Kapitel 9

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Noch lange hatte ich gestern bei Oscar im Haus gesessen

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Noch lange hatte ich gestern bei Oscar im Haus gesessen. In der kleinen Küche am Tisch hatten wir unsere Getränke verzehrt und über Gott und die Welt gesprochen.
Ich hatte beinahe vergessen, wie gut man sich mit ihm unterhalten konnte.
Als ich daran zurück dachte, fing mein Bauch erneut an, wie verrückt zu Kribbeln. Ich wusste, dass ich das schläunigst abstellen musste. Ich hatte mir schon viel zu viel geleistet.
So konnte man seinen Exfreund mit Sicherheit nicht vergessen.

Leise seufzte ich, sah zu, wie mein heißer Atem Nebelwolcken auf die Fensterscheibe in meinem Zimmer  zeichnete.
Draußen hatte es wieder angefangen zu schneien.
Alles war so herrlich weiß und sauber. Diesmal würde es ein Weihnachten werden, wie es im Bilderbuch stand.

Ich hing so in meinen Gedanken fest, dass ich erschrocken zusammen zuckte, als plötzlich Emma in mein Zimmer gestürmt kam.

»Mag! Ich brauche dein Matheheft«, sagte sie dramatisch, als würde alles davon abhängig, ob ich ihr das Heft gab oder nicht.

»Warum?«

»Muss nur was nachsehen«, gab sie zurück.

Ich wusste, dass es gelogen war. Sie wollte bloß abschreiben, aber mir sollte es recht sein. Ich konnte gut verstehen, dass Leute nicht unzählige Stunden damit verbringen wollten, ihre Hausaufgaben zu erledigen. Ich wollte es schließlich auch nicht.
Mit einem Kopfnicken gab ich ihr zu verstehen, wo das Heft lag und sie sah mir dankend entgegen, bevor sie mit dem Heft in der Hand wieder aus meinem Zimmer verschwand.

Ich sah ihr noch nach und seufzte. Mein komplettes Leben stand Kopf. Oscar war wieder da, zusammen mit den alten Gefühlen, die ich ihm gegenüber hatte. Ich war hin und her gerissen.
Natürlich wollte ich ihm noch eine Chance geben, wollte zulassen, dass er mich an sich zieht und nicht mehr los ließ, doch was ist, wenn er genau das tat? Was, wenn er mich wieder los ließ? Wieder Hals über Kopf einfach abhaute? Ich wusste nicht, ob ich das ein zweites Mal schaffen würde.

Mühselig schleppte ich mich zu meinem Bett hinüber und ließ mich hinein fallen. Diese ganzen Gedanken machten mich müde. Ich könnte die ganze Zeit nur schlafen.
Langsam drehte ich mich zur Seite, schob meine gefalteten Hände unter meinen Gesichtshälfte und schloss die Augen.

***

Ein gleichmäßiges Rütteln an meiner Schulter war dafür verantwortlich, dass ich meine Augen wieder öffnete. Es war bereits wieder hell draußen, was vermutlich hieß, dass der nächste Tag angebrochen war.
Vor mir stand Emma, die mich so lange geschüttelt hatte, bis ich wach war. Die liebevolle Ader mochte man bei ihr manchmal nicht sofort erkennen.

»Komm, die Schule fängt bald an.«

Als ich das Wort Schule schon hörte, wurden meine Augenlider schwerer.
Ich stöhnte nur und drehte mich auf die andere Seite, doch augenblicklich setzte das Rütteln wieder ein und ich gab auf. Ich schwang meine Beine aus dem Bett und stand auf. Müde blickte ich meiner Schwester entgegen, die zufrieden grinste.

»Hast du jetzt das, was du wolltest?«, nuschelte ich und rieb mir den Schlaf aus den Augen.

Emma grinste noch breiter.
»Nicht reden, weitermachen!«
Das rothaarige Mädchen schob mich ins Bad und drückte mir meine Zahnbürste in die Hand. Geduldig lehnte sie sich an die Tür und sah mir dabei zu, wie ich mir dir Zähne putzte. Danach wusch ich mein Gesicht mit kaltem Wasser, um wacher zu werden, was auch einigermaßen funktionierte.
In Windeseile zog ich mir was an und dann ging es auch schon ab zur Schule. Emma ging heute mit mir zur Schule. Sofie war wohl schon vor gegangen, zusammen mit diesem Philip und wenn ich ehrlich war, dann war es mir nur recht, dass Emma neben mir war und nicht bei diesem Philip. Ich traute diesen Typen nicht über den Weg.

Hendrick erwartete mich natürlich wie jeden Tag und drückte mich. Emma lächelte er nur kurz zu. Vielleicht hatte er aber auch einfach nur Angst, dass ich ihm eine reinhaue, wenn er eine falsche Bewegung in die Richtung meiner Schwester machte.
Emma verabschiedete sich von uns und ging dann in ihre Klasse und auch Hendrick und ich gingen ins Klassenzimmer. Heute hatten wir in der ersten Stunde Geschichte. Ein dreistündiger Dokumentarfilm stand auf dem Plan. Eigentlich recht interessant, was dabei half, nicht in das Land der Träume zu reisen.

Als die Schule vorbei war, schlenderte ich mit meinem Kumpel zusammen Richtung Ausgang. Heute wollten wir uns nach der Schule Mal was gönnen und in das nahegelegene Restaurant gehen. Es hatte gerade erst aufgemacht und wir mussten natürlich schauen, ob das Essen gut war.
Ich drückte die Tür auf, während ich mit Hendrick sprach, doch dieser blieb plötzlich erstaunt stehen und starrte geradeaus.

»Ach du scheiße. Was macht der denn hier?«, flüsterte er fassungslos.

Nun sah auch ich hin und wünschte im selben Moment, ich hätte es nicht getan. Dort stand niemand geringeres als Oscar und winkte mir zu.
Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn. Was tat er denn hier? Was war seine Absicht?
Ich ließ Hendrick stehen und stapfte wütend auf den etwas größeren Jungen zu, doch schon als ich seinen betörenden Duft von Zimt und diesem typischen männlichen Duft wahrnahm, war meine Wut verblasst.

»Hey, alles gut? Ich dachte, ich hole dich heute Mal ab«, meinte Oscar, als wäre es selbstverständlich, dass er mich von der Schule abholte. Hinter ihm stand ein schwarzer Jeep.

»Du kannst doch hier nicht einfach aufkreuzen? Was sollen denn die Leute denken? Die fangen doch wieder an zu reden und verbreiten Gerüchte. Ich hab gerade sowieso schon genug Gerüchte am Hals.«
Ich sah zu ihm hoch und die Augen von Oscar trafen auf meine.

»Wie meinst du das? Ist etwas passiert?«

Ich seufzte. Toll, ich wollte eigentlich nicht, dass Oscar gleich alles erfuhr, was bei mir gerade ab ging, aber so wie es aussah, war ich selbst schuld, das sich ihm jetzt einen Vortrag über mein Leben halten musste.
»Lange Geschichte«, sagte ich also nur und senkte den Blick, bis ich die große warme Hand an meinem Arm spürte. Plötzlich wurde mir furchtbar heiß in meiner Winterjacke, so als hätte ich Fieber.

»Vielleicht willst du sie mir ja bei einem Gläschen Orangensaft und ein paar Keksen erzählen«, meinte Oscar sanft. Ich schluckte und sah über meine Schulter zu Hendrick, der mich fragend ansah. Was sollte ich jetzt tun? Sollte ich meiner leidenschaftlichen Gehirnhälfte folgen und mit Oscar mit gehen oder auf die vernünftige Hälfte hören und mit Hendrick essen gehen. Ich war hin und her gerissen. Mein Herz hämmerte wie verrückt und ich biss mir leicht auf die Unterlippe. Verdammt nochmal!

 Verdammt nochmal!

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