Mina

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„Mina?" zaghaft wagte ich mich näher an das Krankenbett des Mädchens heran. Sie war vor gut drei Stunden aufgewacht. Seit dem waren ihre Eltern bei ihr gewesen und hatten uns so die Möglichkeit verwehrt mit ihr zu reden und alles zu klären. Doch jetzt sprachen sie draußen mit Frau Dr. Horn, dem Rex, und dem Grafen und ließen uns so die Möglichkeit mit dem Mädchen zu sprechen. Bei ihrem Anblick stellten sich die Härchen auf meinen Armen auf und ein Schauer durchlief mich. Ihr rechtes Bein lag in einem mächtigen Verband auf dem Fußteil des Bettes auf. Ihre Arme waren von Metallstücken geschient und um ihrem Kopf und Hals Bereich war ein graues Plastikteil gelegt, sodass sie ihn nicht bewegen konnte. Auf dem blütenweißen Kisse konnte man Blutfl cke erkennen. Ihre Augen schielten zu uns sechs herüber. „Was wollt ihr?" flüsterte sie.
„Sehen wie es dir geht." sagte Stephan. „Pah!"steiß das Mädchen hervor,"ihr seit doch an meiner Lage schuld." "Sind wir nicht,"Strehlau drängte sich an mir vorbei. Das hast du ganz alleine zu verantworten." "Achja? Das heißt also ich wollte das ich zukünftig gelähmt sein werde?" Mina hatte einen sarkastischen Ton angeschlagen. Ihre Worte versagten mir die Stimme und ich fröstelte ein wenig. Gelähmt. Beim besten Willen! Das hatten wir nun wirklich nicht gewollt. Die Jungs erstarrten ebenfalls. "Ja. Ihr habt schon richtig gehört. Ich werde wahrscheinlich nie wieder laufen können. ICH BIN EIN KRÜPPEL!" Ich zog mein Kopf ein, in der Hoffnung das sie mich so nicht sehen würde. Was natürlich ausgemachter Blödsinn war. Eine Träne lief Minas Wange hinunter und ihr Mund verzog sich, als hätte sie auf eine Zitrone gebissen. "Du hattest NICHTS wirklich GARNICHTS an dieser Mauer zu suchen!" Nun kam Dampfwalze mit erhobenem Zeigefinger auf das weinende Mädchen zu. "Glaubt ihr wirklich ich wäre freiwillig, um drei Uhr nachts an eurer beschissenen Mauer hoch geklettert, nur um die Stimme eines Rabens zu spielen?!" Ihr Gesicht wurde immer röter und röter. Bevor ich mich fragen konnte ob das gesund war fuhr uns das Mädchen wieder an. "Ganz Rosenfels hat mich damit allein gelassen. Am Anfang waren es noch mehr Mädchen, die sich den Streich mit mir zusammen ausgedacht hatten. Am Abend haben wir uns dann Stundenlang über eure Dummheit amüsiert. Aber dann wurde es langweiliger und alles hat nicht mehr so viel Spaß gemacht. Vor allem wart ihr immer in den entlegensten Ecken der Burg, an die ich teilweise nicht hinkam. Ich wollte also relativ schnell damit aufhören. Doch die anderen Mädchen zwangen mich. Nur weil ich die kleinste und flinkeste von ihnen war. Und jetzt sitze ich hier und sie kommen mich nicht mal besuchen!" Al diese Wörter klangen so voller Wut und Hass das ich in dem Moment froh war keine Rosenfelserin zu sein. Denn sobald Mina keine Schienen mehr tragen müsste würde sie mich zusammenschlagen da war ich mir sicher. Sie suchte einen Sündenbock, jemand dem sie ihre Lage anhängen kann. Jemanden auf dem sie einschlagen und in den Wahnsinn treiben konnte. Doch das würden ganz sicher nicht wir sein. "Kommt Jungs," ich zog Dampfwalze am Ärmel zurück," wir gehn."
"Hey wartet! Ich bin noch nicht fertig mit euch!" Waren die letzten Worte dich ich von ihr hören sollte.

Burg Schreckenstein und ich mittendrinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt