Kapitel 17

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Ich war die halbe Nacht wach geblieben

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Ich war die halbe Nacht wach geblieben. Nachdem Mum angefangen hatte, mich zu ignorieren, bin ich in mein Zimmer gelaufen und hab mich auf mein Bett gesetzt, die Knie dicht an mich gezogen und meine Arme um diese geschlungen.
Oscar war hier geblieben. Er wollte mich nicht alleine lassen, doch ich wollte nicht, dass er hier blieb.

»Musst du nicht nach Hause?«

Oscar musste leicht schmunzeln. Seine Augen wirkten träge und erschöpft. Alles meine Schuld. Oscar würde schon schlafen, wenn ich nicht wäre. Warum tat er sich das hier überhaupt an? Er hatte doch gar nichts damit zu tun.

»Nein, ich wohne alleine. Mich vermisst also niemand und ich lasse dich in diesem Zustand ganz bestimmt nicht alleine«, meinte der andere und unterdrückte nur mühsam ein Gähnen.

»Zustand...«, nuschelte ich.
Das hörte sich so an, als wäre ich gestört und könnte mir oder jemand anderem etwas antun, wenn man mich auch nur eine Sekunde aus den Augen lassen würde. Was ein Schwachsinn. Ich wollte einfach nur meine Schwester zurück.

Oscar hatte einen Arm um nicht gelegt und streichelte mit den Daumen über meinen Oberarm.
»Sie wird wieder auftauchen, okay? Sie wird wiederkommen und es wird ihr gut gehen«, hauchte er in mein Ohr. Sein warmer Atem kitzelte meine Haut und ich schauderte leicht. Nein, nicht jetzt! Ich wollte mich nicht jetzt ihm hingeben und an mehr denken, als nur der Atem, der über meine Haut strich. Das war unangemessen und gegenüber Emma nicht fair.

Vorsichtig hob ich den Blick und sah Oscar an. Der Mond leuchtete durchs Fenster und war somit die einzige Lichtquelle momentan. Dunkle Schatten lagen unter den Augen meines Exfreundes und ich schluckte. Wir sollten schlafen. Dringend. Sonst würden wir morgen aussehen, wie Zombies.

Vorsichtig lehnte ich mich also an den anderen, legte meinen Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen.
Oscar strich durch mein Haar, was mich entspannen ließ.
»Genau, schlaf ein bisschen«, hörte ich ihn noch flüstern und schon war ich eingeschlafen. Es ging schnell, was mich wunderte, denn die ganzen Stunden davor hatte ich nicht das Bedürfnis verspürt, zu schlafen.

Als ich meine Augen wieder öffnete, war es der nächste Tag angebrochen. Draußen schien die Sonne. Es war alles so hell und fröhlich, dass es mir irgendwie falsch vor kam.
Oscar schien mich zugedeckt zu haben, denn mich umhüllte meine Bettdecke. Neben mir hatte Oscar sich auf den Bett zusammen gerollt, wie ein Embryo und schlief friedlich.

Zaghaft erhob ich mich, da ich ihn auf gar keinen Fall wecken wollte. Langsam schlich ich zur Tür und drückte sie sachte auf, so dass ich beinahe geräuschlos hinaus schlüpfen konnte.
Ich lief die Treppe hinunter und entdeckte meine Mum, die in der Küche saß und eine Kaffeetasse umklammert hielt.

»Guten Morgen«, brummte ich, in der Hoffnung, sie würde mich nicht mehr ignorieren. Ich wollte nicht, dass sie sauer auf mich war. Ich konnte doch auch nichts dafür. Wenn ich es ändern könnte, dann würde ich es tun.

Meine Mutter sah auf und blickte müde zu mir hinüber. Die selben dunklen Ringe, wie auch bei Oscar letzte Nacht, lagen unter ihren Augen, wie eine Kette.
»Guten Morgen«, antwortete sie mir und ich war erleichtert. Offenbar war sie nicht mehr sauer.

Langsam ging ich zum Kühlschrank, ohne wirklich zu wissen, was ich tun wollte, bis meine Mutter mich sanft am Arm packte und mich zu sich umdrehte.
»Hör Mal, Magnus. Es tut mir leid, wie ich mich gestern verhalten habe. Es war nicht okay gewesen, dich zu ignorieren. Es war einfach alles zu viel für mich. Es war ein Schock, aber dir geht es ja genauso. Wir sollten zusammen arbeiten, damit wir sie schnell finden, okay?«

Die Stille Hoffnung, Emma könnte vielleicht wieder da sein, war im mir aufgekommen, als ich das Bett verlassen hatte, doch die Worte meiner Mutter zerschmetterten die Hoffnung mit einem Mal wieder. Emma war noch immer verschwunden. Keiner wusste, wo sie war, wie es ihr ging oder sonst was.
Mein Herz fing wieder an zu hämmern. Jede Sekunde, in der Emma noch fehlte, könnte Emma das Leben kosten.

»Mum, ich hab Angst«, krächzte ich und umklammerte den Rand der Theke hinter mir.

Meine Mutter nickte. Die Art, wie sie nun die Lippen zusammen kniff, deutete darauf hin, dass sie gerade versuchte, nicht zu weinen.
Ich sah zu Boden und dann drückte meine Mutter mich an sich.
»Wir gehen zu Polizei und dann werden auch die uns helfen. Wir werden sie finden«, flüsterte sie in meine Haare und ich presste mich an sie. Ich schenkte ihren Worten Glauben, weil ich es glauben wollte. Ich wollte, dass es so ist. Emma musste wieder kommen. Ohne sie war es einfach nicht das gleiche.

»Was hat es eigentlich mit dir und Oscar auf sich?«, fragte meine Mutter plötzlich und ich zuckte kaum merklich zusammen. Wie kam die denn jetzt auf das? Es gab ja wohl gerade wichtigeres, als mich und Oscar.
»Nichts«, gab ich nur zurück und wich ihrem Blick aus. Ich betrachtete Oscar noch immer als meinen Exfreund, da ich mir selbst noch nicht im Klaren war, ob er nun nicht doch wieder mein Freund war und ob ich das überhaupt wollte, doch die Tatsache, dass Oscar mich gestern seinen Freund genannt hatte, machte das ganze natürlich etwas komplizierter.
Meine Mutter hob mein Kinn und sah in meine Augen.

»Du liebst ihn oder?«

Ich schluckte. Gott, wann hörte das auf? Es fühlte sich so furchtbar an. Wie die Hölle. Mir waren solche Gespräche so peinlich.
»Ich weiß es nicht«, sagte ich schließlich, was ja eigentlich der Wahrheit entsprach. Zumindest so halbwegs.
Meine Mutter zog nur die Augenbrauen hoch und schüttelte leicht den Kopf.
»Ich kenne dich, Magnus und ich habe den Blick gesehen, den er dir zugeworfen hat. Er würde alles für dich tun. Ich weiß, dass es dir sehr schlecht ging, nach der Trennung, aber du solltest nicht so streng mit ihm ins Gericht gehen.«
Damit war das Thema für meine Mutter wohl erstmal abgehackt, denn sie ging an mir vorbei, nahm ihre Kaffeetasse mit und stöckelte hinüber zum Sofa, wo sie ihr Handy heraus holte und die Vermisstenanzeige aufgab.
Ich schluckte. Vielleicht hatte sie recht. Vielleicht musste ich einfach Mal los lassen.

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