At First Kiss

Kapitel 29 - Brooke

Obwohl ich mich den restlichen Abend an Wasser halte und langsam spüre, wie der Rausch des Alkohols verblasst, bleibt das Freiheitsgefühl und meine gute Laune wächst mit jedem Song, der durch die große Aula hallt.

Während Ivy und ich wie die Irren tanzen, immer wieder die Arme in die Höhe reißen und laut mitgrölen, stehen die Jungs ein paar Meter entfernt an der Bar. Keith lässt seine Freundin nicht aus den Augen, kräuselt aber amüsiert die Lippen, als Ivy und ich bei den ersten Tönen eines Backstreet Boys Songs kreischend auf und ab springen. Drick und Adam unterhalten sich seit geraumer Zeit mit zwei Blondinen, bei denen ich stark auf Kommilitoninnen von ihnen tippe. Diese elegante Freizügigkeit ihres Outfits und das perfekte Make-Up passt nur zu Juristinnen. Summer ist vor einiger Zeit mit einem ihrer Arbeitskollegen verschwunden und Willow und Ruby haben es keine Stunde hier ausgehalten, bevor sie nach Hause gegangen sind.

Aber da ich nicht einmal damit gerechnet habe, dass sie überhaupt mitkommen, bin ich fast schon etwas stolz auf die beiden.

Immer wieder fliegt mein Blick zu Adam. Ich will mir verbieten, eifersüchtig zu sein, schließlich habe ich dazu überhaupt kein Recht und trotzdem fährt jedes Mal ein stechender Schmerz durch meine Brust, wenn er über einen Kommentar der beiden Schönheiten lacht oder sich näher zu ihnen hinab beugt.

Als die Backstreet Boys von den Black Eyed Peas abgelöst werden, schafft Ivy ohne es zu bemerken, Adam zumindest für die nächsten zehn Minuten aus meinen Gedanken zu vertreiben. Sie greift nach meinen Händen, reißt sie den Text trällernd in die Höhe und dreht uns einmal im Halbkreis. Die Bar habe ich nun im Rücken, was mir aber nichts ausmacht.

Ganz im Gegenteil, nun schalte ich vollkommen ab. Ich genieße den Rausch der Party nur umso mehr und feiere mit Ivy einen Song nach dem anderen. Nach Stunden, die sich gleichzeitig wie Sekunden angefühlt haben, bemerke ich, dass es dieses Mal Ivy ist, die nicht mehr bei der Sache ist. Ihr Blick ist verschleiert und wie gebannt auf etwas in meinem Rücken gerichtet. Als ich über die Schulter direkt in Keiths lasziv grinsendes Gesicht sehe, begreife ich sofort. Die Versprechen für die heutige Nacht, die sie sich gerade geben, kann sogar ich verstehen.

Gespielt angewidert gebe ich Ivy einen kleinen Stups Richtung Bar, direkt in die Arme ihres Freundes.

„Sucht euch ein Zimmer!", brülle ich über die dröhnende Musik hinweg.

Kaum habe ich das gesagt, liegen Ivys Lippen schon auf Keiths und seine Hände wandern auf ihren Hintern, während sie ihn noch enger an die Bar presst. Ivy hat definitiv nicht auf Wasser umgeschwenkt, sobald wir hier eingetroffen sind. Derart offensiv wird sie in der Öffentlichkeit nur, wenn sie etwas Alkohol intus hat.

Ich lehne mich ebenfalls mit etwas Abstand zu den beiden Turteltauben an die Bar. Direkt neben Adam. Als ich aufsehe, trifft mein Blick seine schilfgrünen Augen. Er schiebt mir meinen Wasserbecher vor die Nase und bricht unseren Blickkontakt nicht ab, als er einen Schluck aus seiner Bierflasche nimmt. Es kommt mir beinahe so vor, als würde er in Zeitlupe trinken. Als er schluckt, hüpft sein Adamsapfel und lässt meinen Mund staubtrocken werden. Das Grinsen, das sich auf seinen Lippen ausbreitet, als er die Flasche wieder absetzt, zeigt deutlich, dass er mir ganz genau im Gesicht ablesen kann, welche Wirkung er gerade auf mich hatte.

Und bei Gott, sein Grinsen ist noch schlimmer. Es erinnert mich an all die wunderbaren Sachen, die sein Mund schon mit mir angestellt hat. Meine Wangen werden feuerrot und ich senke rasch den Blick. Meinen Becher leere ich in einem Zug, doch das mittlerweile lauwarme Wasser ist nicht in der Lage das Glühen in mir zu mildern.

„Wir verschwinden auch.", ertönt plötzlich Keiths Stimme direkt neben meinem Ohr. Erschrocken zucke ich zusammen, nicke dem engumschlungenen Pärchen aber grinsend hinterher. Ivy winkt mir etwas schwankend aber mit deutlicher Vorfreude auf die restliche Nacht zum Abschied und ich hebe ebenfalls kurz die Hand.