Ich hasse diese Events. Überall sind Fotographen, die schick gekleideten Leute um mich herum machen mich nervös, während ich die ganze Zeit das Gefühl habe, pausenlos gemustert zu werden.
Doch dann spüre ich das mir nur zu vertraute Prickeln im Nacken und ich vergesse all die negativen Gefühle, die diese Party in mir auslöst. Meine Mundwinkel verziehen sich zu einem Lächeln, während ich mich beeile, mich umzudrehen.
Spätestens, als ich in Adams strahlende schilfgrüne Iriden blicke, ist es mir egal, dass meine Strumpfhose eine Laufmasche hat, auf die mich schon zwei andere Frauen hier angesprochen haben und auch, dass sie sich in eine Ecke verkrochen haben, um über mich zu reden.
Denn wenn Adam mich so anschaut, dann ist mir alles andere egal. Ich habe noch immer Probleme damit, mich in seiner Welt zurecht zu finden, vor allem, wenn er mich alleine lassen muss, weil er Interviews halten oder wichtige Gespräche führen muss.
Aber was ist schon eine halbe Stunde an einem Abend gegen sieben Tage die Woche, in denen ich überglücklich bin?
Ich bin selbstsicherer denn je und das liegt nicht daran, dass ich den tollsten Mann an meiner Seite habe, den ich mir vorstellen kann, sondern daran, dass ich lerne, mich jeden Tag ein Stück mehr zu lieben.
Auf dem Weg zu mir wird Adam von einem älteren Mann aufgehalten und ich spiele ungeduldig am Strohhalm meines Getränks, bis er sich endlich aus der Unterhaltung befreien kann und schließlich neben mir steht.
Er schlingt einen Arm um meine Hüfte und zieht mich an seinen Körper. Sofort umfängt mich seine Wärme und sein vertrauter Geruch und ich wünschte, wir wären nicht auf dieser elenden Feier, sondern allein in einem unserer Zimmer.
Genau das Gleiche scheint auch Adam durch den Kopf zu gehen, denn er lehnt seine Stirn an meinen Kopf und seufzt schwer auf.
Noch immer ist er auf der Suche nach einem passenden Manager, was bedeutet, dass er seinen ganzen Papierkram derzeit selbst erledigt. Ein schweres Unterfangen, aber er kämpft sich durch. Sein Studium hat er erst einmal auf Eis gelegt, aber im nächsten Semester plant er ein paar Wirtschaftskurse zu belegen, um möglichst bald seinen Abschluss machen und in der Profi-Tour voll durchstarten zu können.
Denn die Aussichten, dass er schon bald auf einem Listenplatz stehen wird, sind großartig. Adam hat schon jetzt, vor Ablauf der Saison, den Titelgewinn sicher und die Freude, die er beim Tennis spielen empfindet, ist größer denn je.
Das ist ihm mehr als deutlich anzusehen.
„Können wir endlich nach Hause?", brummt Adam in mein Haar, was mich leise auflachen lässt.
Ich würde nichts lieber tun, als mit ihm zusammen von hier zu verschwinden, aber ich weiß ziemlich sicher, dass er noch einige Gespräche zu führen hat.
„Was sagt dein Manager dazu?", stelle ich ihm deshalb die Gegenfrage und ernte zunächst nur ein leises Brummen.
„Ich hasse diese Veranstaltungen.", bestätigt er meine Vermutung, dass wir hier so schnell nicht wegkommen.
Dann fällt mein Blick auf Adams Vater und ich stocke kurz. Robert Ansley mag mich nicht besonders, das ist von Anfang an so gewesen. Aber es wird besser. Genauso, wie Adams Verhältnis zu seinem Dad von Treffen zu Treffen normaler wird. Die beiden sind noch immer unglaublich verkrampft. Sein Vater mischt sich noch immer viel zu gerne in Adams Leben ein, aber dieser hat gelernt, ihm Grenzen aufzuzeigen, die sein Dad tatsächlich immer schneller akzeptiert.
„Er hat uns Sonntag zum Essen eingeladen.", höre ich Adam sagen, dem nicht entgangen ist, welche Person meine Aufmerksamkeit von ihm gezogen hat.
„Das klingt großartig.", antworte ich vielleicht eine Spur zu fröhlich, was Adam zum Lachen bringt.
„Wir müssen nicht hin."
Etwas zu ruckartig drehe ich mich zu ihm um und verschränke die Hände in seinem Nacken.
„Doch. Sie sind deine Familie und es fängt gerade an gut zwischen euch zu werden. Dafür ertrage ich es locker, ein paar angespannte Stunden mit deinen Eltern zusammen an einem Tisch zu sitzen.", witzle ich und imitiere sein Zwinkern, das ich so sehr liebe.
„Womit habe ich eine Frau wie dich verdient?"
Grinsen lehne ich den Kopf zurück und hauche ihm einen Kuss auf die Lippen, doch Adam vereitelt meine Pläne, mich wieder zurück zu ziehen. Mit seiner Hand an meiner Wange zieht er mein Gesicht näher an seines heran und intensiviert unseren Kuss.
Ich gewähre seiner Zunge Einlass, umspiele sie mit meiner und seufze leise in unseren Kuss hinein, bis ich mich wieder besinne, wo wir uns gerade befinden. Mit hochrotem Kopf löse ich mich von Adam und bringe etwas Abstand zwischen uns. Meine Wangen glühen, während ich mich scheu umsehe, ob uns jemand bei diesem nicht ganz keuschen Kuss gesehen hat. Das sorgt nur dafür, dass Adams Brust an meiner Seite zu vibrieren beginnt und sein dunkles Lachen zu mir dringt.
„Du machst dich über mich lustig.", beschwere ich mich und boxe Adam gegen den Oberarm, doch ich muss selbst in sein Lachen miteinstimmen.
„Ich versuche nur nach wie vor das schüchterne Mädchen, das du in der Öffentlichkeit bist mit der heißen Frau im Schlafzimmer in Verbindung zu bringen."
Erschrocken reiße ich die Augen auf und gebe einen undefinierbaren Laut von mir. Weil ich absolut nicht weiß, was ich darauf antworten soll, landet meine Faust noch einmal auf Adams Oberarm. Das bringt ihn nur noch mehr zum Lachen.
Zugegeben, er hat Recht. Während ich noch immer Probleme habe, gewisse Dinge laut auszusprechen, wage ich immer mehr, wenn es darum geht, Adam den Kopf zu verdrehen.
Denn es stellt unglaubliches mit mir an, wenn ich sehe, wie verrückt Adam nach mir ist. Ich kann es selbst kaum glauben, was ich mich heute Abend gewagt habe.
Weil Adam noch nicht den blassesten Schimmer davon hat, beuge ich mich zu seinem Ohr vor, versuche aber nicht sonderlich verführerisch zu klingen, das würde ich ohnehin vermasseln.
„Würde es dir helfen, wenn ich dir sage, dass das schüchterne Mädchen heute kein Höschen trägt?"
Ich schaue Adam genau rechtzeitig wieder in die Augen, sodass ich sehe, wie sich das Schilfgrün seiner Augen überrascht weitet.
Und dann presst er mich mit seinen Händen um meine Hüften ein Stück dichter an sich heran und verschlingt meine Lippen mit seinen. Es ist ein verheißungsvolles Versprechen, was heute Nacht noch passieren wird.
„Gott, ich liebe dich.", murmelt er an meine Lippen.
„Und ich liebe dich.", erwidere ich.
„Seit dem ersten Kuss."

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At First Kiss
Romance„Weil ich nichts wert bin.", flüstert sie. Ihre Worte sind nur ein Hauch, aber ich habe sie klar und deutlich verstanden. Entsetzen durchflutet meinen gesamten Körper. Ich habe nicht gedacht, dass so viel mehr hinter ihrer Schüchternheit steckt. Ver...