Schon, als mir meine Mum von dieser Feier erzählt hat, wusste ich, dass es schlimm werden würde.
Aber ich habe mich geirrt. Es ist unerträglich. Der leere Platz neben mir verhöhnt mich und lässt mich nicht vergessen, was für eine Versagerin ich doch bin.
Nach dem Wochenende, das Adam und ich zusammen in D.C. verbracht haben, hat meine Mutter ohne mich zu fragen, eine Person mehr angemeldet.
Nun sitze ich hier, auf Megans verfluchter Abschlussfeier, neben einem leeren Stuhl, der geradezu schreit: Ich wurde abserviert.
Meiner Mum heute früh zu erklären, warum ich ohne Begleitung gekommen bin, ist scheußlich gewesen. Ich habe ihr von einer Trennung erzählt, obwohl es niemals eine Beziehung gegeben hat.
Kann man noch tiefer sinken?
Megans Kommentare sind fast noch schlimmer gewesen, aber am erniedrigsten sind die Blicke, die mich auf der Feier im Minutentakt treffen. Ich bin ziemlich sicher, dass meine Mum nicht damit gescheut hat zu prahlen, wessen Freund ihre Tochter aus erster Ehe abbekommen hat.
Wenn sie wüsste, dass Adam sich niemals so für mich interessiert hat. Aber über Adam will ich auf keinen Fall weiter nachdenken, deshalb schiebe ich sein Gesicht und das Bild seiner strahlend schilfgrünen Iriden aus meinem Kopf. So mache ich es seit Wochen. Es ist nicht sonderlich effektiv, aber wenigstens habe ich mich mit Hilfe meiner Freunde aus dem tiefen Abgrund ziehen können, über dem ich die ersten Wochen nach dieser Sache, gehangen habe.
Im vergangenen Monat ist es keinesfalls leichter geworden, Adam nicht mehr in meinem Leben zu haben. Nach wie vor schmerzt jede Erwähnung seines Namens und jeder Gedanke an sein Lachen, aber ich schaffe immer öfter, es zu vergessen.
Ich versuche jeden Sportkurs des Unisports zu besuchen, für den ich Zeit finde, denn wenn die Musik durch die Halle dröhnt und ich mich darauf konzentrieren muss, welche Übung als nächste folgt, lasse ich einfach alle Zweifel und Gedanken vor der Kurstür zurück.
Auch mein Studium habe ich nach unzähligen Stunden in der Bibliothek wieder in den Griff bekommen. Die schlechten Noten, die ich mir binnen eines Monats eingehandelt habe, kann ich zwar nicht rückgängig machen, aber es geht bergauf.
Trotz allem fehlt mir Adam. Es ist nicht der Sex, sondern seine Freundschaft. Knapp zwei Jahre lang ist er Teil meines Lebens gewesen und ist zu einem guten Freund geworden, der mit einem Schlag aus meinem Leben radiert wurde. Ich vermisse ihn, wenn ich joggen bin, ich vermisse ihn, wenn ich mir morgens meinen Instant Kaffee zubereite und ich vermisse ihn besonders, wenn ich Zeit mit Drick, Ivy, Keith und Summer verbringe. Doch dieses Gefühl wird jedes Mal dicht gefolgt von dem entsetzlichen Schmerz, den er mir zugefügt hat und meinen eigenen Zweifeln, wie viel von seiner Freundschaft ehrlich gewesen ist.
Allein die Vorstellung, Adam hätte mir die ganze Zeit etwas vorgespielt, schnürt mir die Kehle zu. So vieles ergibt keinen Sinn mehr.
Leise seufzend schiebe ich die Kartoffeln auf meinem Teller hin und her. Schon die Vorspeise habe ich fast vollständig wieder zurückgehen lassen, denn alles hier schmeckt einfach nur nach Pappe.
Schuld daran ist dieser elende leere Stuhl an meiner Seite. Die Kälte, die er ausstrahlt, lässt mich trotz der warmen Temperaturen frösteln.
„Brooke.", höre ich die tadelnde Stimme meiner Mutter, aber ich blicke nicht auf.
Es ist nicht das erste Mal, dass sie mich mit einem scharfen Zischen daran erinnert, dass wir nicht allein an diesem Tisch sitzen und ich mich etwas besser benehmen soll. Tatsächlich lasse ich die Gabel sinken, beteilige mich aber nicht an dem Gespräch, das gerade geführt wird.
DU LIEST GERADE
At First Kiss
Romance„Weil ich nichts wert bin.", flüstert sie. Ihre Worte sind nur ein Hauch, aber ich habe sie klar und deutlich verstanden. Entsetzen durchflutet meinen gesamten Körper. Ich habe nicht gedacht, dass so viel mehr hinter ihrer Schüchternheit steckt. Ver...