Ich habe Adam geküsst.
Ich habe ihn geküsst, während sein Vater hinter uns gestanden hat.
Aber das Schlimmste ist, ich wünsche mir seit über einer Woche, es wieder zu tun.
Dabei habe ich es an diesem Donnerstag auf dem Court nur gemacht, weil ich ganz genau gesehen habe, wie er sich beim Auftauchen seines Vaters versteift hat. Ich weiß, wie sehr ihn die Ansprüche seines Vaters, beschäftigen.
Nur deshalb habe ich den Mut aufbringen können, einen Schritt auf ihn zu zu machen und meine Lippen auf die seinen zu legen. Nur um dann so schnell wie möglich davon zu laufen.
Keine Ahnung, wie ich dieses Wochenende in Washington mit ihm überstehen soll, ohne verrückt zu werden. Adam hat sich das einfach nicht ausreden lassen und nun stehe ich mit gepackter Reisetasche vor dem Eingang meines Wohnheimes und warte darauf, dass er mich abholt.
Ich weiß tatsächlich nicht mehr, wie viele Anläufe ich gestartet habe, um ihm die Möglichkeit zu geben, einen Rückzieher zu machen, vor allem, nachdem ich in der vergangenen Woche schon wieder die Grenze unserer Freundschaft überschritten habe. Aber jedes Mal hat Adam mit einem bestimmten Nein geantwortet und irgendwann Mitte dieser Woche, habe ich aufgegeben.
Das Wochenende bei meiner Familie wird ohnehin scheußlich werden, wenn ich die ganze Zeit darüber nachdenke, wie ich mich Adam gegenüber verhalten soll, dann habe ich wenigstens eine Ablenkung und konzentriere mich nicht auf die Ablehnung meiner Familie.
Es sind nicht einmal ganz zwei Tage und nur eine Nacht. Ich werde es schaffen, mich in dieser Zeit nicht wieder in den Strudel aus toxischen Erinnerungen zurückziehen zu lassen. Es ist Freitagmittag und Morgen, direkt nach meiner Anprobe werden wir zurückfahren. Je nach Verkehrslage sind das keine vierundzwanzig Stunden. Das kann ich schaffen.
Dann biegt Adams silberner Sportwagen um die Kurve und mich durchflutet eine unbekannte Gewissheit.
Ich werde es schaffen. Denn Adam ist an meiner Seite.
Bevor ich ihn auch nur sehen kann, entwickeln meine Mundwinkel ein Eigenleben und ziehen sich scheu in die Höhe.
Die Augenblicke ziehen sich in die Länge, während Adam sein Auto am Straßenrand parkt und aussteigt. Er empfängt mich mit seinem ganz eigenen schiefen Grinsen, das meinen Herzschlag für einen Moment aussetzen lässt.
Adam wird mit mir zu meiner Familie fahren. Ich weiß nicht, was mich gerade nervöser macht. Die Tatsache, Adam in diese Welt mit zu nehmen, ihm die Orte zu zeigen, an denen ich meine tiefsten Abgründe erlebt habe, oder mich selbst dem Ganzen zu stellen.
Er lehnt sich gegen sein Auto und vergräbt die Hände in den Hosentaschen, während ich mit der schweren Reisetasche über der Schulter auf ihn zu gehe.
In der letzten Woche habe ich über so vieles nachgedacht, dass ich ihm erzählen will. Wir haben uns nur eine Woche lang nicht gesehen und trotzdem habe ich ihn unheimlich vermisst. Aber gerade jetzt, als ich vor ihm stehe, ist mein Kopf wie leergefegt.
Alles, woran ich denken kann, sind Adams unfassbar geraden und weißen Zähne, sein wärmendes Lächeln und seine geschwungenen Lippen, von denen ich ganz genau weiß, wie sie schmecken.
Und dann, wie so oft in Adams Nähe, plappere ich einfach drauf los, ohne nachzudenken, weil ich bei Adam sein kann, wer ich bin.
„Du warst toll am Sonntag. Herzlichen Glückwunsch zum Sieg. Aber ich hoffe, du hattest bei diesem einen Schlag nicht auf mein Gesicht gezielt..."

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At First Kiss
Romansa„Weil ich nichts wert bin.", flüstert sie. Ihre Worte sind nur ein Hauch, aber ich habe sie klar und deutlich verstanden. Entsetzen durchflutet meinen gesamten Körper. Ich habe nicht gedacht, dass so viel mehr hinter ihrer Schüchternheit steckt. Ver...