- Kapitel 26 -

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Ich lag eine ganze Weile auf meinem Bett und immer wieder flossen die heißen Tränen über mein Gesicht und benetzten meine Lippen. Aus der anfänglichen Wut, manifestierte sich eine tiefe Traurigkeit, die mich tief ins Laken zog und mich zu verschlucken drohte. Immer wieder wischte ich mir das Salz von den Lippen und rang nach Luft. In diesen Augenblicken wünschte ich mir, nicht mehr alleine zu sein. Jemanden der mich in den Arm nehmen würde und mir sagen würde, das alles gut wäre, selbst wenn es in diesem Moment nicht der Wahrheit entsprechen würde. Ich drückte meinen Kopf in das Kissen und konnte nicht mehr an mich halten und stieß einen Schrei aus, der von so tief in mir kam und der doch so leise durch das unterdrückende Kissen klang, das ich Angst hatte, niemand würde mich jemals schreien hören können.

Die letzte Träne verließ meine Augen, als ich den steilen Hügel zur peitschenden Weide hinauf stieg und der Mond sich langsam zwischen den Wolken hervor kämpfte. Ich hatte einen Entschluss gefasst und ich würde morgen nicht einmal mehr wissen, ob ich diese bereuen würde, oder nicht. Ich ließ mich an den dicken Stamm der Weide herunter gleiten und zog die Knie dicht an die Brust, nachdem ich das kleine Foto aus meinem Umhang gezogen hatte und ich den kleinen Jungen, der mit einem Drachen über den Strand lief, bei seinen Runden beobachtete. Erneut strich ich über das Bild und mein Kopf schien mir versichern zu wollen, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich wollte mich nicht mehr quälen, wollte nicht mehr hoffen, das jemand mich aus diesem Albtraum wecken würde, so wie der berüchtigte Prinz auf dem weißen Pferd, wie in den alten Märchen meiner Mutter. Doch da war niemand. Weder Pferd, noch Prinz. Ich dachte an Remus, wie er wahrscheinlich in seinem Büro saß, umringt von den kleinen Schülerinnen, die ihn anschmachtend ansahen und seinen Worten lauschten. Doch seine Worte klangen in meinen Ohren nur noch wie das Rauschen eines kalten Flusses, der zwar existierte, jedoch keinen Platz mehr in seinem Herzen hatte.

Als meine Beine kurz vor dem Einschlafen waren, rappelte ich mich langsam auf und trottete Richtung Klippe, von der Remus und ich vor wenigen Wochen gemeinsam gestanden hatten und ich geglaubt hatte, er würde derjenige werden können, der mich endlich aus dieser endlosen Spirale erlöst. Ich kam mir selbst total bescheuert vor, denn das was ich von mir gab, klang wie von einem kleinen, trotzigen Kind, welches den Lolli an der Kasse nicht bekommen hatte. Ich bemitleidete mich so sehr, das ich jedes einzelne Wort davon zu glauben begann, auch wenn ich tief in mir wusste, das es nur die Verzweiflung war, die dort aus mir sprach. Ich blinzelte den letzten Sonnenstrahlen des Tages hinterher und meine Hand griff wie von selbst nach der kleinen Flasche in meinem Umhang und umschloss diese Fest. Erst als die Sonne vollständig verschwunden war, zog ich meine Hand heraus und umklammerte die kleine Viole noch fester. Ein letztes Mal schossen mir Gedanken durch den Kopf, die versuchten, mir meinen Plan auszutreiben, doch ich schob sie beiseite und öffnete mit zitternden Händen die Flasche und setzte Sie an meine nassen Lippen.

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