Kapitel 19

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Ich hatte Flyer gedruckt mit einem Foto von meiner Schwester drauf und ein paar Informationen

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Ich hatte Flyer gedruckt mit einem Foto von meiner Schwester drauf und ein paar Informationen.
Mit diesen Flyern lief ich nun durch die Stadt. Die Weihnachtsstände waren noch geschlossen und es war verhältnismäßig wenig los.
Die ganzen Leute würden erst am Abend wieder hier her kommen, doch so lange konnte ich nicht mehr warten. Es machte mich ganz kirre. Diese Ungewissheit. Ich würde noch durchdrehen, würde ich auch nur eine weitere Sekunde nichts unternehmen.

Wie ein aufgescheuchtes Huhn rannte ich umher und klebte die Flyer an sämtliche Bäume, Hauswände und Schilder.
»Hey! Sie dürfen hier keine Plakate aufhängen!«, rief mir ein älterer Mann zu. Es war genau die Art von Mensch, die den ganzen Tag vor dem Fenster stand und nur darauf wartete, jemanden verklagen zu können. Ich hasste solche Leute.
Ruckartig drehte ich mich um und funkelte den Mann wütend an.

»Das sind keine verdammten Plakate! Meine Schwester ist verschwunden! Ich will, dass uns jemand weiterhelfen kann, der sie vielleicht gesehen hat«, zischte ich, schleuderte ihm die Worte schon fast entgegen.
»Das ist mir egal. Das ist meine Hauswand, hast du verstanden? MEINE!« Er riss den Flyer runter und knüllte ihn zusammen, um ihn mir dann vor die Füße zu werfen.

Tränen brannten in meinen Augen. Ich hob den Flyer auf und sah mir das Foto an. Emma lächelte strahlend in die Kamera. Ihre rotbraunen Haare schimmerten und umrahmten glatt ihr ebenmäßiges Gesicht. Es war eines der Fotos, die sie machen hat lassen, für Bewegungen.
Verdammt, wo war sie nur?

Ich kniff meine Lippen fest zusammen und presste den Flyer an meine Brust. Dann drehte ich um und wandte mich zum gehen.
Sollte dieser Mann doch weiterhin so drauf sein. Mir war es egal. Für mich zählte nur meine Schwester.
Ich klebte weiter fleißig die Flyer überall hin. Hektisch ging meine Atmung, so als hätte ich Angst, dass nicht mehr genug Luft zum Atmen übrig war.

Oscar hatte ich nach Hause geschickt. Ich wollte nicht, dass er sich das ganze Theater gab. Es war zwar super lieb, dass er für mich da sein wollte, doch ich wollte nicht, dass er mich so sah. Ich wollte nicht gleich am Anfang des Neuanfangs so herum heulen. Es war mir einfach ein wenig peinlich, obwohl es das nicht sein sollte.
Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Es war meine Mutter.

»Magnus! Es gibt Neuigkeiten von der Polizei. Sie haben einen Schal gefunden. Emma's Schal! Am Weihnachtsmarkt! In einer kleinen Gasse. Sie denken, dass sie dort jemand überwältigt haben könnte«, drang die aufgeregte Stimme meiner Mutter in mein Ohr und ich schluckte schwer.
Überwältigt. Das heißt, sie wurde wirklich entführt. Sie würde nicht einfach so wieder kommen, weil sie bei einer Freundin war. Verdammt!

»Das...das wussten wir doch eigentlich eh schon«, nuschelte ich und merkte, wie ich zu zittern anfing. Plötzlich wünschte ich mir Oscar herbei, der mich wieder an seine Brust zog und mich einfach nur fest hielt. Ich fühlte mich total alleine, obwohl ist wusste, dass ich das nicht war. Es war einfach grässlich.

»Ja schon, aber sie werden dran bleiben und alles geben. Jetzt werden sie wirklich tätig. Das ist doch das Tolle! Ich hab das Gefühl, sie haben vorher nur eine hyperbesorgte Mutter vor sich gesehen, die ein Drama macht, weil ihre Tochter nicht nach Hause gekommen ist. Sie haben mich nicht ernst genommen, aber jetzt haben sie den Beweis, dass ich nicht übertrieben habe, verstehst du! Wir werden unsere Emma wieder zurück bekommen! Ganz sicher!«, sagte sie und ich schluckte. Ich hoffte so sehr, dass sie Recht hatte und wir unsere Emma bald wieder in die Arme schließen können.

»Okay, das ist toll. Ich bin gerade dabei, Flyer zu verteilen. Vielleicht hat sie ja jemand gesehen und kann uns weiterhelfen. Die sind aber bald alle verbraucht. Dann komme ich wieder nach Hause«, gab ich durch.
»In Ordnung, aber pass auf dich auf ja? Sei vorsichtig und beeil dich.«
Ich lächelte leicht und versicherte ihr noch, dass ich ganz vorsichtig sein werde. Dann legte ich auf und setzte meine Arbeit fort.

Schon bald waren alle Flyer verteilt und ich machte mich auf den Nachhauseweg.
Als ich dort ankam, sah ich, dass Oscars Wagen vor unserer Einfahrt parkte. Ich trat in das Haus und ging ein Stück in den Empfangsraum, von da aus ich in die Küche sehen konnte. Dort saß meine Mutter zusammen mit Oscar. Beide sahen mich an und ich schubste die Haustür ins Schloss.
»Was machst du denn schon wieder hier?«, fragte ich und sah Oscar dabei zu, wie er auf mich zu kam.
Ich trat einen Schritt zurück und sah zu ihm hoch.
»Das nenne ich Mal eine nette Begrüßung«, schmunzelte der ältere und strich sanft über meine Wange. Eine schöne Berührung, ein schönes Gefühl, doch ich hatte irgendwie keine Lust, es an mich heran zu lassen. Vielleicht deswegen, weil ich beschlossen hatte, die Diva heraus hängen zu lassen und ein wenig herum zu zicken.

»Ich will nicht, dass du dich so um mich kümmerst, als wäre ich ein kleines Baby. Ich schaffe das schon alleine«, meinte ich und reckte mein Kinn in die Höhe.
»Mag!«, mahnte meine Mutter mich, doch ich schüttelte nur den Kopf, was sie zum schweigen brachte.
Oscar schnaubte.
»Ich sehe doch, wie sehr dich das ganze fertig macht und das tut mir selbst weh, dich leiden zu sehen. Ich helfe dir, weil ich das tun will okay? Ich weiß, dass du das alleine schaffen kannst, aber das musst du nicht. Ich bin für dich da.«

Er trat noch einen Schritt auf mich zu, um auch noch den letzten Abstand zwischen uns zu überwinden. Vorsichtig zog er mich an der Taille zu sich, doch ich machte mich los.
»Das weiß ich auch sehr zu schätzen, aber ich...der Schmerz frisst mich auf. Diese Leere. Sie ist furchtbar und es fühlt sich falsch an, wenn du diese Leere füllst, verstehst du?«
Oscar wirkte traurig. Er senkte den Blick, bevor er langsam nickte. Langsam trat er von mir weg und sah zu meiner Mutter, die uns nur schweigend zugesehen hatte.

»Ich sollte gehen«, murmelte er nur, bevor er das Haus verließ und ich wenig später das Motorengeräusch hörte. Verdammt, was hatte ich da getan? Jetzt fühlte sich diese Leere nur noch schlimmer an.
Schnell erklomm ich die Treppen und rannte in mein Zimmer, wo ich mich ins Bett fallen ließ und an die Decke starrte.
Ich wollte ihn wieder zurück.
Oscar, komm zurück. Komm zurück zu mir!

 Komm zurück zu mir!

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