"Was auch immer du da tust, hör auf damit!", schrie die Stimme durch die Dunkelheit und ich glaubte, mir diese ersehnte Stimme nur einzubilden. "Remus..", flüsterte ich und ich hatte das Gefühl, bereits jetzt an meinem Ziel angekommen zu sein. Vielleicht war es auch schon vorbei und so musste sich der Himmel anfühlen, doch der Himmel stürzte über mir ein, als mich zwei starke Arme umschlangen und mich vom Abgrund weg und zu Boden zehrten. Meine Augen wagten sich nicht sich zu öffnen und auch die Hände, die sich in meinen Rücken krallten, taten keine Anstalten, mich loszulassen. "Was tust du nur...", hauchte er, mit dem Gesicht in meinen Haaren. "Es ist meine Schuld gewesen!" , schrie ich schmerzerfüllt und der Griff wurde noch ein Stück fester. "Bitte sprich mit mir..", flehte er und egal was in den letzen Wochen Geschehen war, ich konnte nicht anders, als mich an ihn zu Klammern und mein Gesicht in seinem Jackett zu vergraben.
Für eine ganze Weile hörte man nur mein Schluchzen, während Remus immer wieder mit seiner Hand über meinen Rücken strich. Seine Hose war bis zum Knie feucht geworden, doch er machte keine Anstalten seine Position zu verändern, denn die Angst war zu groß, mich aus der Umklammerung zu lassen, ohne zu Wissen, was vorgefallen war. Doch nach einer Weile war ich es, die sich aus der Umklammerung löste, da der Krampf in meiner Wade langsam schmerzhafter war, als die Gedanken, die durch meinen Kopf geisterten. Ich streckte die Beine von mir, jedoch ohne es zu wagen, Remus ins Gesicht zu sehen. Ohne Vorwarnung durchbrach meine zitternde Stimme die unangenehme Stille.
"Ich hatte einen Bruder...", begann ich leise zu erzählen und nun richtete er sich ebenfalls auf und ich wusste, das er mich ganz genau beobachtete, während ich weiter erzählte. "Ich habe Ihn von der ersten Sekunde an, so abgrundtief geliebt. So sehr, wie man einen Menschen nur lieben konnte." Meine Stimme brach bei dem Gedanken an das kleine Gesicht, welches mich aus der Wiege heraus angelacht hatte, als ich das erste mal einen Blick auf ihn warf. "Wir spielten oft Stundenlang im Wald, versteckten uns vor imaginären Monstern, doch irgendwann waren es die echten Monster, vor denen wir uns verstecken mussten." Meine Finger fummelten an den grünen Grashalmen unter mir und ich hielt mich an ihnen fest, so als würde ich gleich aus der Welt gerissen werden. Der Blick wurde immer getrübter, denn Tränen benetzten meine Augen und mein Herz drohte mit jedem Schlag zu brechen. "Doch es waren nicht die Monster aus den Märchen die wir fürchteten..." Meine Hände ballten sich zu Fäusten und Remus rutschte Zentimeter für Zentimeter näher an mich heran, immer darauf bedacht, sofort sitzen zu bleiben, sollte es mir zu nahe sein. Doch ich ließ in bis auf wenige Zentimeter an mich heran kommen, bis er schließlich eine Hand unter mein Kinn legte und meinen Kopf leicht nach oben drückte. Mit verschleiertem Blick musste ich ihm nun in die Augen gucken. "Ich war das Monster.", presste ich hervor und ich sah mich dabei selbst in der Reflexion seiner Pupillen, die traurig zurück sahen. "Du bist kein Monster...", flüsterte er und strich mir eine Träne von der Wange. "Ich habe gesagt er soll rennen! Und er ist gerannt! Doch nicht weil es unser Spiel war! Er ist gestorben, weil das Monster schneller war als er! Weil ich schneller war!" Ich schrie all den Schmerz heraus, weinte bittere Tränen und Remus ließ es einfach zu. "Du wusstest nicht was passieren würde.", entgegnete er ruhig und strich erneut über meine Wange. "Das bringt ihn mir nicht zurück..." Ich spürte wie ich vor lauter Anstrengung kaum noch Kraft zum sprechen hatte und mein Kreislauf in den Keller ging. Sanft wurde ich zur Seite gezogen und ich wehrte mich nicht mehr dagegen, sondern blieb schließlich auf seinem Schoß liegen. Nur wenige Augenblicke später, spürte ich, wie meine brennenden Augen immer schwerer wurden und ich schließlich mit Remus Hand auf meinen Rücken, ins Land der Träume eintauchte.
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Prisonors of Fate
FanfictionWenn das Leben dich Prüfen will, du nur Schmerz und Verlust kennst, welchen Weg wirst du in deinem Leben gehen? Diese Frage stellt sich auch eine junge Frau, die vom Schicksal verdammt zu sein scheint und nun die Wahl hat, ihre Zukunft endlich zu ak...