Kapitel 35 - Brooke

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Ich habe gedacht, es ist schwierig gewesen, Adam davon abzubringen, jetzt schon Pizza zu bestellen, schließlich habe ich gewusst, dass der Lock-Anruf Punkt 19:30 gestartet wird. Ihn dazu zu bringen, diesen verdammten Anruf anzunehmen, ist allerdings noch viel schwieriger gewesen. Doch die Fassade zu wahren und bei seiner Wut nicht in schallendes Gelächter auszubrechen, ist schier unmöglich.

Nur mit Mühe habe ich es geschafft, unseren Plan nicht schon in der WG-Küche über den Haufen zu werfen.

Während Adam hinter mir die Treppe des Wohnkomplexes heruntergegangen ist, habe ich es mir für einige Sekunden gestattet, breit vor mich hin zu grinsen. Sonst wäre ich im Auto wahrscheinlich mittlerweile zusammengebrochen.

Auch, wenn ich merke, dass Adam gerade tausend Tode stirbt, weil er wirklich denkt, dass das Haus seiner Eltern voller Wasser läuft, bringe ich kein Wort der Beruhigung über die Lippen.

Denn ich bin damit beschäftigt, mir von innen auf die Wange zu beißen und zu verhindern, dass ich loslache.

Mein Smartphone habe ich auf dem Schoß liegen, weil ich Ivy mit flinken Fingern darüber informiert haben, dass wir uns gerade auf den Weg machen.

Adler und Schleiereule sind unterwegs.

Habe ich ihr ganz kryptisch mitgeteilt, weil ein sitzen jetzt im Auto einfach zu plump und für die Situation nicht komisch genug gewesen ist. Als Antwort hat Ivy einen Daumen nach oben, einen Adler und eine Eule geschickt.

Das sorgt nur dafür, dass ich mich noch mehr zusammenreißen muss, nicht loszuprusten.

Als Adam in der Küche explodiert ist, habe ich für einen kurzen Augenblick Bedenken gehabt, dass wir vielleicht etwas zu weit gegangen sind, aber hier im Auto ist keine Sorge mehr zu sehen, sondern nur blanke Wut auf Keith.

Adam umklammert das Lenkrad mit eisernem Griff und hat den Blick fest auf die Straße gepinnt. Die untergehende Sonne taucht die näherkommenden Wälder in ein wunderschönes rotes Licht.

Die ganze Fahrt über, platze ich schier vor Vorfreude. Ich bin so gespannt darauf, wie Adam gleich reagieren wird und ob er wirklich überhaupt nichts geahnt hat, obwohl wir ihm letzte Woche einer nach den anderen ziemlich miese Entschuldigungen aufgebunden haben, weshalb wir keine Zeit für seinen Geburtstag haben.

Und dann biegen wir auf den kleinen Parkplatz ab, auf dem wir immer die Autos abstellen, wenn wir zu dem Ferienhaus gehen. Er ist bis auf Keiths Wagen komplett leer. Die anderen haben sich extra mit ihrem Gepäck, der Dekoration und den Einkäufen in Keiths Wagen gequetscht, obwohl sie auch noch den Pick-Up hätten nehmen können, aber sie wollten nicht, dass Adam schon auf dem Parkplatz etwas ahnt.

Als wir aussteigen, schließt Adam seinen Wagen ab, kaum, dass ich die Tür hinter mir zugeschlagen habe und macht unmittelbar danach Anstalten loszustiefeln. Nervös trete ich von einem Bein auf das andere. Jetzt muss ich noch einmal etwas schauspielern, denn mein Rucksack ist im Kofferraum und dort befinden sich sowohl Adams als auch meine Sachen für die nächsten Stunden.

„Ähm... Adam... ich... ich muss nochmal an den Kofferraum.", stottere ich.

Adam dreht sich mit fragend erhobenen Augenbrauen zu mir um, öffnet zu meiner Erleichterung den Wagen aber ohne weiter nachzuhaken. Ich eile zum Kofferraum und hole meinen Rucksack heraus, schlage keine zwei Sekunden später die Klappe wieder zu und eile zu Adam. Dieser betrachtet mich kritisch.

„Wozu brauchst du denn den?", fragt er völlig verwirrt.

Planlos, wie ich ihm das erklären soll, zucke ich nur mit den Schultern und murmle vielleicht ist er ja nützlich. Vor mich hin. Schnell laufe ich voraus, damit er die Röte auf meinen Wangen und das Zittern meiner Mundwinkel nicht sehen kann.

At First KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt