Wie wir im Krankenhaus übernachteten

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Sobald der Entschluss feststand den Rosenfelserinnen einen gehörigen Streich zu spielen schienen unsere Köpfe wie leer. Als wären uns mit einem Schlag die Ideen ausgegangen. So saßen wir schon mit Sicherheit über eine Stunde in der Folterkammer und schwiegen vor uns hin. Jeder von uns in seinem eigene Kopf. Nur hin und wieder wurde die Stille durch einzelne blödsinnigen Vorschlägen durchbrochen. Wärend Mücke dafür war einen Hund zu zähmen und ihn zu synchronisieren, wollte Dampfwalze lieber die Schuluniform um schneidern. Persönlich befand ich diesen Vorschlag für besonders unbedacht, zumal es viel zulange dauern würde die Schuluniform jedes Huhns auf dem Schloss um zu schneidern. Nein, uns musste doch etwas besseres einfallen. „Wir könnten ihre Schulbücher verbrennen,"schlug Strehlau gerade in diesem Moment vor. „Ihr wollt wohl unbedingt eine Akte bei der Polizei, was? Nein Jungs, es muss etwas sein, für das sie uns nicht anzeigen können und etwas, was für uns so wenig Konsequenzen wie möglich mit sich bringt." Die Jungs nickten einstimmig. „Aber was?" fragte Walze von der Schauckel her. Die Schauckel war gewissermaße Teil der Aufnahmeprüfung des Ritterrat. Hinter der Tür im Hintergrund sprang durch einen Mechanismus ein Skelett hervor, welches die Jungs liebevoll „Paule" nannten.
„Wenn ich das nur wüsste," Stephan kaute an seinen Fingernägeln herum.
„Jungs. Habt ihr jemals Zucker mit Salz beim Backen verwechselt?" Ich grinste über beide Ohren. „Ne aber ich hab meiner Schwester mal Mehl in den Föhn gekippt." Mücke stand der Schalk ins Gesicht geschrieben. „Und habt ihr jemals Tesafilm, über den Empfänger an der Fernbedinung geklebt, damit eure Mutter euch den Fernseher überlässt?" Stephan hatte offenbar Erfahrung damit. „Das ist perfekt! Gibts noch weitere Vorschläge?" Schnell zückte ich Block und Papier, wärend allerlei Vorschläge und Ideen aus uns heraussprudelten.

An diesem Abend schlief ich schnell ein. Ein bisschen zu schnell. Andern falls hätte ich die leisen Schritte im angrenzenden Zimmer gehört. Das Zimmer gehörte Stephan und Ottokar, und wurde nur durch eine Verbindungstür von meinem getrennt. Was sich auch immer dort im neben Zimmer abspielte, würde ich wohl erst morgen erfahren. Falls die Jungs sich nicht gegen mich verschworen hatten...doch da wurde ich aus meinem Schlaf gerissen. Ein Mädchen Schrei hallte durch die Holztür zu mir herüber. Was zum...? Ich stürzte so schnell es nun einmal im halbverschlafenen Zustand ging aus dem Bett und riss die Holztür auf. „Greta." Ottokar und Stephan hatten offenbar auch schon geschlafen, da ihre Haare verstrubbelt waren und sie Pijamas trugen. Das Fenster im Zimmer stand sperangelweit auf und die Jungs starrten hinaus in die Tiefe. Sie wirkten wie erstarrt. „Wir haben ein Problem."

Der Krankenhauskaffe schmeckte bitter und fad. Wer hätte gedacht, dass ich diese Nacht im Krankenhaus schlafen würde. Und jetzt starrte ich die braune Brühe in meinem Papbecher an. „Na? Kein Wasser?" Ottokar setzte sich neben mich in den Wartebereich. „Schmeckt Kaffe immer so?"Ich sah zu ihm. Ich hatte bisher noch nie Kaffe getrunken. Dieses mal hatte ich mich jedoch für dieses Gebräu entschieden, da mir das Wasser aus dem Wasserautomat nicht mehr recht...frisch vorkam. In was für einem Krankenhaus waren wir ihr bitte? „Normalerweise nicht. Ich muss aber zugeben das ich Kaffe bisher immer zu bitter fand." Gestand Ottokar mit einem Schulterzucken. "Wie spät ist es?" Ich stellte mein halbvollen Becher neben mir auf einem kleinen Tischen ab. "Es muss wohl schon nach 2:00Uhr morgens sein. Es wundert mich wo der Rex, Jean, Frau Doktor Horn und der Graf bleiben."
Automatisch fühlte ich meine Lieder schwer werden. Darauf folgte ein beherzter Gähner. "Woho! Ich wusste garnicht das du deinen Mund so weit auf kriegst." Ich grinste ihn an. "Bei den Mengen an Essen die ich in kürzester Zeit in mich rein stopfe?" Er lächelte und irgendwo tief in meinem Magen regten sich die schon lang vergessenen Schmetterlinge wieder.
"Wo ist Stephan?" Fragte ich, um mich abzulenken,"und die anderen?" Im Warte Zimmer saß nur Strehlau und studierte eine Geo-Zeitschrift. "Die rufen draußen ihre Freundinnen und Schwestern an, um sie zu informieren. Schließlich war das Mädchen eine Rosenfelserin." Ich nickte und meine Lieder fielen von alleine zu, wärend mein langsam Kopf zur Seite kippte.
Diese Nacht schlief ich an Ottokars Schulter ein.

Burg Schreckenstein und ich mittendrinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt