Kapitel 6

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Seit der Schlägerei war irgendwie alles anders

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Seit der Schlägerei war irgendwie alles anders. Plötzlich war ich nicht mehr unsichtbar für die Leute in der Schule. Nein, ich war zum Abschaum geworden.

Die Leute tuschelten über mich, wandten mir den Rücken zu, wenn ich sie ansah oder zeigten mir offen den Mittelfinger. Ich verstand nicht, was los war und ich wäre lieber wieder der unsichtbare Magnus, der ist zuvor gewesen bin.

Als ich an meinem Spind ankam, musste ich erstmal ein Blatt Papier von meinem Schließfach reißen, auf dem ganz groß Wichser stand. Seufzend schüttelte ich den Kopf.

»Scheiße Mann, was geht denn hier ab? Hast du was verbrochen?«

Hendrick lehnte sich an den Spind neben meinen und verschränkte seine Arme vor der Brust.

Ich seufzte nur. »Wenn ich das wüsste.«

Plötzlich erblickte ich Emma. Sie hatte mich heute nicht eines einzigen Blickes gewürdigt, aber vielleicht war sie der Schlüssel. Ich rannte ihr nach und hielt sie am Arm fest.

»Hey, kannst du mir sagen, was die Leute für ein Problem haben?«

Emma drehte sich zu mir um. Ihre roten Haare hatte sie heute zu einem ordentlichen Knoten zusammen gebunden.
Streng blickte sie mir in die Augen und reckte das Kinn.

»Das weißt du dich ganz genau. Sofie hat mir erzählt, was du auf der Party getan hast. Das ist einfach nur scheiße von dir. Ehrlich!« Emma riss sich los und stürmte ins Klassenzimmer, so als wäre ich ein Massenmörder und sie könnte gar nicht schnell genug von mir weg kommen.

Verständnislos runzelte ich die Stirn.
»Was labert die denn für einen Blödsinn«, hörte ich Hendrick sagen.
Ich antwortete nicht, da ich wusste, dass er auch keine Antwort von mir erwartete.
Gerade als auch Sofie in das Klassenzimmer verschwinden wollte, fing ich sie ab und zog sie zur Seite.
»Kannst du mir erklären, was du für ein Gerücht über mich in die Welt gesetzt hast?«

Sofie zog die Augenbrauen hoch und seufzte. Dann warf sie einen Blick auf ihre Fingernägel. Als sie ihren Blick wieder hob, blickte sie mir gelangweilt entgegen.
»Du hast auf der Party herum geschrien, dass Philip ein Arschloch sei und hast ihn verprügelt. Ohne Grund. Jetzt siehst du, was du davon hast. Die Leute wissen, wie Philip wirklich ist«, meinte sie und verschränkte ihre zierlichen Arme vor der Brust.

Erneut spürte ich die kochende Wut in mir hoch steigen. Philip hatte also vor, mich zu vernichten.
»Ach ja? Ihr wart doch alle viel zu betrunken. Woher willst du denn wissen, ob das, was dein Liebster dir erzählt, auch wirklich stimmt?«

Sofie geriet kurz ins stocken bevor ihre Mine sich wieder verfinsterte.
»Hör auf, die Schuld von dir zu schieben. Magnus, jeder soll erfahren, was du für ein riesen Arschloch bist! Es tut mir leid, für deine Schwester. Sie muss sich so schämen. Nur weil ihr Bruder sich nicht im Griff hat.«
Sofie wandte mir den Rücken zu und stolzierte siegessicher in die Klasse.

Fassungslos drehte ich mich zu Hendrick um, der ebenfalls sprachlos war und das kam wirklich selten vor.
»Krass, dieser Philip ist ja total bescheuert.«

Ich musste leicht lächeln. Hendrick war wohl wirklich der einzige, der sofort davon ausging, dass die Geschichten gelogen waren, was ja auch so war. Ich wusste wirklich nicht, wie ich das Gegenteil beweisen sollte. Jeder war betrunken gewesen. Keiner kannte die Wahrheit außer ich und falls doch jemand anderes noch wusste, was passiert war, dann war er zu feige, um sich gehen die Mehrheit zu stellen.
Seufzend holte ich meine Bücher aus dem Spind und ging dann ins Klassenzimmer.

***

Ich saß nun schon seit Stunden über meinen Hausaufgaben gebeugt und brachte nichts sinnvolles zustande. Es machte mich verrückt. Alles machte mich verrückt. Die Tatsache, dass Emma mich nicht Mal mehr mit dem Arsch anschaute, die Tatsache, dass jeder auf mir herum hackte, einfach alles.
Schließlich fasste ich mir ein Herz und ging hinüber in das Zimmer meiner Schwester.
Vorsichtig klopfte ich an die Tür und wartete, bis sie mich herein bat, doch als sie sah, dass ich es war, sah sie sofort weg und tat so, als wäre ich Luft.
Langsam setzte ich mich auf mein Bett und schwieg erstmal. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Irgendwann räusperte ich mich aber und erhob die Stimme.

»Ich weiß, dass du dich nicht mehr an die Party erinnerst. Du hattest ziemlich viel getrunken. Ich weiß auch nicht, ob du mir jetzt glaubst, wenn ich dir sage, wie es wirklich war, da ich ja quasi der Angeklagte bin, aber ich bin immer noch dein Bruder und ich will nicht, dass irgendwas zwischen uns steht. Wir waren doch immer ein super Team. Wir haben alles durchgestanden und plötzlich glaubst du einem Typen, den du nichtmal magst mehr als mir?«

Emma schlug die Augen nieder und ich konnte sehen, dass sie weinte.
»Ich glaube dir ja, Magnus. Wirklich, das tue ich, aber...ich will Sofie nicht verlieren weißt du? Ich merke immer mehr, dass dieser Philip nun ein Teil von ihr ist. Ein Teil, den ich zwar nicht leiden kann, aber akzeptieren muss und wenn ich dir glaube und zu dir stehe, dann ist Sofie sauer auf mich.«

Emma seufzte und raufte sich die Haare. Ich konnte gut verstehen, wie sie sich gerade fühlte. Emma war nie wirklich dominant, hatte nie wirklich Durchsetzungsvermögen gezeigt. Das musste sie auch nie. Sie hatte immer alles bekommen, was sie sich gewünscht hatte, genau wie ich, aber so ist sie nun zu einer Mitläuferin geworden. Anders als ich, denn ich schwamm schon alleine wegen meiner Sexualität ständig gegen den Strom. Ich hatte gelernt, mich zu wehren, zu verteidigen. Sie nicht.

Ich stand auf und ging zum Schreibtisch hinüber, an dem Emma saß.
Vorsichtig nahm ich sie in den Arm und drückte sie sanft an mich.
»Alles wird gut. Das verspreche ich dir«, hauchte ich in ihr Haar und schloss die Augen. Ich mochte ihren Geruch. Er war so vertraut, so blumig, wie die Wiesen im Sommer.

Emma brachte sogar ein leichtes Lächeln zustande.
»Danke Mag«, hauchte sie und auch ich lächelte.

Unten hörte ich die Klingel, doch das stresste mich nicht, denn meine Mutter würde schon auf machen. Ich blieb bei Emma und sah zu, wie sie sich mit einem Taschentuch die Augen abtupfte.

Verwirrt war ich allerdings, als meine Mutter von unten herauf rief, dass ich Besuch hatte.
Langsam stieg ich die Treppe hinunter und schluckte schwer, als ich eine nur allzu bekannte Gestalt im Türrahmen stehen sah.

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