Kapitel 8 - Brooke

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Ich fasse nicht, dass ich mich wirklich dazu habe überreden lassen. Ich gehe nicht ins Freibad, vor allem nicht mit Leuten die ich kenne und erst recht nicht als Anhängsel einer Horde von Juristinnen mit Model-Figur.

Trotzdem stehe ich gerade vor der Haustür der WG von Drick, zupple zum X-ten Mal an dem Badeanzug unter meinem Sommerkleid herum und warte darauf, dass mein bester Freund aus der Tür kommt. Der Badeanzug liegt so eng um meine großen Brüste, dass sie zusätzlich in die Höhe gedrückt werden und der ohnehin schon gewagte Ausschnitt des Kleides fast schon zu aufdringlich wird. Aber ich habe derzeit nichts anderes für die momentanen Temperaturen. Zumindest nichts, was meine Mutter im letzten Sommer nicht ausgiebig kritisiert hätte.

Die ungewöhnliche Hitze der letzten Tage hat sich zu meinem Bedauern auch heute gehalten. Ich habe wirklich gehofft, dass ein unerbittlicher Regenschauer über State College hereinbricht und mich vor dem Ausflug bewahrt. Natürlich ist der Wettergott nicht auf meiner Seite.

Wieder ziehe ich an dem Träger meines Badeanzuges und schultere den schweren Rucksack. Auch, wenn Drick es mir ausdrücklich verboten hat, habe ich meinen Uni-Kram mitgenommen. Ich habe noch ein paar wissenschaftliche Artikel zu lesen, mal ganz abgesehen davon, dass meine Zusammenfassung für das Testat nächste Woche noch nicht ansatzweise fertig ist.

Eigentlich kann ich es mir nicht leisten, heute den ganzen Tag im Freibad herum zu planschen, aber jedes Mal, wenn ich Drick absage, weil ich noch etwas für die Uni zu machen habe, schaut er mich mit diesem Blick an. Ich hasse den Ausdruck in seinen Augen und das Bedürfnis, mich rechtfertigen zu müssen. Deshalb sage ich meist zu und schleppe einfach alles, was noch erledigt werden muss mit mir herum.

„Na endlich.", seufze ich, als sich die Haustür in meinem Rücken quietschend öffnet.

Doch es ist nicht Drick, dem ich in die Augen sehe, als ich mich umdrehe. Es ist das Jadegrün von Adam. Aufgrund der Verwechslung steigt mir sofort die Röte in die Wangen und ich blicke entschuldigend zu dem riesigen Tennisspieler auf. Als Adams Blick auf mich fällt, ziehe ich ganz automatisch die Schultern ein Stück in die Höhe und trete einen halben Schritt zurück. Schlagartig fühle ich mich noch unwohler in dem enganliegenden Kleid. Ich habe es noch nie getragen, weil es meine Kurven viel zu deutlich abzeichnet. Aber es ist mir lieber, dass ich die ganze Zeit an dem weichen Stoff herumfingere, als ständig die abschätzige Stimme meiner Mutter im Ohr zu haben.

„Hey, Broo..."

Adam bricht mitten in der Begrüßung ab und sein typisches schelmisches Grinsen verrutscht etwas. Ich brauche eine Sekunde zu lange, um zu begreifen, dass das an meinem Ausschnitt liegt. Seine Augen kleben beinahe schon auf meiner Brust und ich verschränke instinktiv die Arme davor. Jetzt glühen meine Wangen endgültig.

Räuspernd reißt Adam seinen Blick in die Höhe, begegnet meinem mit entschuldigendem Ausdruck, während er sichtlich schluckt.

Gott, ist mir das peinlich!

„Drick braucht noch einen Moment. Er ist noch nicht fertig mit Beine rasieren."

Das Zwinkern, das auf seine Worte folgt ist nicht ganz so locker, wie ich es von Adam gewohnt bin, aber er schafft es mit Leichtigkeit die unangenehme Situation von gerade eben zu überspielen und zurück zu seiner Lockerheit zu finden.

Wie so oft bin ich neidisch auf seine entspannte Art.

„Soll ich gleich den Notarzt rufen? Wenn Drick zu einer Rasierklinge greift geht es immer schief.", witzle ich mit kratziger Stimme.

Natürlich weiß ich, dass Drick sich ganz sicher nicht die Beine rasiert. Zwar sind seine dünnen Beine mittlerweile durch das ständige Krafttraining wesentlich muskulöser geworden, sollte er sie aber rasieren, würde man sie noch immer leicht mit den Beinen eines Mädchens verwechseln können.

At First KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt