Kapitel 3

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Ein knallen neben mir ließ mich von meinen Hausaufgaben auf sehen

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Ein knallen neben mir ließ mich von meinen Hausaufgaben auf sehen.
Meine Schwester hatte mir den Wäschekorb ins Zimmer gestellt, wobei gestellt vielleicht nicht das richtige Wort dafür war.
Sie hatte ihn eher auf den Boden geschmissen. Offenbar war sie immer noch sauer, dass sie ungeduscht zur Schule musste.

»Emma?«

Ich räusperte mich, da meine Stimme vom langen Schweigen ein wenig heiser war.

Das Mädchen blieb stehen und drehte sich um. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und irgendwie erinnerte mich das immer an unsere früheren Streits als kleine Kinder, wo wir uns um Playmobil-Figuren gestritten hatten.

»Können wir bitte aufhören zu streiten? Das ist doch blöd. Ich meine...es war doch nur einmal. Du kannst doch jetzt duschen gehen«, sagte ich versöhnlich und stand auf.
Meine Schwester war mir wirklich sehr wichtig. Ich konnte es nicht ertragen, wenn etwas zwischen uns stand.
Emma schüttelte leicht den Kopf und seufzte auf. Sie lehnte sich ein wenig gegen den Türrahmen und ihr Blick wurde weicher.

»Deswegen bin ich doch gar nicht sauer. Ich...hab das wohl an dir ausgelassen. Das tut mir leid. Ich bin einfach frustriert. Sofie hat mich schon wieder versetzt. Wegen diesem einen Typen, von dem ich dir erzählt habe.«

Es stimmte. Ich erinnerte mich, dass Emma Mal was in diese Richtung erwähnt hatte.
Langsam zog ich meine Schwester in den Arm und drückte sie an mich.

»Das ist wirklich blöd, aber vielleicht redest du Mal mit ihr. Sie wird sicher verstehen, dass es dich verletzt, wenn du plötzlich unter so einem Typen stehst.«

Emma zuckte mit den Schultern und hatte den Blick starr auf den Boden gerichtet. Als sie wieder hoch in meine Augen sah, schluckte sie schwer.
»Das wird nichts bringen. Sofie hat sich total verknallt. Sie lässt sich da nichts einreden, außer es kommt von diesem Philip.« Den Namen spuckte das Mädchen nur so aus und ich konnte hören, wie sehr sie diesen Typen dafür hasste, dass er ihr ihre Freundin weg nahm. 

Ich seufzte und strich Emma sanft über den Rücken.
»Das wird schon«, sagte ich etwas unbeholfen.
PIch war so schlecht darin, Menschen zu trösten. Meistens sagte ich etwas falsches und die Person ist nur noch verletzter. Meistens war ich einfach still und hörte zu.

Emma zuckte erneut mit den Schultern. Dann ging sie einfach mit hängenden Kopf aus dem Zimmer. Ich hörte ihre Schritte draußen auf dem Parkettboden und seufzte. Liebe. Sie konnte nicht nur einen selbst verletzen, sondern offenbar auch Freundschaften kaputt machen. Sie war wirklich ganz schön talentiert. Bestimmt wäre sie sehr beliebt, wenn sie ein Mensch wäre und auf meine Schule gehen würde. Leute standen doch auf Herzensbrecher. Ich musste leider sagen, dass ich wohl selbst einem zum Opfer gefallen war, wo wir wieder bei ihm angekommen waren. Oscar. Ein ewiger Kreislauf. Egal, was ich tat, am Ende landete alles bei ihm. Egal, was ich dachte, am Ende landeten meine Gedanken bei ihm. Es war zum Mäuse melken.

Langsam schloss ich meine Zimmertür, die Emma offen gelassen hatte und lehnte meine Stirn gegen das kühle Holz. Ich wollte mich nicht wieder meinen Hausaufgaben zuwenden. Also verräumte ich zuerst die Wäsche und als wirklich nichts mehr übrig blieb, beugte ich mich wieder über meine Bücher und büffelte bis es draußen dunkel wurde.
Kaum hatte ich den letzen Satz meines Aufsatzes fertig geschrieben, kam auch schon der Ruf meiner Mutter von unten, dass es Abendessen gab.
Ich räumte alles noch ordentlich auf und ging dann hinunter in die Küche.
Es roch bereits schon himmlisch im ganzen Haus nach Essen. Meine Mutter war zwar nie Köchin gewesen, aber meiner Meinung nach machte sie trotzdem das beste Essen, das ich je gegessen hatte.

Emma saß bereits schon am Tisch, ihre Haare unordentlich zu einem Knoten zusammen gefasst.
Ich setzte mich ihr gegenüber hin und versuchte, ihr mit Blicken zu sagen, dass alles gut werden würde, doch sie sah mich nicht an. Sie sah niemandem in die Augen. Nichtmal unserer Mutter.
Meinen Vater gibt es nicht mehr. Als Emma und ich 10 Jahre alt waren, hatte er einen Autounfall, von dem er nie nach Hause gekommen ist. Es war die Weihnachtsfeier seiner Firma gewesen. Mein Vater hatte ein Unternehmen geführt, das sich mit technischen Dingen beschäftigte. Egal ob Computer, Netzwerke oder sonstigen Sachen. Mein Vater kannte sich überall im technischen Bereich aus und deshalb lief das Unternehmen so gut.
Bevor er zur Weihnachtsfeier aufgebrochen war, hatte er uns noch stolz erzählt, dass sie dieses Jahr doch bestimmt 10%+ beim Gewinn haben würden.
Ja und dann...dann ist er nicht mehr wieder gekommen. Er war ein wundervoller Mann, der für immer in unseren Herzen bleiben wird. Niemals würden wir ihn vergessen. Er hatte uns so viel beigebracht und war immer für uns da.

Ich schluckte. Die Erinnerungen an meinen Vater schmerzten. Genauso wie die Erinnerungen an Oscar schmerzten, doch beide wollte ich nicht vergessen. Es waren zu viel schöne Dinge dabei.

»Was ist denn los Mäuschen?«, fragte meinen Mutter.
Ihr war das seltsame Verhalten von Emma natürlich aufgefallen.
Sanft strich sie ihrer Tochter eine Haarsträhne aus dem Gesicht, doch Emma drehte sich weg und schob sich eine Gabel Steak in den Mund.

»Sie hat Ärger mit Sofie.«

Ich wollte ihr ein bisschen helfen, damit sie nicht den Schmerz noch ein zweites Mal aussprechen musste und Emma lächelte leicht.

»Verstehe. Das wird sich schon wieder einrenken.«

Emma sah zu unserer Mutter und stand auf. Sie sah sie sauer an.
»Nein! Wird es nicht! Ich will nicht, dass es sich wieder einrenkt. Nicht, wenn sie weiterhin mit diesem Arschloch zusammen ist! Der benutzt sie doch nur und sie sieht es nichtmal!«, kreischte Emma, als ob wir alle schwerhörig wären.

Meine Mutter hob beschwichtigend die Hände.
»Sowas sagt man nicht. Wir reden nicht so hässlich«, sagte sie ruhig und spielte damit auf Emma's gebrülltes Arschloch an.

Seufzend setzte meine Schwester sich wieder und aß trotzig weiter.
Ich konnte gut nachvollziehen, wie sie sich fühlte. So, als würde niemand ihre Probleme ernst nehmen. Als würde sie plötzlich alleine da stehen. Das kannte ich zu gut, denn ich hatte vor einem halben Jahr genau das gleiche gefühlt, als er gegangen war.

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