins zu seiner Besitzerin gemacht."

Gänsehaut durchfuhr mich und ich konnte mir das nicht vorstellen, dass dieses kleine Geschöpf im Besitz eines mächtigen Drachens war.

„Es ist nicht immer leicht ihren Weg zu verstehen. Doch sie hatte nie gelernt, irgendwo Zuhause zu sein. Ihre Mutter versorgte sie zwar, aber von ihrem Lebensgefährten war sie nie gewollt. Er konnte seiner Frau nie verzeihen, dass sie ihn mit jemand anderen betrogen hatte. Und er wusste es, da sie keine Hobbitfüße hatte, nicht die selben Haarfarbe besaß. Aber wenn ich dir glauben schenken darf, Eichenschild, dann hat sie die Haare auch nicht von dir."
„Es liegt mit der Kraft vom Königsjuwel zusammen, dass ihre Haare leuchten." stellte dieser klar.

Beorn hob sein Kopf an um zu zeigen, dass er seine Worte verstanden hätte.

„Seit nicht so hart mit ihr. Sie ist es schon manchmal mit sich selbst. Und auch wenn sie in diesen Angriff kaum böswillige Gedanken hat, so kann man ihr nicht lange böse sein. Im Herzen wird sie immer ein guter Kern bleiben."

Die Wiedergeburt des Arkensteins *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt