Kapitel 16

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Panik stieg in mir auf, als ich meine Schwester nirgends fand

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Panik stieg in mir auf, als ich meine Schwester nirgends fand. Ich rannte über den Weihnachtsmarkt, hatte keine Augen mehr für die Schönheit dieser besinnlichen Zeit. Für mich zählte nun nur mehr Emma.

Hastig schob ich Menschenmengen zur Seite und erntete dafür böse Blicke, doch das war mir egal. Oscar hatte ich schon längst vergessen. Die Angst schnürte mir die Brust zu. Nicht auszudenken, wenn Emma was passiert war.
Mein Emmchen...

Als ich am Ende des Weihnachtsmarktes angekommen war, drehte ich ruckartig um und prallte gegen Oscar. Ich sah ihn an, wollte ihn zur Seite schubsen, doch er hielt mich fest.
»Hey, beruhige dich doch erstmal«, meinte er, doch ich konnte mich nicht beruhigen.
Hastig schüttelte ich den Kopf und trommelte gegen seine Brust. Wohl wissend, dass ihm das nichts ausmachte, bei dieser Muskulatur.

»Nein! Lass mich vorbei!«, schrie ich und wollte ihn erneut zur Seite schieben.
Tränen stiegen in mir hoch.
»Shhh Hey... Wir sollten klar denken. Das hilft Emma nicht, wenn wir hier wie aufgescheuchte Hühner über den Weihnachtsmarkt rennen«, sagte Oscar, legte einen Arm um meine Taille und zog mich vorsichtig an sich.
Ich riss mich los und schubste ihn vorsichtig von mir.
»Nein! Ich will jetzt nicht! Lass mich in Ruhe!«
Meine Brust hob und senkte sich in schnellen Atemzügen.

Oscar sah mich einfach nur an und seltsamerweise beruhigte es mich.
Ich fing an, ruhiger zu atmen und hatte das Gefühl, der andere würde mich hypnotisieren.
»Ich will dich nicht hier und jetzt vernaschen. Denkst du wirklich ich hab so wenig Abstand?«
Leicht schüttelte mein Exfreund den Kopf und wirkte ein wenig gekränkt.
Ich senkte den Blick.
»Es tut mir leid. Ich dachte... Ich...«
Verlegen schluckte ich. Tatsächlich wusste ich nicht, was ich dachte. Ich war einfach nur überfordert, ängstlich und besorgt.

»Okay, Emma hast du zuletzt dann gesehen, als ich gekommen bin, richtig?«, fasste Oscar zusammen und ich nickte langsam.
»Ich weiß nicht wo sie ist. Verdammt! Fuck! Ich kann doch so nicht nach Hause! Meine Mutter wird uns nie wieder irgendwohin lassen. Sie wird mich dafür hassen, dass ich nicht auf sie aufgepasst habe. Ich hasse mich ja selber dafür.«

Nun gab es kein Halten mehr. Die Tränen flossen über meine Wange und tropften in den Ausschnitt meiner Jacke. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn Emma etwas schreckliches passiert war.
Oscar kam zu mir und drückte mich an sich.
Passanten, die an uns vorbei gingen, fingen an zu tuscheln und warfen uns verwirrte Blicke. Immerhin war es nicht üblich, auf einem Weihnachtsmarkt zu weinen und herum zu schreien, doch in diesem Moment hasste ich sie. Ich hasse die Menschen, weil sie urteilten, obwohl sie überhaupt keine Ahnung hatten.
Oscar konnte mich gerade so davon abhalten, die Leute anzuschnauzen.

»Lass, das bringt doch nichts. Wir sollten erstmal abwarten. Ich bringe dich nach Hause. Vielleicht ist Emma ja zurück gefahren, ohne Bescheid zu sagen. Du weißt doch. Teenager denken manchmal nicht nach«, kam es von Oscar und ich verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
Natürlich könnte es sein, dass Emma einfach nach Hause gegangen ist, aber sie sagte normalerweise immer Bescheid. Es war ungewöhnlich und es machte mir nervös.

Widerwillig ließ ich mich von Oscar in Richtung Bushaltestelle schieben. Ich wollte hier nicht weg. Nicht ohne Emma, doch ich musste nachgeben. Ich zwang mich dazu. Es könnte sein. Immer wieder wiederholte ich es in meinem Kopf, wie ein Mantra.
Es könnte ja sein. Es könnte ja sein. Es könnte ja sein.

Nach einer halben Stunde standen wir vor meiner Haustür.
Ich steckte mit zitternden Händen den Schlüssel ins Schloss und sah vorsichtig über meine Schulter zu Oscar, der mir nur aufmunternd zu nickte.
Langsam öffnete ich die Tür und schon kam meine Mutter mit einem strahlenden Lächeln auf mich zu.
»Da seid ihr ja«, sagte sie fröhlich.
In mir zerbrach etwas.
Ihr. Sie hatte ihr gesagt.
Emma war also nicht hier.

Als meine Mutter das auch zu begreifen schien, erlosch ihr Lächeln.
»Was ist passiert? Wo ist Emma? Wolltet ihr nicht zusammen auf den Markt? Hallo Oscar.« Sie nickte meinem Exfreund kurz zu, der die Begrüßung erwiderte.

Ich brachte kein Wort heraus, stand nur da, wie ein Schneemann in der Sonne. Bald würde ich nicht mehr da sein, würde geschmolzen sein.
»Ja, sie waren auch zusammen dort. Ich hab sie getroffen und Emma wollte sich unsere "Paar-Sachen" nicht geben, deshalb ist sie weg gegangen«, übernahm Oscar für mich das sprechen und ich war ihm dankbar. Außer die Tatsache, dass wir zusammen waren. Das ging mir zu schnell.

Meine Mutter sah uns überrascht an.
»Ach, ihr seid wieder zusammen? Das ist ja schön, aber... wollt ihr mir damit gerade sagen, dass ihr Emma verloren habt?«
Ihre Stimme war eine Oktave höher geklettert und kam mir furchtbar schrill vor.
Mein Herz fing an, gegen meine Brust zu hämmern und ich konzentrierte mich nur darauf, in der Hoffnung, ich würde mich beruhigen.
»Nein...ich...wir haben sie gesucht. Ehrlich! Wir sind über den ganzen Weihnachtsmarkt gelaufen und sie ist nicht da gewesen! Ich weiß nicht, wo sie ist. Es tut mir so leid.«

Ich brach zusammen, schluchzte und war nur mehr ein jämmerliches Frack. Ein Wunder, dass Oscar noch nicht die Flucht ergriffen hatte. Spätestens nach diesem Anblick würde er bestimmt abhauen. Sowas wollte man doch nicht als seinen Freund.

»Wir müssen sofort eine Vermisstenanzeige aufgeben!«

Meine Mutter hatte schon nach ihren Autoschlüssel gegriffen und wollte sich an uns vorbei schieben, doch Oscar hielt sie auf.
»Ich verstehe ja, dass Sie sich Sorgen machen, aber eine Vermisstenanzeige kann man erst nach einem Zeitraum von einem Tag aufgeben. Vor allem bei Teenagern. Da wird jetzt keiner was unternehmen«, sagte Oscar ruhig und sah meine Mutter an.

»Aber...das ist doch der totale Schwachsinn. Nach einem Tag könnte meiner Emma doch schon sonst was zugestoßen sein.«

»Oder sie könnte wieder auftauchen«, meinte der Grauäugige.

Oscar hatte Recht. Vielleicht sollten wir einfach Geduld haben. Emma würde wieder zurück kommen. Ganz bestimmt.
Meine Mutter stieß hörbar die Luft aus und legte den Schlüssel zurück in den kleinen Korb neben der Haustür. Ich konnte deutlich sehen, wie ihre Hände zitterten.

»Es tut mir so leid, Mum. So unfassbar leid«, brachte ich nur im Flüsterton heraus und schluckte schwer.

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