In der ersten Aprilwoche bricht plötzlich der Sommer aus. Von einer Woche auf die nächste wird es unerträglich heiß und ich muss doch tatsächlich in den Kisten unter meinem Bett nach meinen Sommerklamotten kramen.
Doch als ich die Stücke einzeln in die Hand nehme, wird mir schlecht. Ich habe die Tops und T-Shirts im letzten Sommer getragen, als ich den unglaublich dummen Fehler gemacht habe, in den Semesterferien nach Washington zu fahren.
Meine Mutter hat nicht ein gutes Wort an meinen Outfits gelassen. Dabei habe ich tatsächlich ein paar von ihnen ganz schön gefunden.
Deshalb sitze ich Mittwochabend auch in einer meiner eigentlich herbstlichen Blusen auf Dricks Bett und blättere durch die Penn State Atheltics, während mir unglaublich warm ist.
„Ich hasse den Sommer.", murre ich vor mich hin und zupple an dem Blusenstoff, um für etwas Luftzug an meiner Haut zu sorgen.
Drick hört mir aber überhaupt nicht zu, denn er ist so vertieft in sein Computerspiel. Wenigstens das Gamen scheint ihm noch nicht zu kindisch zu sein. In seinem Zimmer hingegen hat sich einiges geändert. Die Comic-Hefte stehen nicht mehr im Regal, er hat seine Lego-Technik-Fahrzeuge hinter den Jura-Fachbüchern versteckt und auch die Kinderbilder, die er von uns beiden und seinen Geschwistern hat sind weniger geworden.
Das ist nur eine Phase. Er wird sich wieder einkriegen und zu dem alten Drick werden. Bis dahin werde ich meine Klappe halten und ihn machen lassen.
„NEIN!"
Dricks plötzlicher Ausruf, erschreckt mich so sehr, dass ich zusammenzucke. Als er sich auch noch die Hände gegen den Kopf schlägt, kann ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen. Wenn ich mir Drick so ansehe, völlig vertieft in sein Game, ist es ziemlich einfach zu vergessen, wie seltsam, er sich zurzeit manchmal verhält.
Drick zieht sich fluchen die Kopfhörer von den Ohren und dreht sich auf seinem großen Schreibtischstuhl zu mir um.
„Hattest du was gesagt?"
Lachend verdrehe ich die Augen, manchmal ist er wirklich ein Unikat.
„Ich habe mich nur darüber beschwert, wie warm es ist."
Drick braucht mir überhaupt nicht zu antworten, ich weiß, dass er das ganz anders sieht. Für ihn kann es im Sommer überhaupt nicht heiß genug werden.
„Ist doch toll. Ich hatte echt genug vom Winter."
Ich merke nicht an, dass wir dieses Jahr einen ziemlich milden Winter hatten und dass es bereits Anfang März ganz schön warm geworden ist. In den letzten Tagen sind die Temperaturen tatsächlich dermaßen hoch gestiegen, dass es ohne Probleme möglich gewesen ist, im Sommerkleid herumzulaufen.
„Apropos genug vom Winter. Das Freibad eröffnet diese Woche. Wir gehen am Freitag hin. Du könntest mitkommen."
Bei Dricks Worten reiße ich die Augen auf. Er weiß ganz genau, dass ich nicht ins Schwimmbad gehe. Vor allem, da er von wir redet und da ich nichts diesbezüglich von Ivy, Keith oder Adam gehört habe, meint er damit seine Juristenfreunde.
„Du weißt, dass ich nicht gerne schwimmen gehe.", quieke ich und senke den Blick auf meine Hände, die sich ganz von alleine in das Papier der Zeitschrift geklammert haben.
Ich zwinge mich meinen Griff zu lockern und blättere zur nächsten Seite, ohne auch nur einen Satz gelesen zu haben. Aber ich muss meinen Fingern etwas zu tun geben.
„Es geht ja nicht nur ums Schwimmen. Das wird lustig. Komm schon Brooke."
Ich erwähne nicht, dass es mir auch nicht ums Schwimmen per se geht. Aber ich sage nichts, weil ich das niemals anspreche. Eigentlich weiß Drick auch ganz genau, warum ich mich nicht ins Freibad traue.
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At First Kiss
Romance„Weil ich nichts wert bin.", flüstert sie. Ihre Worte sind nur ein Hauch, aber ich habe sie klar und deutlich verstanden. Entsetzen durchflutet meinen gesamten Körper. Ich habe nicht gedacht, dass so viel mehr hinter ihrer Schüchternheit steckt. Ver...