Kapitel 4

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Emma's Laune war auch am nächsten Tag nicht besser geworden

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Emma's Laune war auch am nächsten Tag nicht besser geworden. Ich hörte durch meine geschlossene Zimmertür, wie meine Mutter in das Zimmer meiner Schwester ging und mit ihr sprach.

»Schatz, Sofie wartet unten auf dich«, drang es gedämpft zu mir herüber und ich konnte nicht anders, als mein Ohr gegen das kalte Holz zu pressen und zu lauschen.

»Na und? Soll sie doch. Bestimmt ist dieser Philip auch da oder?«

Als meine Mutter nicht antwortete, deutete ich das als ja.
Ein paar Sekunden herrschte Stille. Ich war versucht, die Tür einen Spalt breit zu öffnen, doch plötzlich ging es wieder weiter.

»Du musst in die Schule, Kind. Rede doch Mal mit Sofie. Vielleicht lässt sich da was einrichten. Vielleicht versteht sie dich und holte dich in Zukunft immer alleine ab.«

Ich hörte dass empörte Schnauben von Emma.
»Du verstehst es nicht. Es geht mir nicht darum, dass ich Sofie für mich alleine haben will. Es geht darum, dass dieser Typ einfach nur ätzend ist und sie nur benutzt.«

Wieder herrschte Stille.
»Aber gut, dann gehe ich eben runter.«
Ich hörte, wie Emma die Treppe nach unten stürmte und lief zum Fenster hinüber, um einen Blick hinaus zu werfen.
Dort stand tatsächlich Sofie. Sie trug ein dunklerotes Kleid, schwarze Pumps und eine beige Jacke. Neben ihr stand ihr Freund. Er war einen Kopf größer als sie, hatte dunkelbraune Haare und sah eigentlich ganz nett aus, doch ich glaubte meiner Schwester natürlich, wenn sie der Meinung war, dass er der total Arsch war.

Ich beobachtete, wie Emma dazu stieß und Sofie etwas zu ihr sagte, Emma aber den Kopf abwandte und zu Boden sah. Ich wollte nicht, dass die beiden sich stritten. Sie waren beste Freunde, seit wir auf die neue höhere Schule hier gingen. Ich hatte einfach das Gefühl, dass Sofie ihr gut getan hatte, da sie immer so fröhlich war und an die frische Luft gegangen ist, was sie jetzt nicht mehr tat.
Seit Sofie diesen Philip kennengelernt hatte, verschanzte meine Schwester sich nur noch in ihrem Zimmer.

»Magnus? Kommst du? Du musst dich fertig machen, sonst kommst du noch zu spät«, sagte plötzlich einen Stimme hinter mir, die ich sofort meiner Mutter zuordnen konnte.

»Klar, ich bin gleich fertig.«, antwortete ich und machte dort weiter, wo ich zuvor inne gehalten hatte. Beim Anziehen.

Wenig später saß ich im schwarzen Van meiner Mutter. Sie fuhr mich normalerweise nicht zur Schule, da ich gern zu Fuß ging und sie auch der Meinung war, man müsse die Umwelt wegen so kurzer Strecken nicht belasten, aber heute hatte sie offenbar ein schlechtes Gewissen wegen Emma und wollte wenigstens einem ihrer Kinder zeigen, dass sie da war und sie unterstützte.

»Mach keinen Blödsinn ja? Und...behalte Emma ein bisschen im Auge.«

Dass meine Mutter das zu mir sagte, war überflüssig. Ich hätte es sowieso vor gehabt, da meine Schwester alles für mich war.
Mit einem knappen nicken gab ich ihr zu verstehen, dass ich ihrer Bitte nach kam und ging dann auch schon Richtung Eingang.

Hendrick hatte wohl für heute aufgegeben, auf mich zu warten. Kein Wunder. In zwei Minuten fing auch schon der Unterricht an.
Hastig rannte ich zu meinem Spind und nestelte an meinem Schloss herum, das ich natürlich in der Eile nicht auf bekam.

»Scheiße«, fluchte ich leise und schlug gegen das Metall.

»Hey, nicht fluchen. Was machst du überhaupt so spät hier? Ich hab mir für dich heute die Beine in den Bauch gewartet da draußen in dieser Affenkälte und du tauchst nicht auf«, beschwerte sich Hendrick und ich musste lachen.
Mein Kumpel war einfach unbezahlbar mit seinen Sprüchen.

»Ist ja gut. Jetzt bin ich ja da.«
Beim zweiten Versuch schaffte ich es, mein Schloss zu öffnen und holte die Bücher heraus, die ich benötigte.
Schnell schlug ich den Spind zu und ging mit meinem Kumpel in unsere Klasse.
Ich erzählte ihm davon, was derzeit bei uns in der Familie los war und er runzelte die Stirn, als ich Philip erwähnte.

»Philip...ja, ich denke ich weiß, von wem du sprichst. Ich hab nichts gutes über den gehört. Deine Schwester hat recht. Er hält nicht viel von Treue und nimmt sich das, was er will. Sofie sollte vorsichtiger sein«, sagte Hendrick zu mir, als könnte ich irgendwas bewirken.

Ich seufzte.

»Sofie lässt sich ja nichtmal von Emma was sagen. Du weißt doch, wie das ist, wenn man die rosa Brille auf hat. Da sieht man nur das, was man sehen will und der Rest ist gelogen«, meinte ich und ließ mich auf meinen Stuhl fallen.

»Ja, das stimmt schon, aber trotzdem. Ich traue dem Typen nicht über den Weg.«

Das tat ich auch nicht, weshalb ich zu hundert Prozent hinter Emma stand. Sofie würde es schon noch merken, was Philip für ein Arsch war, doch meist tut es dann erst richtig weh.
Nachdenklich zog ich meine Unterlippe zwischen meinen Zähnen und zupfte an den trockenen Hauptstückchen herum.

Leider ging Emma nicht in meine Klasse. Sie war zu voll gewesen, weshalb sie uns getrennt hatten. Das passte mir so gar nicht, denn ich wollte sie keine Sekunde aus den Augen lassen, doch während dem Unterricht blieb mir wohl nichts anderes übrig.

Bei all der scheiße mit Emma und Sofie und diesem Philip, hatte ich meinen eigenen Kummer ganz vergessen und Himmel, es tat so gut, einmal nicht an Oscar denken zu müssen. Ich fühlte mich frei und gut. Ich konnte mich endlich wieder auf andere Dinge konzentrieren, die wichtiger und vor allem sinnvoller waren, denn einem Typen hinterher trauern, der schon längst aus meinem Leben verschwunden war, hatte auf jeden Fall wenig Sinn.
Gelangweilt folgte ich dem Unterricht, rang mich dazu durch, ab und zu Mal aufzuzeigen, damit meine Mutter beim nächsten Elternabend nicht wieder die gleiche Leier wie jedes Jahr hörte, von wegen, dass ich mich im Unterricht doch öfter melden könnte.

Die Glocke erlöste uns von der langweiligen Geschichtsstunde mit dem Drachen, der tatsächlich spuckte, allerdings kein Feuer.
Ich stand auf und ging nach draußen, um mir einen Kaffee zu holen. Dann sah ich mich nach Emma um. Hoffentlich ging es ihr gut und hoffentlich ließ Philip seine Finger bei sich und tat keinem der beiden Mädchen irgendwas an.

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