Kapitel 10

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Ich hatte das einzig richtige getan

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Ich hatte das einzig richtige getan. Zumindest versuchte ich, mir das einzureden.
Ich saß hier am Tisch, zusammen mit meinem besten Freund. Oscar hatte ich abgesagt. Eigentlich genau das, das ich hätte tun sollen und doch saß ich nun hier und dachte ständig an diesen Jungen. Beinahe hatte ich ein schlechtes Gewissen, da ich ihn so abgewiesen hatte, wo sein Angebot doch so herrlich verlockend war.

»Was ist denn los mit dir? Da ist es ja noch besser, mit einer Pflanze Mittagessen zu gehen, als mit dir. Hat es was mit diesem Typen zu tun?«

Hendrick hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Es hatte definitiv was mit Oscar zu tun, aber ich wusste schon, was er davon halten würde, wenn ich mich wieder auf ihn ein ließ. Ich konnte förmlich seine Stimme hören und seinen entgeisterten Gesichtsausdruck.
Lass ihn doch! Der ist nicht gut für dich! Wie oft soll er dir denn noch das Herz brechen?

Hendrick hatte ja Recht. Vielleicht war Oscar ja nicht gut für mich, aber wie sollte ich denn meine Gefühle für diesen Junge ausschalten? Wie sollte ich mich vom ihm abwenden, wo ich ihn doch eigentlich kannte?

»Nein, es hat nichts mit Oscar zu tun. Der ist mir egal.«
Selbstbewusst reckte ich das Kinn und hoffte, dass diese Geste auch so rüber kam, wie ich sie mir vorgestellt hatte.

»Sondern? Was ist denn dann los?«

Ich seufzte und zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß nicht. Mich scheint das alles wohl ein bisschen sehr zu belasten. Die Sache mit den Gerüchten und dieser Typ. Ich hasse ihn. Nur wegen ihm habe ich ja diese Probleme.«

Das war geschickt. Das eigentliche Problem einfach hinter ein anderes schieben.
Hendrick schien mir zu glauben, denn er nickte leicht und sah nachdenklich auf die Speisekarten, die in der Mitte des Tisches ordentlich in einer Halterung steckten.
Wieder glitten meinen Gedanken zu den blaugrauen Augen, die mich traurig angesehen hatten, als ich sein verlockendes Angebot abgelehnt hatte. Oscar hatte ehrlich bedrückt gewirkt. So ehrlich, wie er gewirkt hatte, als er sich vor meiner Haustüre bei mir entschuldigt hatte.

»Vielleicht solltest du einfach aufhören, so viel darüber nachzudenken. Es ändert sich ja sowieso nichts an der ganzen Geschichte. Du solltest es einfach auf dich zukommen lassen.«

Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich leichte Panik bekam, da ich Angst hatte, vielleicht geredet zu haben, ohne dass ich es mitbekommen hatte.

»Was?«, fragte ich vorsichtig und sah Hendrick beinahe ein wenig geschockt an.

»Na die Sache mit diesem Philip. Komm schon. Als ob dir die Meinung der anderen wichtig ist. Die haben dich vorher auch nie beachtet. Mach dir nicht so viele Gedanken«, sprach Hendrick im ruhigen Ton.
Ich hatte ihm schon oft gesagt, dass er Psychotherapeut werden sollte. Seine ruhige Art und die Fähigkeit, immer die richtigen Dinge zu sagen, würde bestimmt vielen Leuten helfen, doch davon wollte er nichts wissen.
Hendrick träumte davon, um die Welt zu reisen und viele neue Dinge zu lernen und zu entdecken. Eigentlich ein schöner Traum. Wenn man das Geld dazu hatte...

»Achso...ja natürlich. Vielleicht hast du Recht. Die anderen sind mir wirklich egal, aber mich nervt es, dass dieser Philip so viel Macht hatte, bloß, weil Sofie so beliebt ist.«

Dieses aufgeblasene Arschloch suhlte sich doch bloß in dem Ruhm und der Aufmerksamkeit, die er Dank Sofie bekam. Das Mädchen bedeutete ihm doch nichts. Das konnte mir keiner erzählen. Selbst ein Blinder würde erkennen, dass das mit Sicherheit nicht die wahre Liebe zwischen den beiden war.

»Natürlich hab ich recht. Ich habe doch immer recht.«

Hendrick grinste mich breit an, bevor er wieder den Strohhalm seiner Cola zwischen die Lippen klemmte und einen großen Schluck nahm.
Ich erwiderte das Lächeln halbherzig und sah dann nach draußen.
Es hatte leicht angefangen zu schneien. Alles sah so friedlich aus, während in meinem Inneren ein Sturm alles durcheinander brachte.
Ein Hurrikan, der den Namen Oscar trug.

»Gott, du träumst ja schon wieder.«

Ich konnte anhand seines Tonfalls hören, dass er am Ende des Satzes die Augen verdreht hatte, aber ich konnte es ihm nicht übel nehmen. Ich war wirklich nicht besonders aufmerksam oder gesprächig heute.
Hatte ich einen Fehler gemacht? Hätte ich tatsächlich den Menschen stehen lassen sollen, der immer für mich da war? Das klang so falsch und ich war sicher, dass es das auch gewesen wäre.
Hendrick stand über jedem Typen auf dieser Welt. Er war mein bester Freund und das würde auch immer so bleiben.

»Ich hab nur schlecht geschlafen. Tut mir echt leid, aber ich sollte jetzt besser gehen. Mir geht es echt nicht gut«, sagte ich und das war noch nichtmal gelogen. Ich war so durcheinander, dass ich beinahe durch den Notausgang nach draußen gelaufen wäre.

»Hey! Warte doch!« Hendrick rannte mir hinterher und ich drückte ihm das Geld für mein bereits bestelltes Essen in die Hand.

»Es tut mir wirklich leid, Kumpel. Wir sehen uns morgen in der Schule ja?«

Hendrick wirkte etwas traurig, nickte aber und drückte mich zu meiner Überraschung an sich.

»Okay, gute Besserung«, nuschelte er leise und ließ mich dann los.

Mit gesenktem Blick lief ich die Straße entlang bis zu mir nach Hause.
Meine Mutter war arbeiten und aus dem Zimmer meiner Schwester hörte ich Musik.
Auf Zehenspitzen schlich ich in mein Zimmer und legte mich aufs Bett.
Ich drehte mein Handy in meinem Händen und tat schließlich wieder das, was ich eigentlich nie wieder tun wollte.
Ich ging auf den Instagramaccount von Oscar und sah mir die Bilder an.

Wenn man weit genug hinunter scrollte, dann konnte man sogar noch ein Bild von ihm und mir sehen. Es war ein Bild am Strand. Die Sonne hatte geschienen und ich erinnerte mich daran als wäre es gestern gewesen.
Es war einer dieser Tage, an denen ich mir sicher war, dass das zwischen mir und Oscar mehr als bloß eine Beziehung im Teenageralter war. Ich war mir sicher, dass das der Mann fürs Leben war. Dieser eine. Ja und dann war der Tag gekommen, an dem alles endete und mein rosaroter Traum war geplatzt.

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