Kapitel 37 - Brooke

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Mein Körper ist taub. Jeder Zentimeter fühlt sich einfach nur leer an.

Doch während ich äußerlich das Gefühl habe, nichts mehr spüren zu können, frisst mich der innere Schmerz förmlich auf. Ich kann an nichts anderes mehr denken, als diese Demütigung und wie sehr ich mich in Adam getäuscht habe.

Als Ivy, Keith, Drick und Summer mich aus dem Haus am See zu Keiths Auto bringen, bin ich der festen Überzeugung, dass ich einfach nur ein paar Stunden Schlaf brauche, damit es mir wieder besser geht. Aber auch, als ich am nächsten Tag in meinem Bett aufwache, in dem noch immer Adams verdammter Geruch hängt, fühlt sich mein Körper noch immer taub an, während ich innerlich verbrenne.

So vergehen die kommenden Wochen einerseits quälend langsam, ziehen aber gleichzeitig einfach nur an mir vorbei, wie ein Film, der in dreifacher Geschwindigkeit abgespielt wird.

Adam sehe ich nicht ein einziges Mal wieder nach unserem Streit. Er ist lange, bevor ich das Schlafzimmer verlassen habe, allein abgereist. In dem knappen Monat, der mittlerweile vergangen sind, hat er sich nicht einmal in unserem Gruppen-Chat mit Keith, Drick und Ivy zu Wort gemeldet. Selbst, wenn es um Themen gegangen ist, die mich überhaupt nicht betroffen haben.

Es ist fast so, als wäre Adam niemals ein Teil meines Lebens gewesen. Und trotzdem kann ich ihn einfach nicht vergessen. Meine Gedanken drehen sich pausenlos nur um ihn.

Ich analysiere jede Unterhaltung mit ihm, jedes noch so kleine Wort und seine Berührungen, weil ich einfach nicht begreifen kann, dass ich mich so sehr in ihm getäuscht habe.

Wütend schlage ich das Fachbuch, in dem ich die letzten zwei Stunden völlig erfolglos versucht habe zu lesen, zu. Denn egal, was ich mache, ich habe ständig sein Gesicht vor Augen und ich hasse es.

Ich will keine dieser Frauen sein, die sich so von einem Mann, der sie gar nicht will, einnehmen lässt und ihr Leben nicht mehr in den Griff bekommt. Aber genau das ist passiert.

Eine Präsentation nach der anderen habe ich nur mit einem Minimum an Aufwand irgendwie zusammengebastelt. Die Kritik meiner Professoren, dass das gerade so ausreichend gewesen ist, habe ich schulterzuckend hingenommen.

Denn mein Körper ist taub. Zu mir dringt von außen nichts mehr durch, dafür ist der Schmerz in meinem Inneren zu groß.

Bei meinem dritten und letzten Testat in Innere Medizin, habe ich die ganze Zeit Adam zwischen meinen Prüfern sitzen sehen, der mich verspottet und sich darüber lustig macht, dass ich wirklich geglaubt habe, ich könne genug für einen Superstar wie ihn sein. Ich habe kaum ein Wort über die Lippen gebracht, keine Ahnung, wie es zu der 4,0 gereicht hat, um gerade so zu bestehen.

Aber auch das ist mir egal gewesen.

Mein Körper ist taub.

Es ist die einzige Art, wie ich damit umgehen kann, ohne mich nicht wieder in meinem eigenen Selbsthass zu verlieren, also schotte ich mich von allem ab.

Plötzlich klingelt es an meiner Wohnungstür und ich schaue irritiert auf. Wer sollte bei mir klingeln?

„Brooke, wir sind es. Keith und Ivy, wir wollen dich abholen."

Seufzend schließe ich die Augen. Heute muss schon Donnerstag sein.

Ivy hat mir geschrieben, dass sie gegen sechs an meiner Wohnung sein werden. Wir werden gemeinsam zu einem von Summers Sportkursen gehen.

Hätte Ivy mir eine Wahl gelassen, hätte ich abgesagt. Aber das hat sie nicht.

„Komme sofort.", krächze ich und bin mir nicht so ganz sicher, wann ich überhaupt das letzte Mal gesprochen habe.

At First KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt