Kapitel 7

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Wortlos stand ich da und starrte ihn an, wie ein Vollidiot

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Wortlos stand ich da und starrte ihn an, wie ein Vollidiot. Eigentlich hätte ich mir das Wiedersehen spektakulärer vorgestellt. Ich hatte mir schon ausgemalt, was ich ihm alles an den Kopf werfen würde, doch nun stand ich da und brachte kein einziges Wort heraus.

Oscar sah sich um und lächelte mir zu. Es wirkte so vertraut, als wäre er nie weg gewesen. Seine Zähne strahlten so weiß, wie frisch gefallener Schnee, seine Grübchen an der Wange, die ich so liebte, kamen zum Vorschein.
»Es ist noch genauso schön wie damals«, sagte er und meinte damit die Umgebung.

Ich schluckte und bemühte mich, meine Fassung wieder zu erlangen.
»Was willst du hier?«, fragte ich kühl.

Oscar hörte auf zu lächeln und sah zu Boden. Er wirkte schuldbewusst. Zuerecht. Er war ein Arsch gewesen.
»Hör Mal...ich weiß, dass du mich jetzt hasst. Du hast allen Grund dazu, aber...Mag, ich will es wieder gut machen. Ich bin wieder her gezogen. Meine Eltern mussten damals weg, weil mein Dad hier keinen Job mehr gefunden hatte und wir uns unser Haus nicht mehr leisten konnten, aber ich bin wieder hier. Ich hab auch einen festen Job. Vielleicht willst du mich ja Mal in meinem kleinen Haus besuchen kommen«, sprudelte es nur so aus dem Jungen heraus.

Ich schluckte mir schwer.
»Glaubst du, ich kann das alles vergessen? Ich hab dir die ganze Zeit hinterher getrauert. Du hast mir mein Herz zerrissen und jetzt stehst du hier und willst, dass ich dich in deinem Haus besuchen komme?«
Ich war sauer. Sauer, weil ich die letzen paar Tage endlich frei von dem Oscar-Fluch war und nicht mehr ständig an ihn denken musste und plötzlich steht er wieder vor meiner Haustür und alles gerät aus den Fugen. Ich hätte ihm schlagen können, ihn anschreien können, doch der leidenschaftliche Teil in mir wollte ihn gerade einfach nur küssen.

Er hatte trainiert. Seine Schultern waren breiter geworden. Seine Haare waren unter einer blauen Wollkappe verborgen. Er machte mich verrückt. Er stand einfach nur da, aber er machte mich verrückt.
Der einzige Reflex, der mich jetzt noch retten konnte war, einfach die Tür zu zu machen, doch leider schob Oscar den Fuß dazwischen.
Ich lehnte mich gegen die Haustür, die einen Spalt breit offen stand. Kalte Luft drang zu meinen Füßen hindurch, die nur in Socken steckten. Mein Herz hämmerte wie verrückt und ich schloss die Augen. Wann war dieser Moment endlich vorbei?

»Ich werde erst gehen, wenn du mir eine vernünftige Antwort gegeben hast.«

Ich schluckte und biss mir auf die Unterlippe. Eine vernünftige Antwort wollte er also. Als ich wieder nicht reagierte seufzte Oscar.
»Mag, bitte. Es tut mir leid. Ich verstehe, dass es schwer für dich ist, aber mir geht es doch nicht anders. Damals dachte ich, dass ein schneller und plötzlicher Abschied es einfacher machen würde. Deshalb hab ich dir ja auch erst erzählt, dass ich weg ziehe, als es soweit war, aber das war nicht so. Es hat mir genauso weh getan, wie dir und ich konnte dich auch nicht vergessen, sonst würde ich jetzt doch nicht hier stehen oder? Alles was ich will ist eine zweite Chance.«

Es klang so leicht. Ich müsste nur ein Wort sagen und alles könnte wieder schön werden. Einfach nur ein okay oder ein ja und dann würde alles wieder gut werden, aber wollte ich das?

Vorsichtig öffnete ich die Tür und sah in die graublauen Augen. Sie hatten mich schon immer fasziniert.

»Ich will nichts übereilen. Ich hab mich gerade erst erholt und gerade geht in meinem Leben ziemlich viel ab. Ich weiß nicht, ob ich bereit bin, mich in den nächsten Wirbelsturm an Gefühle zu stürzen«, sprach ich ganz ehrlich.
Ich wusste nicht, ob es schlau war, Oscar zu sagen, wie es gerade um mich stand, da mich das doch schon angreifbar machte, aber ich wollte ehrlich zu ihm sein. Er ist immerhin mein Ex, den ich immer noch liebte. Ja, schäbig, aber es ist so. Ich hatte immer noch Gefühle für ihn, die ich allerdings die letzen paar Tage erfolgreich verdrängt hatte. Jetzt brach jedoch alles aus mit heraus. Meine Gedanken wirbelten wild durcheinander, dass mir beinahe schwindelig wurde. Ich wusste nicht mehr, wo oben und unten ist und das alles nur wegen Oscar.

Verschwinde doch einfach! Lass mich doch einfach in Ruhe! Aber bitte, küss mich noch ein letztes Mal...
Ich merkte erst, dass ich auf seine Lippen gestarrt hatte, als sie sich zu einem warmen Lächeln verzogen. Schnell hob ich meinen Blick und sah in die Augen des anderen.

»Ist kein Problem. Ich werde ja jetzt länger bleiben. Ich hab dir hier meine Adresse drauf geschrieben. Wenn du dich bereit fühlst dann kannst du ja Mal vorbei schauen«, sagte mein Ex und reichte mir einen Schnipsel eines ehemaligen Starbucks-Pappbecher. Dann trat er langsam rückwärts und winkte mir zum Abschied, bevor er seine großen Hände in seine Jackentasche schob und davon ging.

Ich starrte den Schnipsel in meiner Hand an und kniff meine Lippen zusammen. Dieser Arsch! Er hatte doch absichtlich seine Adresse auf so einen Schnipsel geschrieben. Er wollte, dass ich mich wieder erinnerte, obwohl das überflüssig war. Ich würde niemals vergessen, wie er mich an diesem einen Tag angelächelt hatte, als ich mit meinem Kumpel im Starbucks um die Ecke gewesen war. Ab da hatte alles angefangen. Mit einem Starbucksbecher und diesem unvergleichbaren Lächeln.

Meine Hände umklammerten das Stück Karton, als wäre es die letzte Hoffnung. Dann schloss ich die Haustür und ging nach oben in mein Zimmer. Seufzend ließ ich mich auf mein Bett sinken und sah an die Decke.

Ich wusste nicht, warum ich jetzt lächelte. Dieser Typ hatte mir mein Herz auf die schlimmste Weise gebrochen und jetzt war er wieder angekrochen gekommen und trotzdem lag ich nun hier in meinem Bett und lächelte seelig.
In meinem Bauch flatterten die altbekannten Schmetterlinge und ich ertappte mich dabei, wie ich das kleine Stück Karton, das kaum größer war, als meine Handfläche, an mich drückte und einfach nur glücklich war. Meine Mutter hatte Recht, wenn sie sagte, dass man die Liebe seines Lebens nie vergaß.

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