- Kapitel 8 -

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Der Mond stand nun in voller Größe vor meinem Fenster und meine Müdigkeit war wie weggeblasen. Ein Schauer überkam mich und ich starrte in das helle Licht und meine Nackenhaare stellten sich auf. Ich schmiss mich auf mein Bett und starrte Gedankenverloren an die Decke. Ein unerträglicher Drang danach, mich zu Bewegen, den Schlafsaal zu verlassen, machte sich in mir breit. Im restlichen Schloss war bereits alles dunkel und die Sperrstunde hatte schon vor mehreren Minuten begonnen. Doch ich konnte einfach nicht ruhig im Bett liegen bleiben. Ich krallte mich ins Laken, drückte meinen Kopf ins Kissen, hampelte mit den Armen ,doch nichts schien diesen Drang lindern zu können. So stand ich erneut auf und wanderte im Zimmer auf und ab, wie ein Tiger , den man zu lange eingesperrt hatte. Ich spürte das Blut in meinem Kopf pulsieren und hatte das Gefühl mein Herz würde von nun an außerhalb meiner Brust schlagen. Erst hatte ich das Gefühl innerlich zu verbrennen, dann zu drohte ich zu erfrieren. Ich ballte meine Fäuste zusammen bis die Knöchel weiß waren und nun hatte ich schließlich entgültig die Kontrolle verloren. Mit schnellen, jedoch trotzdem leisen Schritten, durchquerte ich den Gemeinschaftsraum und huschte dann die Menschenleeren Flure entlang. Immer wieder sah ich mich um, die Angst im Nacken entdeckt zu werden, doch auf dem Weg zum großen Tor, traf ich keine Menschenseele. Nur ein paar Geister kreuzten meinen Weg und die Gemälde warfen mir böse Blicke zu, interessierten sich aber sonst kein Stück für mich. So leise wie möglich, öffnete ich das Tor und trat einen befreienden Schritt hinaus in die Nacht. Gerade als ich das Tor schließen wollte, überkam mich das Gefühl , eine Gestalt im Schatten der Mauern gesehen zu haben. Ich lauschte einen Moment, doch es blieb alles ruhig. Erleichtert setzte ich meinen Weg fort und ich spürte wie mich eine unsichtbare Kraft immer weiter zog, so als wüsste ich genau wissen, wohin ich als nächstes gehen sollte. Nach einer Weile erreichte ich den Rand des Verbotenen Waldes. Wie der Name schon vermuten ließ, war dieser für Schüler komplett tabu . Ich schauderte, als mich ein kalter Luftzug umhüllte.

Das brennen in meinem Kopf wurde unerträglich und ich fasste mir an die Stirn. Ich glühte förmlich, doch innerlich zitterte ich vor Kälte. Meine Hände und Füße begannen zu kribbeln und ich hatte das Gefühl von tausenden kleinen Ameisen auf der Haut, die mich mit ihren kleinen Beißern malträtierten. Und Hunger. So einen unendlich großen Hunger hatte ich selten gespürt. Alles um mich herum begann sich zu drehen und egal was ich dagegen zu tun versuchte, scheiterte kläglich . Ich ließ mich auf den Boden sinken um einen möglichen Sturz zu verhindern, doch es wurde einfach nicht besser. Meine Knochen schmerzten und es fühlte sich an, als würde jeder einzelne von Ihnen in mir zerbrechen. Ich konnte den Ausstoß von Schmerzlauten nicht mehr verkneifen. Ich hörte mein eigenes Blut im Körper rauschen , pulsieren , Strömen und das Rascheln der Blätter hatte eine unglaubliche Lautstärke in meinem Trommelfell erreicht. Kurz bevor ich befürchtete, an den unendlichen Schmerzen zu Grunde zu gehen, spürte ich nichts mehr und es war, als würde ich in einen tiefen Schlaf fallen, aus dem ich erst nach sehr langer Zeit wieder erwachen würde.

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