Klappe, Action und go!

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Ich Frühstückte wie immer an meinem Einzeltisch in hinteren Teil der Mensa. Umgeben von Jungs.
Es war Sontag und Casting Tag.
Sollte ich überhaupt noch hingehen? Ich wrde das einzige Mädchen dort sein. Folglich konnte ich mir ausmalen welche Rollen wohl mir zufallen würden. Doch wo auf dieser verdammten Burg war ich denn bitte nicht das einzige Mädchen?!
Ich entschloss mich mal später eknmal vorbei zu schauen. Schaden konnte es doch nicht?

Um 13:00 Uhr stand ich vor dem Raum, in dem das Casting stattfinden sollte. Ich drückte angespannt die Klinke herunter und betrat den Raum. In dem Raum standen ganz viele Jungs mit Blättern in der Hand in einer Reihe vor mehreren Tischen. Hinter denen der Rex, der Graf, und die, die ihre Rolle schon hatten saßen. Auf einem Plakat an der Wand standen die Rollen, die noch besetzt werden mussten:
Königin
Schitzrichter
Störenfried (Was auch immer das sein sollte)
Prinz
Prinzessin
Adliger aus England (natürlich)

Aha, bestimmt ein literarisches Meisterwerk dieses Stück. Vieleicht überlege ich es mir noch mal. Die Jungs saßen hinter den Tischen und sprachen mit den anderen Schülern. Keiner schien mich bemerkt zu haben. Nicht einmal mein Großvater.
Ich setzte mich auf einen Stuhl und sah zu. Fast alle beworben sich für die Rolle des Adligen, Prinzen und Schitzrichter. Natürlich wollte sich keiner der Jungen die Schmach geben einen weiblichen Charakter zu spielen. Zumindest nicht freiwillig.
Am Ende war noch die Königin und die Prinzessin übrig, wie erwartet.
Also schnappte ich mir ein Skript und las es mir durch. Voll Schnulzig! Das gesamte Stück klang aufgedunsen, kitschig und total klischeehaft. Als hätte es ein fünf jähriger oder so geschrieben.
Ich stand auf und ging nach vorne.
„ Na gut. Ich spiele mit. Unter einer Bedingung: Ich schreibe meinen Text um!" „Greta! Was machst du denn hier! Welch Freude dich zu sehen." Der Graf richtete sich sogleich von seinem Stuhl auf. „Du willst mit machen?" fragte Stephan mit hochgezogenen Augenbrauen. „ Haupsache wir haben eine Königin." sagte der Rex und rieb sich die Schläfen.

2 Tage später:
„ Vor langer, langer Zeit in einem vernen Königreich, begab es sich, dass König Ottokar der erste Geburtstag hatte. Zu ehren dieses Geburtstages sollte ein Tunier stadtfinden. Aber seht nun selbst." beendete Mücke seinen Text. Ich musste einen akuten Brechreiz unterdrücken. Das ich soetwas mit mir machen ließ nur um dazu zu gehören war doch absurd. Wir klatschten. Ich war hinter der Bühne und nähte die letzten Stiche an meinem Kleid. Den Reifrock hatte ich schon, genauso, wie Stoff. Der Kostümfundus der Burg beherbergte alles was das kreative Herz begehrte. Hüte, Kleider, Waffen, Mikros, Stoffe, sogar Pappmaché Höhlen und Lebensgroße Drachen. Was die hier sonst so die restlichen Jahre abgezogen hatten wollte ich lieber garnicht wissen.
Die Jungs hatte ihre Kostüme schon lange, genauso, wie ihre Rollen.
Übrigens, die Prinzessin wurde einfach gestrichen.
Fertig!
Mein Kleid war dunkel grün mit ein bisschen goldfarbenen Verzierungen. Der Stoff war mir in den verstaubten Regalen aufgefallen.
Draußen, vor der Bühne sagte einer nach dem anderen seinen Text auf. Gleich war ich an der Reihe. Ich schlüpfte in das Kleid und setzte mir die schlichte Holzkrone auf, welche mit Goldfarbener Alufolie umwickelt worde war, um sie glänzend zu machen.
Als ich hinter den Vorhang trat. Standen Ottokar, als König und Strehlau, als Prinz bereit, denn gleich sollte die Königliche Familie angekündigt werden. „ Du siehst...spitze aus." sagte Strehlau, „hätte ich bei deinen Nähkünsten garnicht vermutet." Ich lachte empört auf, „als ob du auch nur ein Hauch von meinen Nähkünsten kennst." Zum Glück sah niemand wie ich rot wurde, da sich in dem Moment der Vorhang öffnete.

„Ihre Majestät, König Ottokar mit Gemalin Greta von Schreckenstein und Sohn Prinz Strehlau." An dieser Stelle sollte eigentlich Applaus kommen, dich bei den fünf anwesenden klang es etwas sehr kläglich.
Ich nahm es trotzdem recht ernst. Was sollte es mir jetzt auch bringen zu lachen. Ich wollte vor den anderen nicht unfähig wirken. Also winkte ich ins kleine Publikum und ließ mich von Ottokar an unseren Platz auf der Bühne führen. Ich hörte jemanden pfeifen. Und die Menge lächelte und Ottokar und ich wurden knall rot.
Glücklicherweise ging das Stück weiter.
Aus dem Lautsprecher ertönten Fanfaren. Und die Holzpferde setzten sich in Bewegung. Das diese beiden Monster überhaupt in den Raum passten, war schon ein Wunder. Und wie die Schreckensteiner die beiden Holztiere hier rein bekommen haben will ich mich garnicht erst fragen.
Wir aplaudierten also nur fein und sprachen unseren Text.
„Was ein wunderbares Tunier, Liebes." sagte Ottokar brav auf.
„Da stimme ich dir zu." Erwiederte ich laut genug, um die Holzpferde zu übertönen.
Wir mussten schon schreien um etwas zu verstehen, da die Tiere ungemein quietschen.
„ Stop, Stop, stop! Wo sind die Technicker? Tom, Alex los."sagte der Rex.
Nach diesem kleinem Vorfall verlief das Stück recht reibungslos.

Am Abend saß ich auf meinem Bett und laß mir noch mal das Skript durch.
Ich hatte nämlich nur den Anfang verändert.

Burg Schreckenstein und ich mittendrinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt