Kapitel 2

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Ein Piepen dicht gefolgt von einem genervten Brummen meinerseits und ein Kissen, das durch den Raum flog und sein Ziel leider kläglich verfehlte

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Ein Piepen dicht gefolgt von einem genervten Brummen meinerseits und ein Kissen, das durch den Raum flog und sein Ziel leider kläglich verfehlte.

Mein Wecker piepte frisch und fröhlich weiter und brachte mich zum durchdrehen. Wer wollte schon so früh aufstehen?
Schließlich rappelte ich mich aber doch auf und schlenderte schlaftrunken hinüber zu meiner Komode, wo ich meinen Wecker stehen hatte. Eigentlich sollte dieser Trick, den Wecker etwas vom Bett entfernt aufzustellen, dabei helfen, dass man wach wird, da man ja dann schon stand, doch die Müdigkeit hing immer noch über mir, wie eine graue Nebelwolcke.

Ich seufzte auf, bückte mich nach meinem Kopfkissen und ließ es durch die Luft segeln, so dass es wieder auf meinem Bett landete, bevor ich ins Badezimmer schlurfte.
Müde griff ich nach meiner Zahnbürste und putzte meine Zähne. Dies ging aber nur so lange gut, bis meine Schwester ins Badezimmer kam.
Es war beinahe zu einem kleine Ritual geworden. Jeden Morgen scheuchte sie mich aus dem Badezimmer, damit sie in Ruhe duschen konnte und das dauerte schonmal eine halbe Stunde oder länger.

»Gehst du raus? Jetzt?«
Emma blickte mich an. Sie hatte die gleichen grünen Augen wie ich, umrahmt von dichten, dunklen Wimpern. Rotbraune Haare umrahmten ihr Gesicht und reichten bis zur Brust des Mädchens. Wie Lava glänzte die rote Haarpracht meiner Schwester in der Sonne.
Sie war wirklich eine Schönheit, aber gerade nervte es mich einfach nur. Dieses dämliche Ritual ging mir auf die Nerven.

»Nein, das ist ein GEMEINSCHAFTSBAD. Das heißt, dass man es GEMEINSAM nutzt und auf einander Rücksicht nehmen muss und wie du siehst, bin ich gerade dabei, mir die Zähne zu putzen, also gehst du jetzt raus und wartest.«

Ich erntete mit meiner Aussage bloß ein genervtes Stöhnen, gefolgt von einem Augenrollen.
»Mag, ich hab es wirklich eilig. Du weißt, dass meine Freundin mich nachher abholen kommt. Ich muss da fertig sein«, drängte Emma.

Sie wollte ihre beste Freundin Sofie nicht warten lassen, was ich ja irgendwie auch verstehen konnte, aber ich hatte gelernt, dass wenn man Menschen zu viel durchgehen ließ, sie alles mit einen machten und das wollte ich nicht.
»Dann musst du eben früher aufstehen«, gab ich mit einem Schulterzucken zurück und wandte mich wieder meinen Spiegelbild zu.

Ich liebte meine Schwester. Ich liebte sie wirklich, aber ich hatte heute wohl einfach schlechte Laune.
Emma sah mich böse an, drehte sich auf dem Absatz um und stürmte den Gang hinunter, wo sie dann mit einem Türknallen zu verstehen gab, dass sie sehr sauer war.
Ich spuckte die Zahnpasta in das Waschbecken und spülte meinen Mund aus. Dann wusch ich meine Zahnbürste und stellte sie in den Becher.
Im Anschluss ging ich in mein Zimmer und machte mich fertig.

Emma hatte wohl auf die Dusche heute morgen verzichtet, denn als ich die Treppe nach unten ging, sah ich, dass ihre Zimmertür offen stand und sie weg war.

Ich schulterte meinen Schulrucksack und ging zu Fuß zur Schule. Die frische Luft tat mir gut, machte mich wach und allgemein war mir das zehnmal lieber, als mich in den überfüllten Schulbus zu zwängen.

Vor dem Schulgebäude wartete schon mein bester Freund Hendrick auf mich. Er hob lächelnd die Hand und ich winkte zurück. Er war für mich eine krasse Stütze gewesen, als das mit Oscar passiert war. Er war immer für mich da gewesen und wenn ich ehrlich war, dann wüsste ich nicht, was ich ohne Hendrick getan hätte.

»Hey, was geht?«

Ich seufzte.

»Nicht viel. Bei dir so?«

Hendrick zuckte mit den Schultern.
»Nur das übliche. Das hübsche Nachbarsmädchen hat mich wiedermal ignoriert, aber irgendwann schaffe ich es, dass sie mit mir ausgeht. Darauf verwette ich mein Leben«, meinte mein Kumpel mit so viel Überzeugung, dass ich leicht schmunzeln musste.

»Na sei bloß vorsichtig, auf was du wettest. Nicht, dass ich dich dann demnächst auf dem Friedhof besuchen muss«, grinste ich und strich durch meine Haare.
Ich hatte die gleiche Haarfarbe wie meine Schwester. Rotbraun. Doch im Gegensatz zu Emma hatte ich keine pfeilsglatten Haare, sondern leichte Locken.

Hendrick lachte herzlich und klopfte mir auf die Schulter. Dann gingen wir in das Schulgebäude.
Ich hatte nicht wirklich Lust auf Schule. Es war eigentlich immer das gleiche. Man saß die Zeit ab, bis man endlich wieder nach Hause gehen konnte. Mir ging es da nicht anders, aber was sollte man machen. Gegen manche Dinge konnte man sich nicht wehren.
Ich ging zu meinem Spind, welchen ich aufschloss. Augenblicklich strömte mir der vertraute Duft von Büchern in die Nase und ich musste sagen, dass ich diesen Geruch wirklich liebte.
Leise seufzte ich auf und erinnerte mich daran zurück, wie Oscar einmal einen Liebesbrief durch die kleinen Schlitze an der Tür geschoben hatte.

Du bist das Licht der Welt für mich.

Das hatte er geschrieben und nun? Was war ich nun? Immer noch sein Licht? Nein, er hatte sich von mir getrennt. Er hatte gesagt, dass eine Fernbeziehung keinen Sinn machen würde und mir gesagt, dass er umzieht. Dann war er gegangen, aber wenigstens hatte er es mir persönlich gesagt und es nicht einfach auf WhatsApp oder sonst wo geschrieben.
Ich schluckte den fetten Kloß in meinem Hals hinunter. Schnell holte ich meine Bücher aus dem Schließfach und schlug es dann zu.

Er war überall. Sogar in meinem Schließfach. Oscar ließ mich nicht los. Ich wollte ihn vergessen. Ich wollte es wirklich. Ein halbes Jahr versuchte ich es nun schon, aber es ging einfach nicht. Ich hatte zu viel mit ihm erlebt, war an zu vielen Orten.
Ich konnte das, was wir hatten, einfach nicht vergessen.

Hendrick eilte sofort zu mir. Offenbar hatte er sowas wie einen Sensor entwickelt, der ihm sagte, wann es mir nicht gut ging. Ich spürte seine Hand auf meiner Schulter, die mich sanft drückte und beruhigen sollte und alleine diese Geste brachte mich leicht zum lächeln, weil sie mir zeigte, dass ich nicht alleine war und Personen hatte, die hinter mir standen und ganz egal, wie dunkel es auch sein mag, irgendjemand von diesen Leuten hatte immer ein Licht für mich, das mir den richtigen Weg wies und dafür war ich einfach nur dankbar.

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