Kapitel 27

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* Immer noch bei Fili und Emilia *

„Wie faszinierend?"

In diesem Augenblick sah sie mich an und ich wusste, sie müsste meine ganzen Gedankenwelt in einigen Sekunden durchforscht haben. Und doch schien sie mich nur anzusehen.

„Weswegen hast du Thranduils rechte Seite verbrannt?" wechselte ich das Thema.

Sie sah mich erschrocken an und wollte gerade ansetzen:

„Woh...?"
„Herr Elrond hatte uns das erzählt, nachdem du in Bruchtal auf den Schultern von Kili eingeschlafen bist."

Ihre Haare lagen wild und lockig über ihre Schulter wie sie mich nachdenklich ansah. Sie seufzte aus. Augenblicklich wurde sie hysterisch.

„Scheeeeeeeeeeeeeeeeeisse." setzte sie leise an.
„Damals... Ich hatte es all die Jahre verdrängt. Thranduil und ich bekriegten uns einige Zeit sehr oft. Es gab mal Tage, da durchzog ich sein Land ohne seines Wissens und dann kam der Tag an dem ich von ihm gesichtet wurde. An jenem Tag verlor ich den sechs monatigen Streit mit ihm und wurde gefangen genommen. Er fand mich faszinierend und hatte mir vorgeschlagen seine Frau zu werden. Ich hatte ihn bis jetzt noch nicht abgeschlagen, seither..."
„...warst du auch nicht mehr im Düsterwald gewesen. Du meinst mit 'noch nicht Abgeschlagen', dass du ihm stattdessen ein Brandmal für das Leben gesetzt hattest?"

Dieses Mal nickte sie nur und mied meinem Augenkontakt. Wir waren still geworden als wir mehrere Schritte gehört hatten. Sie liefen an uns vorbei und schienen uns nicht mitbekommen zu haben. In diesem Augenblick blickte ich einen weißen Ork auf einem gleichfarbigen Warg.

„Wer ist das?" hauchte ich ihr zu.
„Du solltest jetzt gehen und egal, was passieren sollte. Schau nicht zurück. Sag Thorin, dass er in Gefahr sein würde, wenn er noch länger in diesem Gebirge herumirrt."

Ihre Stimme brach immer mehr ab und sie schien gelassen aber auch besorgt zu sein.

„Das ist Azog, der Schänder." hauchte sie mit dem selben Atemzug zurück.
„Und was ist mit dir? Wie soll ich unentdeckt hier fort kommen?" wollte ich stumm wissen.

Sie gestikulierte nun mehr wie sie die Lippen stumm bewegte. Sie zeigte ein Schlupfloch, welcher unter der Feuerstelle sein müsste. Sie wies mir an, immer auf dem Weg zu bleiben und keinen anderen Weg zu gehen. Irgendwann würde ich da rauskommen, wo auch Thorin und seine restlichen Leute herauskommen müssten, wenn sie in der Höhle gefangen genommen wären.

„Woher weißt du das alles?"
„Ich bin viel rum gekommen und hab das alles schon mal erlebt!" sagte sie und lächelte mich an.

Ich kroch zu ihr und nahm sie noch dankend in die Arme.

„Du kommst aber wirklich nach. Fahr nicht immer dein Egotrip. Kein Mensch muss alleine durch die Gefahren."

Ich wollte ihr gerade einen Kuss auf die Stirn bringen, als ihr Kopf musternd nach hinten beugte, weil sie etwas gesehen hatte und in diesem Moment fielen meine Lippen auf ihre. Erschrocken wichen ich von ihr weg. Unsere Blicke trafen uns und mit ihren Worten: 'Geh jetzt endlich', verschwand ich durch die Feuerstelle.

* _ *

Ich hatte meinen Kollegen natürlich nicht alles erzählt. Einiges ließ ich aus, so wie mit dem Kuss und den Worten, dass ich sie faszinierend fand oder manches schmückte ich umso mehr aus, wie die Szene mit Thranduil und die Begegnung mit Azog.

Die Wiedergeburt des Arkensteins *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt