Kapitel 29

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Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich wieder vor der Haustür von Oscar stand

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Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich wieder vor der Haustür von Oscar stand. Noch hatte er mich nicht gesehen. Noch konnte ich fliehen, doch ein Teil von mir schrie mich an, hier zu bleiben. Ich wollte die Wahrheit erfahren, wollte den Grund hören, warum er mich die ganze Zeit belogen hatte und ich wollte wissen, wie er es schaffte, mit so einer Lüge noch ruhig schlafen zu können.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als sich die Haustür ruckartig öffnete und ein verheulter Oscar vor mir stand. Seine grauen, sonst so schönen Augen waren rot und geschwollen.
Ich schluckte schwer. Dieser Anblick tat weh. So sah doch kein Arschloch aus oder?

»Also? Sag, was du zu sagen hast«, kam es überraschend kalt von mir. Oscar schluckte und sah zu Boden. Er nickte und trat einen Schritt zurück, damit ich eintreten konnte.
Langsam betrat ich das Haus, das mir eigentlich so vertraut sein sollte, doch gerade fühlte ich mich, wie ein Fremdkörper.
Mir war speiübel. Die Galle kitzelte bereits meinen Hals, doch ich schluckte tapfer dagegen an und setzte mich an den Tisch, wo wir vor ein paar Wochen noch zusammen Kekse gegessen hatten.

Oscar setzte sich mir gegenüber und ich konnte förmlich sehen, wie er sich die Worte zurecht legte, mit denen er mir erklären wollte, was er getan hatte.

»Es tut mir so leid, Magnus. Du hast das nicht verdient und ich habe das auch nicht gemacht, weil ich so ein Arsch bin. Ich hatte Angst. Große Angst. Meine Eltern sind die homophobsten Menschen, die ich kenne. Nachdem du mich vorhin geoutet hast, ist meine Mutter abgehauen, nachdem sie mich angeschrien hat und gesagt hat, ich solle mich bloß nicht mehr bei ihr melden. Ich wollte mich outen, weil das mit uns so schön war. Ich wollte mich nicht verstecken, aber immer wenn ich kurz davor war, etwas in diese Richtung zu tun, hat wieder die Angst gewonnen und ich hab es sein gelassen.«

Während der Junge sprach, traute er sich nichtmal, mich anzusehen. Sein Blick klebte auf der Tischplatte, als wäre sie das spannendeste, was es auf der Welt gab.
Er wirkte nicht mehr so, wie der Junge, der mich vor allem beschützen konnte. Nun glich er eher einem kleinen Baby, das ohne seinen Eltern in der großen weiten Welt gelandet war. Oscar tat mir leid. Wie furchtbar musste es sein, homophobe Leute um sich zu haben, das Gefühl im Nacken, irgendwann das sagen zu müssen, von dem man genau wusste, dass sie es nicht hören wollten.

Zögernd griff ich nach den Händen von Oscar und drückte sie vorsichtig.
»Warum hast du es mir nicht einfach gesagt? Ich war doch immer für dich da. Du hättest einfach nur reden müssen«, hauchte ich und biss mir auf die Unterlippe.

»Du hattest mit Emma's Verschwinden schon genug um die Ohren und bevor ich weg gezogen bin, hab ich mich nicht getraut. Ich dachte, ich würde es noch schaffen, meinen Eltern die Wahrheit zu sagen, aber als sie weg gezogen sind, wegen meinem Dad, konnte ich nicht sagen, dass ich wegen dir hier bleiben möchte. Ich musste mit ihnen gehen und es hat mir das Herz zerrissen. Ich hab dir nichts gesagt, weil ich für dich stark sein wollte. Ich wollte, dass du weißt, dass ich immer da bin, wenn du Halt brauchst. Verdammt, ich hatte einfach Angst. Ich bin ein Feigling. Das ist es.«

Ich schüttelte den Kopf.
»Nein, das bist du nicht. Ich hätte an deiner Stelle auch Angst gehabt, aber ich würde es nicht aushalten, mit so einer Lüge zu leben. Das würde mich kaputt machen«, flüsterte ich und kniff meine Lippen zusammen, als erneut Tränen über meine Wangen liefen.

»Es hat mich kaputt gemacht. Oft hab ich daran gedacht, aber ich konnte nichts sagen und jetzt hab ich alles kaputt gemacht. Du willst mich jetzt bestimmt nicht mehr«, murmelte der Dunkelhaarige und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
Wollte ich ihn wirklich nicht mehr? Klar, mein Vertrauen hatte erneut einen Knacks bekommen, aber ich konnte ihn nicht los lassen und das würde sich wohl auch jetzt nicht ändern.

»Oscar, ich liebe dich immer noch, aber du musst mir versprechen, dass du keine Geheimnisse mehr vor mir hast, okay? Ich will nicht dauernd Angst haben müssen, dass du wieder etwas vor mir verbirgst.«

Oscar schüttelte sofort den Kopf und umklammerte meine Hände noch mehr.
»Nein! Das werde ich nicht! Versprochen! Ich werde dir alles erzählen«, sagte er schnell und ich lächelte leicht.

»Wer waren denn deine "Eltern" damals, die ich kennengelernt habe?«, fragte ich ihn nun und Oscar seufzte.

»Das waren Schauspieler. Ich bin zu so einer Firma gegangen, wo man Schauspieler buchen kann, um andere rein zu legen. Ich hab mein ganzes Erspartes zusammen gekratzt und sie gebucht und naja... Sie waren dann für einen Abend meine Eltern«, murmelte Oscar und ich musste leicht lachen.

»Du bist doch echt dämlich. Das Geld hättest du viel sinnvoller einsetzen können«, grinste ich und ich war froh, wieder grinsen zu können. Offenbar hatten wir so eine Aussprache gebraucht, denn ich fühlte mich wunderbar.

Langsam stand ich auf und ging um den Tisch herum zu Oscar, wo ich mich dann einfach auf seinen Schoß setzte.
»Ist jetzt alles wieder gut?«, fragte ich ihn und lehnte meine Stirn an seine.
»Ich hoffe doch sehr«, hauchte Oscar mir entgegen. Seine Wangen waren noch immer ganz nass vom Weinen und ich strich sanft mit dem Ärmel meines Hoodies über die feuchte Haut, um sie zu trocknen.

Sanft legte ich meine Lippen auf die von Oscar, schlang meine Arme um seinen Hals und presste meinen Körper an den des anderen. Das brauchte ich jetzt. Die Nähe von Oscar, um die Bestätigung zu bekommen, dass zwischen uns alles wieder gut war.
Ich konnte Oscar nicht los lassen. Viel zu sehr liebte ich ihn.
Genüsslich schloss ich die Augen und öffnete meine Lippen, damit mein Gegenüber seine Zunge in meinem Mund schieben konnte.
Das tat Oscar auch sofort und ich lächelte leicht in den Kuss hinein. Was hatte ich ihn vermisst, auch wenn es nur ein kurzer Streit war.
Ich brauchte ihn einfach und das merkte ich immer mehr.

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